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High Noon in Berlin - Es ist fünf vor Zwölf

„High Noon.“ Die blutige Parteischlacht um jeden Wähler geht ihrem Höhepunkt entgegen. Unwillkürlich steht dem Film affinen Bürger der berühmte Italowestern von Sergio Corbucci aus dem Jahr 1968 vor Augen. Der Titel: „Leichen pflastern ihren Weg“, mit dem unvergesslichen Jean-Louis Trintignant. 

Die „Akteure“ des aktuellen „Realo-Streifens“ im „Wilden Deutschland“ sind nicht weniger martialisch. Sie haben ihre blutigen Spuren in Mannheim, Duisburg, Regensburg, Solingen, Magdeburg und jetzt Aschaffenburg hinterlassen. Denn „Tote pflastern auch ihren Weg“. Seit 2019 sind es 89 Anschlagsopfer und kein Sheriff weit und breit und Matt Dillon ist leider schon lange tot!

Das Szenario in Berlin ist allerdings ein wenig komplexer als im Wilden Westen, in dem einst „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus der Mundharmonika erklang und die Zuschauer erschauern ließ. Auf der Realbühne gehen die „Polithelden“ unter Vorspiegelung falscher Tatsachen genauso aufeinander los, nur mit etwas weniger brachialen Methoden. Sie schwören Stein und Bein, sich für die gute Sache und im Namen der Freiheit einzusetzen. Mit List und Tücke werden Hinterhalte und Fallen aufgestellt, es wird getäuscht, gelogen und getürkt, um beim hemmungslosen Kampf an den Urnen als Sieger hervorzugehen. 

Wir Zuschauer werden Zeuge einer Erbarmungslosigkeit, in der uns die immer prekärer werdende Bedrohungslage "bedauerliche", aber "unvermeidliche" „Kollateralschäden“ hinterlässt. Der Politkampf wird auch auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt und in Aschaffenburg ausgetragen. Da kennen unsere Politiker kein Pardon! Doch lehnen wir uns in unsere Sessel zurück und lassen uns mit ein wenig Abstand in die Filmwelt entführen.

Wir kennen das alle aus den lehrreichen Tatort-Krimis. Da stehen sich zwei unversöhnliche Gegner mit gezückten Revolvern gegenüber und fordern sich mit drohenden Stimmen gegenseitig dazu auf, die Waffe wegzuwerfen. Die Sache scheint auf den ersten Blick klar. Wer zuerst abdrückt, hat gewonnen, wenn da nicht die Zuschauer auf den Wohnzimmersesseln säßen und sich angewidert von dem Idioten abwenden, der als erster den Finger krumm macht. Ein echtes Dilemma!

In unserem Fall, nämlich im "Wilden Deutschland“, geht es noch vogelwilder zu als im Jahr 1895. Heute stehen sich gleich vier hasserfüllte Zampanos und eine Lady  Auge in Auge gegenüber und jeder bedroht jeden. Eine nahezu aussichtslose Situation, da niemand einschätzen kann, wer, wann auf wen das Feuer eröffnet. Allerdings gibt es einen klitzekleinen Unterschied zum Duell zweier Revolverhelden vor dem Saloon in Virginia City. 

ich fürchte, der kann auch nix reißen!

Robby, aus Schleswig-Alabama steht mit leicht gespreizten Boots auf der staubigen Straße. Sein sanfter Blick und seine schmeichelnde Stimme sind im ganzen Westen gefürchtet. Die rechte Schusshand schwebt griffbereit über dem Holster, in dem seine Luftpistole steckt, - täuschend echt zwar ..., aber, wie der Name schon sagt, eben nur Luft.

Ihm zur Seite steht Olaf, – der Billy the Kid aus Teltow-Fläming. Auch er hat nicht viel mehr zu bieten als Robby, der Schmeichler. Mit grimmiger Miene und seiner mit sechs Platzpatronen geladenen Schreckschusspistole versucht er gleich zwei Todfeinde in Schach zu halten. Alice aus dem Lindauer Lake-District, gelassen, überlegen und Selbstsicherheit ausstrahlend. In gebührendem Abstand Freddy aus dem Hochsauerlandkreis Montana, in den Bergen seiner Heimat auch Blender genannt. Er richtet die Mündungen seiner beiden Revolver auf die vor Angst schlotternden Gegner und beobachtet mit zusammengekniffenen Augen die beiden Versager Robby und Olli, ohne dabei Alice aus den Augen zu lassen.

"Wie gut", dachte er, "dass die zwei Typen da drüben nicht wissen, dass in meinen beiden Peacemakern keine Munition ist." Freddy ist sich durchaus der eigentlichen Gefahr bewusst, die schussbereit im Hintergrund lauert und nur darauf wartet, dass er einknickt. Alice, auch bekannt als die schlaue Lady und begnadete Schützin, trägt ihre doppelläufige Lupara mit vernichtender Streuweite lässig in ihrer Armbeuge. Ihre mitleidslosen Augen nageln die kampfbereiten Luschen mit unterdrücktem Amüsement auf der anderen Straßenseite fest. Wie es scheint, weiß sie schon, wie die Sache auf der staubigen Mainstreet in Berlin enden wird.

Robby, die Luftnummer, und Olaf, die Platzpatrone schielen hinüber zur großen Uhr an der Poststation der Western Union. Schweißperlen ziehen ihre feuchten Bahnen von der Stirn über die Wangen und tropfen vom Kinn in den staubigen Sand. Fünf vor Zwölf. Nur noch wenige Minuten bis High Noon! Alice lehnt immer noch lässig und regungslos mit ihrer Schrotflinte am Pferdegatter des Saloons.

Es gibt keinen Zweifel, mit dieser Waffe träfe Alice blind und ohne zu zielen drei Brandmauern gleichzeitig, sollte sie Ernst machen. Dann bliebe kein Stein auf dem anderen. Das war unübersehbar allen Beteiligten klar. Freddy fixierte mit seinen Blicken die Gegner. Er konnte in ihren Mienen ablesen, was ihnen durch die Köpfe ging. Es musste eine Lösung her. Aber welche? Solange Alice nicht eingreifen würde, könnte die Sache gut für ihn ausgehen. Aber was, wenn er die zwei Versager umnieten würde? Dann wäre er mit ihr alleine! Gänsehaut zog ihm über den Rücken.

„Ich könnte mit diesen Deppen dort drüben eine Allianz schmieden“, schoss es Freddy in den Sinn. Er schwankte, während sich keine zehn Meter entfernt Schmeichel-Robby und Olaf, der Kahlgeschorene, ergebnislos die Hirne zermarterten. Die brütende Sonne des Klimawandels ließ die Mittagshitze flirren. Freddy dachte wie verrückt und ein Gedanke jagte den Nächsten. „Soll ich mit Robby, der Luftnummer? Oder besser mit Olaf, der Platzpatrone?“ Beide Optionen schienen ihm mehr als unsicher. Hilfe war nicht zu erwarten, weder von Christian, dem Schwätzer, noch von der Kommunisten-Sarah. Wegelagerer und Abstauber, die ihr Pulver längst verschossen haben, nichts weiter....

Freddy, der Blender, atmete tief durch. „Vielleicht könnte ich so tun, als würde ich mich mit den beiden verdammten Losern verbünden und sofort in Deckung gehen. Dann kriegen sie die Breitseite aus zwei Rohren ab.“ Ein böses Grinsen zog in seine Miene. Seine flinken Blicke suchten die Augen der Gegner. Es war ihnen anzusehen, dass sie das Gleiche dachten wie er. "Ausgeschlossen!", murmelte er. "Die sind nicht nur zu blöde, um sich an Alice ranzuwanzen, sie sind zu auch feige."

Doch einfach Abwarten brachte Freddy auch nicht weiter. Mit jeder quälenden Sekunde, die der Zeiger weiter tickte, stieg die unerträgliche Spannung. Freddys Hirn lief auf Hochtouren, während ihm gleichzeitig niederträchtige Gedanken durch die Ganglien schossen. Gedanken, die er seit Jahren fürchtete und sich daher selbst verboten hatte. Aber es half ja nichts, irgendetwas musste jetzt geschehen! "Zu bieten hätte ich ja eine Menge", murmelte er im Selbstgespräch. Wie ein düsterer Geselle kroch ein fürchterlicher Verdacht in seine Synapsen. "Wenn diese Alice nicht nur die zwei Deppen außer Gefecht setzt, sondern anschließend auch mich ...? Um die beiden wäre es zwar nicht schade. Aber was wäre dann mit mir? Zuzutrauen ist ihr ja alles...!" Er weigerte sich, weiterzudenken. 

Beinahe unmerklich schlich sich ein verschlagener Glanz in seine Augen. „Wenn ich mich zum Schein auf die Seite von Alice schlagen würde? Ich könnte ja so tun als ob. Dann wären die beiden A….löcher dort drüben schneller mausetot, als sie denken könnten." Freddy kniff die Lippen zusammen und zuckte ein wenig vor seinen düsteren Fantasien zurück. "Mist, dann hätte ich zwar überlebt, aber hinterher erschießen mich die eigenen Leute, weil sie mir meinen schlauen Trick nicht glauben würden. Schlimmer noch, dann hätte diese Lady freie Bahn und ich wäre erledigt.“

„Verdammt“, presste Freddy kaum hörbar über die Lippen. Er wandte sich der kalt lächelnden Alice zu, die immer noch grinste. „Werf‘ deine Scheiß Lupara endlich auf den Boden und ergib dich“, brüllte er in einem Anfall schäumender Wut hinüber zu Alice. Sein Blick fiel auf die Uhr. Noch zwei Minuten. Doch Alices Lächeln war wie in Stein gemeißelt. Nur jetzt lag ein Anflug von Mitleid in ihren Gesichtszügen. „Ich kann warten“, rief sie zurück. „Es ist gleich zwölf!“

                                     

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