Es ist ja nicht so, als hätten deutsche Bürger nicht hinreichende Erfahrungen mit allerlei „Merkwürdigkeiten“ bei unseren Landtagswahlen machen müssen. Ob es sich nun um fehlende und auch doppelt verschickte Wahlzettel in Berlin handelte, oder Stimmzettel, die versehentlich auf falsche Häufchen der gegnerischen Partei abgelegt wurden, Wunderlichkeiten gab es in der Vergangenheit zuhauf.
Wir erinnern uns: Selbst Mutti, - Gott hab sie in ihrer wohlverdienten Rente selig -, cancelte gleich den ganzen Wahlgang eines Bundeslandes, weil eine Mehrheit böswilliger Bürger die falsche Partei gewählt hatten. Ja, es bestand sogar die Gefahr, dass mehrere Wahlgänge von Nöten gewesen wären, um für die Regierung ein akzeptables Ergebnis zu erzielen. Zum Glück, das darf ich hier verraten, bleibt uns bei dieser Bundestagswahl der Schierlingsbecher erspart, denn unsere Regierung ist gewarnt.
So überrascht es nicht, dass unsere Protagonisten besonderen Wert darauf legen, dass dieses Mal in unseren Wahllokalen alles korrekt und ohne Beanstandungen abläuft. Selbstredend kann man Fehler nie vollständig ausschließen, was die Politik und Wahlmanager dazu bewogen hat, außergewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Es war ein schwieriger Prozess, das möchte vorausschicken. Denn es galt, für die korrekte Stimmabgabe zuverlässige Sicherheitsvorkehrungen zu implementieren, um jeden Betrugs- oder Manipulierungsversuch, aber auch die Möglichkeit, sich für die falsche Partei zu entscheiden, auszuschließen.
Gerade in den sozialen Netzwerken kursieren kurz vor dem Countdown am 23 Februar immer öfter Fake News, in denen Befürchtungen laut werden, dass mit Wahlfälschungen zu rechnen sei, um die AfD zu verhindern. Mit Videos von gefälschten Wahlzetteln soll offenbar das Vertrauen in die Bundestagswahl am kommenden Wochenende untergraben werden.
Um jeden noch so kleinen Zweifel jetzt beim herkömmlichen Wähler auszuschließen, hat der Bundewahlleiter drakonische und sicherlich auch ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. So wurde gemeinsam mit einer Werbeagentur kurzfristig ein griffiger Slogan entwickelt, der gut sichtbar in allen Wahllokalen und Behörden ausgehängt wird und dem Bürger beim Urnengang ein gutes und sicheres Gefühl geben soll:
"Wir sind für Sie da!"
„Wir wählen und füllen für Sie die Wahlunterlagen aus! "
"Ihre Anwesenheit ist dabei nicht notwendig.“
Eine schöne Idee, zumal unerwünschte Wahlbeeinflussungen komplett entfallen, aber auch, weil es vielen Senioren den langen Weg ins Wahllokal erspart, insbesondere in ländlichen Regionen. Somit ist auch an die vielen Altersheime gedacht, in denen die Rentner und gebrechlichen Bewohner bei den zurückliegenden Wahlen unter Anleitung des zuvor geschulten Pflegepersonals die Wahlunterlagen kollektiv ausfüllen mussten. Insofern ist dieser wegweisende Schritt gerade für unsere Alten eine enorme Erleichterung. Doch das gehört der Vergangenheit an.
Mit der neuen Hilfestellung beim Urnengang hat man der unzulässigen Erstarkung der AfD Rechnung getragen, um nicht nur die Brandmauer zu rechtfertigen, sondern dem Wähler nach der Bekanntgabe der endgültigen Auszählung die Gewissheit zu verschaffen, dass er "richtig" gewählt. hat. Briefwahlen, die oft Anlass für Unterstellungen waren, es würde nicht alles mit rechten Dingen zugehen, entfallen nunmehr komplett. Die Wahlunterlagen werden zentral von vertrauenswürdigen Delegierten der Altparteien vorausgefüllt und fließen automatisch in den Auszählungsprozess ein.
Dennoch komme ich an einem Kritikpunkt nicht vorbei. Meines Erachtens bietet die neue Strategie der Bundeswahlleiter keine endgültige Sicherheit, sofern nicht auch gewährleistet ist, dass die Wahlunterlagen gar nicht erst in die Hände der Wähler fallen. Sie müssen meiner Meinung nach vom Aufsichtspersonal und im Beisein des Wahlobmanns der entsprechenden Wahlkreise auch selbst verschlossen und in die Urne geworfen werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass es zu keinen „Unregelmäßigkeiten“ wie in der Vergangenheit kommt.
Wie gewohnt, werden ab 18 Uhr die ersten Hochrechnungen der demoskopischen Institute präsentiert. Zum ersten Mal können wir es uns zuhause auf der Couch gemütlich machen, weil wir zum Glück schon vorher Gewissheit darüber haben, dass die CDU gewinnt, mit den Grünen und den Roten koaliert, Annalena wieder Außenministerin wird und alles seinen gewohnten Gang geht.
Der innovative Vorstoß zur Regulierung von Wahlen, hat überdies den Vorteil, dass sämtliche Wahlanalysen bereits jetzt schon medial vorbereitet werden können. Auch die Wahlsieger der Parteien können sich für die Diskussionsrunden ab heute vorbereiten und ihre Argumente bei den Moderatoren der Sender ab morgen Vormittag einreichen. Endlich können wir sicher sein, dass die AfD unter die 5-Prozent-Hürde rutscht und Habeck unser neuer Kanzler wird.
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