Jetzt auch noch dieser Vorfall: Der FDP-Chef
Christian Lindner wirft der deutschen Regierung implizit
Mafia-Methoden vor und vergleicht die deutschen Behörden mit der Schlampigkeit
der Italiener. Das lassen wir uns natürlich nicht gefallen. Immerhin haben wir auch eine Ehre. Prompt erfolgte
eine Retourkutsche, weil man in Italien laut einer Statistik zum Ergebnis gekommen
ist, dass die deutsche Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit
der Behörden und Verwaltungen in der Rangreihe noch weit hinter Neapel oder
Palermo rangiere. Die hinterlistige Ironie der Italiener scheint Lindner auf die Palme gebracht zu haben. Wie es scheint, dürfen wir mit
harten Reaktionen aus Deutschland rechnen. Ab sofort ist Italien nicht mehr der
Freund deutscher Politiker. Auch wenn man Wikileaks nicht unbedingt trauen
sollte, sicher ist sicher. Seit 5 Uhr 47 wird zurückgestänkert und Affront mit
Affront vergolten.
Aus den Schwaden geschichtlicher Endzeitstimmung, und nach
den verhassten Jahren wirtschaftlichen Abschwungs, bäumt sich die geknechtete
deutsche Seele auf. Sie erinnert sich an vergangene Größe. Italien, Flüchtlinge
und Merkel sei Dank! Schlimm genug, dass Italien andauernd von der Sonne
verwöhnt wird, die neueste Pisa-Studie ist ein weiterer Schlag in das Gesicht
der Absolventen deutscher Hauptschulen. Von unseren syrischen, türkischen,
russischen, albanischen und iranischen Migranten wollen wir erst gar nicht
reden.
Als wenn das nicht genug wäre, äußerte sich der
verjagte Berlusconi kürzlich auf die Frage, wie er zu attraktiven Frauen in der
Politik stünde. Die Antwort war klar und deutlich: Er und sein osmanischer
Kollege Erdogan sind optischen Genüssen nicht abgeneigt. Angela Merkel gehöre eindeutig
nicht dazu. Heiko Maas hat zu dieser ungeheuren Beleidigung noch keine Stellung
bezogen.
Nun erhebt er sich wieder, der deutsche Adler! Er schwingt
sich auf in dunstige Höhen rauchgeschwängerter Kneipenpolitik. Jetzt werden wieder
Exempel statuiert. Mobilisierung der Bundeswehr! Politiker und Generäle in
Krisensitzungen. Im Mittelpunkt steht eine einzige Frage: Wie schnell können
unsere Spezialtruppen mit ihren Transall-Maschinen aus den derzeitigen
Kriegsgebieten abgezogen und in Südtirol eingesetzt werden, um mit
Luftlandetruppen die dortigen Bunkersysteme nach terroristischen Anhängern der
Lega Nord zu durchkämmen.
In Planung – so hört man aus gut informierten Kreisen,
sei auch die Dauer-Beschallung des Belagerungsgebietes jenseits von Brixen mit
deutscher Marschmusik. Weil man mit erbittertem Widerstand rechnet, prüft man
derzeit, ob es gegen die Genfer Konvention verstößt, deutsches Liedgut vor den
Ausgängen des Bunkerlabyrinths in sächsisch singen zu lassen. Gezielter Abwurf von Knödeln mit Sauerkraut über der
gesamten Po-Ebene ist jedenfalls beschlossene Sache. Sabotagetrupps sollen die
Latifundien in der Toskana besetzen, um einen Brückenkopf nach Rom zu bilden.
Letzten Verlautbarungen zufolge benötigt die Bundesrepublik bei der
nachhaltigen Vernichtung italienischen Parmaschinkens nicht die Zustimmung der
Nato. Bedauerlicherweise wurden erste Invasionspläne zurückgestellt, bedingt
durch den Mangel an tarnfarbenen Tampons für deutsche Soldatinnen. Trotzdem!
Wir sind wieder wer, wir schlagen zurück!
Um den Einsatz deutscher Truppen zu refinanzieren,
forderte der Finanzminister die sofortige Besteuerung von Pizza ai funghi und
kündigte zusätzlich eine Ramazottigebühr an. Grappa und Campari werden auf den
Index gesetzt. Der Verstoß gegen das Ausschankverbot wird als Landesverrat
gewertet. Die europäische Nudelkommission plädierte dafür, die Länge der Spaghetti
auf maximal 3 cm begrenzen und die Herstellung von Parmesankäse gänzlich zu
verbieten.
Inzwischen wurde der Verfassungsschutz angewiesen,
italienische Eisdielen als mögliche Orte subversiver Umtriebe zu observieren.
Mischehen zwischen Italienern und Deutschen sind per Gesetz ab sofort nicht
mehr zulässig. Das auswärtige Amt hat bereits damit begonnen, mit
Spezialeinheiten der Marine die italienische Küste von deutschen Touristen und
syrischen Eindringlingen zu säubern. Die Vorräte italienischer Weine werden
öffentlich -, nach dem Vorbild damaliger Bücherverbrennungen -, im Rahmen
nationalistischer Feierstunden in die Kanalgullys geschüttet.
Die Regierung Österreichs wurde ultimativ
aufgefordert, deutschen Truppen die Durchmarschrechte einzuräumen, andernfalls
würde das Alpenland zwangsweise Bayern angeschlossen. Die populistische Partei
des verstorbenen Jörg Haider hat bereits letzte Woche den Zusammenschluss
befürwortet und die Kasernen in Kärnten für deutsche Truppen räumen lassen.
Begründet hat man diesen Schritt, dass das Maß an Korruption in Österreich
längst noch nicht deutsches Niveau erreicht habe und man sich auf diesem Weg
Synergie-Effekte erhofft. Auch die Eingliederung Bozens und die Umwandlung in
ein Groß-Bayern sind nach letzten Meldungen der Landeshauptstadt längst in Auge
gefasst. Stoiber hat sich gestern aus dem Ruhestand zurückgemeldet und in
diesem Zusammenhang das Völkerkundemuseum angewiesen, die Krone der
Wittelsbacher ans bayerische Staatsministerium zu überstellen, um die termingerechte
Anpassung an sein Kopfmaß in Angriff zu nehmen.
Die Grünen stehen dem Einmarschgedanken skeptisch
gegenüber. Claudia Roth hat angekündigt, die Sumpfgebiete Norditaliens, die
schon Hannibal den Fieberschweiß auf die Stirn trieben, aus artenschutzrechtlichen
Gründen von der Invasion auszuklammern. Stattdessen kündigte sie an, die
Italiener bei importierten Rotweinen aus Apulien mit einem Flaschenpfand in die
Knie zu zwingen. Ein Ruck geht durch Deutschland. Jeder kann spüren, wie frischer Wind die
Bildzeitungsblätter espig erzittern lässt. Wir erinnern uns vergangener Größe!
Deutsche Bischöfe, seit dem Investiturstreit schmählich dem päpstlichen Joch
unterworfen, stellen klerikale Stoßtrupps in kardinalrot zusammen und halten
sich für die Annektion des Vatikans bereit. Nach unbestätigten Meldungen von
Reuters soll es in Mittelitalien erste Explosionen nach dem mobilisierten
Genuss deutscher Hülsenfrucht-Gerichte gegeben haben.
Die ausgegebene Parole heißt ab sofort: Man spricht
deutsch, wo Ordnung herrscht. Gnade den Azzurri Gott, wenn die deutsche
Straßenverkehrsordnung in Neapel und Rom eingeführt wird. Adesso basta! Ich
nehme meine Espressomaschine und mein über alles geliebtes Zitronenbäumchen,
und schließe mich den Brigaden der Vernunft an. Bis zum letzten Gnoccho al
Pomodoro werde ich Widerstand leisten. Bußgeldbescheide aus Deutschland, Punkte
in Flensburg und Christian Lindner haben wir Italiener nicht verdient.
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