Jetzt wissen wir es endlich
ganz genau. Und der nordrhein-westfälische Innenminister Jäger auch, denn er
fordert rechtliche Konsequenzen. Weswegen eigentlich? Weil das unfassbare Behördenversagen strafbar ist? Ich könnte es ihm viel
eher nachempfinden, dass er beleidigt ist, weil er sich unangenehmen Fragen
stellen muss und er persönlich noch nicht schön längst verhaftet wurde.
Ich will gar nicht wissen, wie man es in Deutschland
anstellt, sich gleich 14 unterschiedliche Identitäten zuzulegen. Die Tatsache
als solche beweist, dass man nicht nur einen Herrn Jäger, sondern gleich die
gesamte Führung des „Bamf“ in eine Gemeinschaftszelle einsperren müsste.
Allerdings getrennt vom Führungsgremium der Sozialämter, ansonsten stünde zu
befürchten, dass sich diese Sesselfurzer noch nachträglich gegenseitig ein
Alibi wegen vorsätzlicher Unfähigkeit ausstellen.
Sieben Mal war Amri laut Minister Jäger im gemeinsamen
Terrorabwehrzentrum der Behörden Thema. Sein Telefon wurde sechs Monate lang
abgehört, Ermittler beschatteten ihn. Beweise, dass der Tunesier zum
Terroristen wurde, fanden sich auch dabei nicht. „Wir können in einem
Rechtsstaat Gefährder nicht einfach vorsorglich wegsperren" - so die
Verantwortlichen der Justiz. Es brauche Tatsachen, nicht Hörensagen, so der
Innenminister. Ja hält dieser Beamtendödel die Menschheit für verblödet?
Welchen Zweck verfolgte denn dieser Amri mit seinen Identitäten? Doch wohl, um
sich mit Geld zu versorgen.
Anis Amri kam ja anscheinend sehr gut über die Runden. Man
stelle sich vor, der Kerl schlendert am Monatsende in Dortmund ins Sozialamt
als Machmud Gamal und verlässt das Gebäude wieder als Mohamed Muamar mit 1.000
Euro durch den Hinterausgang. Danach klappert er weitere 12 Sozialämter in NRW
ab und kassiert jedes Mal mit einem neuen Namen seine Flüchtlings-Stütze.
Spätestens bei solchen, auf der Hand liegenden Vorgängen muss doch irgendeinem
dieser überwachenden Beamtenluschen aufgefallen sein, dass da irgendetwas nicht
stimmen kann. Ich frage mich, ob dem Observationsteams klar war, wen sie
gerade in die unterschiedlichen Sozialämter begleitet haben.
Ich gebe zu, ich wäre zu vergesslich, mir alle diese Namen,
Geburtsdaten und -orte zu merken, um mir im Anschluss bei meinen diversen
Sachbearbeitern im Sozialamt die Kohle aushändigen zu lassen. Wahrscheinlich
hatte Amri immer einen Spickzettel dabei, damit er bei der Auszahlung nicht
durcheinander kommt. Die Lachnummer setzt sich monatelang fort und ist für mein
beschränktes Hirn irgendwie unvorstellbar.
Wenn es einem Focus-Journalisten gelungen ist, sich in 35
Flüchtlingsheimen mit 10 Identitäten unerkannt anzumelden und dort leben
konnte, kann man sich das Ausmaß der Schlamperei leicht selbst ausmalen. Die
Auffanglager sind nicht miteinander vernetzt und es gibt keinen Datenaustausch.
Es reicht aus, sich einen Namen auszudenken und das Flüchtlingsgeld
entgegenzunehmen. Das Schlaraffenland ist nichts dagegen.
Haben die BND-Fuzzis oder
verdeckten Ermittler sich während der „Sozial-Transaktionen“ von Anis Amri -,
gleich gegenüber des Amtes für Sozialwesen -, in der Kneipe eine kleine Pause
gegönnt und ne Currywurst mit Majo gegessen? Oder gehört der Begriff Überwachung
zu dem beliebten „wording“ unserer Politiker und bedeutet eigentlich
wegschauen? Ich will unseren Kriminalisten nicht unterstellen, dass sie sich
bei der Überwachung dämlich anstellen. Vielmehr glaube ich, dass eine
Überwachung erst gar nicht erfolgt ist und Jäger nur irgendetwas behauptet, um
sich selbst und seine monatliche Apanage zu retten.
Das Ganze gipfelte, wie wir wissen, in einem blutigen
Terrorakt in Berlin. Wie heute endlich bekannt wurde, ist Amri nach dem
Attentat zu Fuß zum Bahnhof Zoo, hat beiläufig noch einmal in eine der
Überwachungskameras gewinkt und sich dann ein Rundreise-Ticket quer durch
Europa gegönnt. Selbst, wenn ich konstatiere, dass die Polizei unterbesetzt
ist, erschließt es sich mir nicht, weshalb man innerhalb einer viertel Stunde
nicht mindestens den nächstgelegenen Bahnhof abriegeln kann. Denn schneller
kann Amri dort nicht gewesen sein.
Nein, ich lasse mir
angesichts der vielen Pannen keinen Bären aufbinden. Selbst wenn Herr Minister
Jäger hundert Mal behauptet, man hätte keine Handhabe gegen Anis Amri gehabt.
Die Sache stinkt über den Himmel hinaus, denn die Bundes-Kloake ist einfach zu groß. Man sollte wirklich Nägel mit Köpfen machen und
Herrn Jäger mitsamt seiner unfähigen Entourage zum Teufel jagen.
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