Der „Tatort“ aus Franken, ein neuerliches, beinahe
unerträgliches Propagandastück aus der staatlichen Filmförderung, thematisiert
einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft. Der gesellschaftspolitische
Auftrag, der mittlerweile in nicht hinterfragter Willfährigkeit beinahe alle Krimis im TV erfasst hat, war nicht nur
handwerklich, er war auch inhaltlich und dramaturgisch eine Zumutung. Der Autor
Holger Karsten Schmidt bediente in seinem staatlich geförderten
Erziehungsstreifen fast alle Klischees, die ihm eingefallen sind. Es fehlte eigentlich
nur noch, dass die Schläger-Nazis aus dem Ostteil Deutschlands aus Dresden
kommen und PEGIDA-Shirts tragen. Er sollte das Schreiben aufgeben und eine für
ihn nützlichere Arbeit annehmen. Er ist eine Schande für alle guten
Krimiautoren.
Ich möchte keinen Tatort
anschauen, in dem mir der Eindruck vermittelt werden soll, die Verantwortung
für alles Schlimme, was den armen Flüchtlingen angetan wird, übernehmen zu
müssen. Noch weniger möchte ich mit dem implizit "pädagogisch erhobenen Zeigefinger"
umerzogen werden, um Merkels Flüchtlings-Desaster im milden Licht zu sehen.
Auch wenn einige inhaltliche Sequenzen stimmen mögen, das zusammengeschusterte
Thema mit einem kläglich manipulativen und moralisierenden Anspruch spottete jeder Beschreibung.
In dilettantischer Manier versuchen die Medien mit noch so
schlechten Drehbüchern dem Publikum auf dem heimischen Sofa Humanität und
Verständnis für die Flüchtlinge zu vermitteln. Plausibilität gleich Null. Von
der Undercover-Story bis zum irgendwie ein bisschen rechtsradikalen
Brandanschlag - die ganze Geschichte ist konstruiert bis hin zum Kommissar
Voss, der sich als „Tschetschene“ ins Lager einschleusen lässt, um dort
verdeckt zu ermitteln. Einfach lächerlich und überdies stümperhaft gemacht.
Niemals gäbe es in BRD eine Genehmigung für einen solchen
Alleingang. Ohne Antrag der Staatsanwaltschaft und einen darauf abzielenden
richterlichen Beschluss ist es nicht möglich, zu einer solch besonderen
Maßnahme zu greifen. Der Schwachsinn gipfelt darin, dass der Kommissar nicht
einmal ansatzweise TV-Russisch kann, und damit nicht binnen 5 Minuten auffliegt. Die Kommissare bemühen sich vergeblich um den fränkischen Dialekt, die
Flüchtlinge in den Heimen sprechen dagegen gutes Deutsch. Wahrscheinlich gilt
bei den Sendern die vorherrschende Meinung, dass um 20 Uhr 15 nur unterbelichtetes
Volk vor der Mattscheibe sitzt und ihm außer Chips und Bier nichts Anspruchsvolles
zugemutet werden kann, außer dumm gestrickte Fast-Food-Unterhaltung.
Wie war doch gleich die Szene in der 45 Minute? Kommissar
Voss: „Wissen Sie, welches Strafmaß auf einen Geheimnisverrat zum Nachteil der
Bundesrepublik Deutschland steht?“ – „Nein.“ – „Eine Freiheitstrafe nicht unter
zehn Jahren. Ich bin Teil einer verdeckten Ermittlung, Sie sind zum
Stillschweigen verpflichtet.“ Einen solchen Passus gibt es für Kriminalfälle
dieser Art im deutschen Gesetzbuch überhaupt nicht und kann nicht einmal mehr
einen Teenager beeindrucken. Oder sollte es sich um einen Spionagefilm gehandelt
haben und ich habe es gar nicht bemerkt?
Überhaupt strotzte dieses Machwerk von Ungereimtheiten,
nebulösen Handlungen und vollkommen unmöglichen Vorgehensweisen der Kommissarin
Ringelhahn. Für unterirdische Indiskretionen oder dümmliche Drohungen gegenüber
einen renommierten Anwalt, wie sie der Chefermittlerin locker über die Lippen
gingen, würde sie eine Disziplinarstrafe erhalten, die sie so schnell nicht
vergessen würde. So stellt sich der kleine Moritz im Redaktionsbüro des ZDF wohl
gediegene Krimiunterhaltung vor.
Man schleift und würgt sich die Figuren zurecht, bis sie
irgendwie in die konstruierte Handlung passen. Ein weiterer Beleg dafür, wie
lieblos die ARD-Redaktionen zum Teil mit den von ihnen betreuten Figuren
verfahren. In Anbetracht dieses Schwachsinns fragt man sich ernsthaft, wofür die
Redakteure des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eigentlich bezahlt werden.
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