Bei allem Verständnis für die Aufregung über die jüngsten
Vorkommnisse in der Bundeswehr, der unseligen Flüchtlingsdebatten, dem blinden
Polit-Aktionismus, die Zerrissenheit in unserer Gesellschaft wird immer
spürbarer. Breite Bevölkerungsschichten fühlen seit langem, dass es in dieser
Republik an allen Ecken und Enden brodelt, sich Unzufriedenheit ausbreitet und
manchmal auch hochkocht. Die derzeitige Flüchtlingspolitik, unübersehbare
Ungerechtigkeiten und Terrorismusgefahren prallen mit voller Wucht mit den
derzeitig wahlbesoffenen Politikern und ihren öffentlichen Grabenkämpfen
zusammen. Machterhalt statt Arbeit, Siegerposen statt Aufgabenbewältigung.
Niemand spricht die eigentlichen Ursachen an, sie sind auch
nicht für jeden so offensichtlich. Der über Jahrzehnte anhaltende politische
und gesellschaftliche Wandel nahm in der 68er Generation Fahrt auf, dessen
Ergebnis man überall in unserer Republik ablesen kann. Wollte man Bilanz
ziehen, müsste man das bürgerliche Selbstbewusstsein verbunden mit den uns zugeschriebenen,
typisch deutschen Tugenden mit finnischen Polarnächten vergleichen. Tiefe
Dunkelheit und ganz wenig Licht…
Der massive Wertewandel während dieser Zeit zwingt uns die
Frage auf: Wie konnte es beispielsweise dazu kommen, dass sich unbemerkt eine
kleine Terrorzelle bei der Bundeswehr bilden konnte? Man braucht keinen
analytischen Verstand, um die tatsächlichen Gründe nachzuvollziehen, es sind
lediglich ein paar lebhafte Synapsen notwendig. Die Nachkriegsgeneration und
insbesondere die damals politisch Verantwortlichen haben nachhaltig dafür
gesorgt, Bürgern einen kollektiven Verhaltens- und Bewusstseinskodex zu
oktroyieren, die sich in der Wurzel auf die deutsche Nazi-Vergangenheit
bezieht. Die mentale Demutshaltung hat sich zur gesellschaftlichen Neurose
entwickelt und zu einer Vernebelung der eigenen Identität geführt.
Ihre Nachfolger übernahmen die Umerziehung, meist gekoppelt
mit hohen Ämtern und schwindelerregenden Rentenversorgungen, während sich die
68er-Generation vorwiegend mit Liebe, Lust und Flower-Power beschäftigte.
Dreißig Jahre später sind diese schmerzbefreiten Steinewerfer und
Kriegsdienstverweigerer zu Meinungsbildnern, Politiker und Medienschaffenden
mutiert, die mit Verve, Sprache und Duktus eine geradezu unterwürfige Haltung zur
Vergangenheit predigen, mit der sie selbst nie etwas zu tun hatten. Fleißig
biedern sie sich überall dort an, wo es nützlich oder opportun erscheint. Ich
erspare mir die Namen.
Selbst von unseren Kindern, die erst viele Jahre nach dem
Krieg geboren wurden und mit Nationalsozialismus, Rassenpolitik rein gar nichts
zu tun hatten, wird immer noch erwartet, dass sie ihre „geschichtliche Schuld“
wie eine Monstranz vor sich hertragen. Dem nationalen Selbstbewusstsein, was in
soziologischer wie auch psychologischer Hinsicht für jeden Bürger eines
x-beliebigen Staates „normal“ ist, wurde systematisch der Garaus gemacht,
obwohl es längst Zeit ist, sich mit gesundem und auch stolzem Selbstverständnis
auf einen Staat zu besinnen, der durch die Arbeit und das Engagement seiner
Bürger eine bemerkenswerte Stellung auf der Welt eingenommen hat.
Rein vorsorglich sei an dieser Stelle gesagt, dass kein
Mensch vergangene Verbrechen bestreitet oder gar verleugnet. Im Gegenteil. Die
fatalen Folgen des jahrzehntelangen Erziehungsprozesses einer ganzen
Gesellschaft jedoch drücken sich in schizophrenen, angepassten Verhaltensweisen
und widersprüchlichen Lebenseinstellungen aus. Insbesondere in Sprache, Habitus
und Wortwahl. Meinungen werden nur noch geäußert, wenn sie in unserem heutigen
sozial erwünschten Kontext stehen, ansonsten droht verbale Prügel, manchmal
auch die Knute der Justiz.
Begriffe wie Nationalstolz, Korpsgeist, Vaterland,
Patriotismus stehen auf dem sprachlichen Index, Termini, die im
Selbstverständnis einer Gesellschaft, und noch stärker in jeder Armee vorhanden
sein müssen. Verwendung jener Vokabeln dieser Art werden reflexartig als
„braunes Gefasel“ stigmatisiert. In meiner Heimat lächeln wir über die gut
erzogenen Kriecher auf der anderen Seite der Alpen. In Italien, Frankreich,
England oder anderswo weiß man, gerade Soldaten müssen Verteidigunsmotivation
aus ihrem Selbstverständnis beziehen, die eine weich gespülte, deutsche
Gesellschaft ihrer eigenen Armee nicht bietet. Das hat Frau von der Leyen
offenkundig vergessen. Die Bundeswehr braucht positive Anerkennung bei den
eigenen Bürgern, um mit innerer Überzeugung, Einsatzwillen und gefestigter
Geisteshaltung ihren Dienst am Vaterland zu versehen.
Wehe dem, der negativ belegte, bzw. verpönte Begriffe wie
Heimatstolz oder Patriotismus öffentlich verwendet. Er wird als „Nazi“
abgestempelt, und das von Menschen, die in der Regel weder den Begriff, noch
den Sinngehalt definieren könnten. Die weniger Schlauen, und die sind in der
Mehrheit, lassen sich von der so genannten Obrigkeit mit dümmlichen und
pseudo-kompetenten Argumenten in den Schlaf wiegen. Stattdessen werden wir auch
70 Jahre nach Kriegsende mit einer glatt gebügelten, öffentlichen
Geisteshaltung konfrontiert, aus der mehr und mehr Menschen ausbrechen. Viele
still und leise, manche mutiger und offen. Doch die Flüchtlingskrise hat dafür
gesorgt, dass latent schwelender Unmut nun offen ausbricht.
Es ist evident, die verantwortlichen Politiker haben sich
eine herrschende Klasse herangezogen, die gefräßig, faul, rücksichtslos,
ausbeuterisch und gierig ist. Heute verteidigen sie in Regierungsämtern - mit
weitgehender Inkompetenz - ihre Pfründe, zumal man ihnen einen bequemen Platz
am Futtertrog eingerichtet hat. Die große Mehrheit gehört leider zur
dominierten Klasse, duckmäuserisch, feige und ohne jede Lust, selbst
Verantwortung zu übernehmen. Solange das Einfamilienhaus abbezahlt und die
Raten fürs neue Auto beglichen werden können, ist alles in bester Ordnung, man
hält den Mund und denkt nicht nach.
Murrend und tatenlos ertragen wir die offenen Grenzen
unserer Kanzlerin, verärgert nimmt man die Nestbeschmutzerin Frau von der Leyen
in Kauf, wütend verfolgen wir sinnbefreite Talkshows von Maischberger und
Konsorten und nahezu ohnmächtig nimmt man zu Kenntnis, dass die Kriminalität in
den letzten drei Jahren signifikant gestiegen ist. Einzeltäter, wie wir
inzwischen gelernt haben. Nun ja, wie sage ich immer: Manchen Redaktionen und
Mediengestaltern müssten die goldene Hoftrompeten für besonders willfährige
Berichterstattungen verliehen werden.
Bald ist wieder Bundestagswahl. Ich richte mich schon
einmal darauf ein, dass die Kanzlerin am Ruder bleiben und alles beim Alten
bleiben wird, denn wir sind schön angepasst, bequem und außerdem gut erzogen.
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