Erdogan und Incerlik, Katar, Nordkorea, sie sind die
bestimmenden Schlagzeilen dieser Tage, wenn man einmal von den
Nebensächlichkeiten wie Terroranschläge in Europa, den Gummibooten voller
Abenteurer auf dem Mittelmeer, den Klima-Ausstieg der USA, Griechenlands
Milliardenschulden, dem Bombardement der ISIS in Aleppo und den alltäglichen
Beileidsbekundungen unserer Politiker an die Hinterbliebenen in unseren
Großstädten absieht. Was auf den phlegmatischen TV-Konsumenten auf der
heimeligen Couch abendlich hernieder rieselt, ist ohnehin nur noch mit Chips
und Bier verdaulich. Wenn nicht ab und zu die Champions-Ligue oder eine
AFD-Versammlung stattfände, könnte man sich als unbeteiligter Bürger glatt
aufregen.
Syrien ist inzwischen zur Unterhaltungssendung mutiert. Zum
Sonntagsfrühstück gibt es Toast, Orangenmarmelade und Life-Beschuss in den
Frühnachrichten. Feuerstürme fegen über unser morgendliches Brunch hinweg.
Schweinebraten und Knödel werden hastig aufgetragen, während die hübsche
Tageschausprecherin mit sensationsintonierter Stimme die gelungene Bratensauce
mit Blut, Angst und Leid verfeinert. Der schauerliche Tod als Life-Event und
Quotenrenner begleitet uns ins verdiente Wochenende. Mal sehen, wie die Sache
weitergeht. Vielleicht haben wir Glück, und es gibt am nächsten Montag die
Fortsetzung mit einer französischen Botschaftssprengung oder einem
erfolgsversprechenden Attentat auf den Papst.
London, Nizza, Berlin. ISIS-Schauplätze vor unserer
Haustür. Für die Dramaturgie und das Szenenbild sind unfassbar inkompetente
Politiker verantwortlich, denen Weitblick, diplomatisches Geschick und
Denkvermögen völlig fremd sind. Ob nun Frau Merkel mit Teppichhändlern in
Ankara Verträge vereinbart, Trump mit des Saudis Waffengeschäfte abschließt,
England aus Europa aussteigt oder Ungarn, Tschechien, Polen, und viele andere
die Grenzen dichtmachen, damit die Flüchtlinge auch ganz sicher zu uns finden,
um bei uns mal vorbeizuschauen, - auf magische Weise hängt die eine politische
Idiotie mit der anderen zusammen. Ich fürchte, unsere regierende Weltelite hat
heimlich Wetten abgeschlossen, um herauszufinden, wer den größten Schaden
anrichtet.
Gott sei Dank fällt unseren Auserwählten an der Regierung
immer wieder etwas ein, um sich beliebt zu machen. Justizminister Maas bekommt
für 10.000 Euro Möbel geschenkt, weil ein Einrichtungshaus seine Wohnung nebst
Gattin für ihren Katalog hat ablichten lassen. Wenn das keine freudige
Nachricht ist ja was dann? Ach ja, und dann hätten wir noch
Steuererleichterungen, Mietpreisbremsen, Rentenerhöhungen, natürlich immer im
Zusammenhang mit allein erziehenden Müttern, minderjährigen Kindern und den
gebrechlichen Alten im Angebot. Wenn wir nicht unseren Schulz hätten, der seit
Monaten mit der sozialen Gerechtigkeit auf uns einprügeln würde, wüsste ich
schon gar nicht mehr, ob ich meine Miete weiter bezahlen sollte. Schwamm
drüber, es gibt Wichtigeres. Bildung...! Weshalb sich die Mehrheit der Politiker dennoch dem
geistigen Zölibat verschrieben haben, erschließt sich mir angesichts ihrer
Forderungen nicht.
Allerdings können wir alle hoffen, ja - aufatmen -, denn
gestern geisterte die Nachricht über die Bildschirme, dass Donald Trump und
Erdogan im Katar-Konflikt vermitteln wollen. Gute Idee, aber ich fürchte, ohne
Özdemir und Claudia Roth geht das auch wieder in die Hosen. Eines jedoch kann
man auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Der gemeine Bürger scheint dazu zu
neigen, in ausgefeilten Selektionsprozessen die dämlichsten und auch
gefährlichsten Menschen aus ihren Reihen auszuwählen, um sie zu ihren
umjubelten Führern zu machen. Der Turmbau zu Babel ist nichts dagegen.
Ich wage mir kaum vorzustellen, dass politischer Verstand,
kluge Diplomatie und prospektive Vernunft dazu führen könnte, jene Schritte
einzuleiten, die bei klar denkenden Menschen als Vernunft und Weitsicht
bezeichnet würde. Seit Monaten unterdrücke die Angst, dass irgendein geistig
umnachteter Potentat auf den berühmten „roten Knopf“ drückt und damit einen
Weltkrieg auslöst, nur weil er der Überzeugung ist, er habe Recht. Nun ja, sicher
werden die wenigen Überlebenden dann vom siegreichen Ministerpräsidenten hören:
Wir haben im Sinne unseres Landes und unserer Bürger gehandelt. Unsere Nation
steht zusammen. Ob sich das dann noch lohnt, das Zusammenstehen…?
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