Er kam nicht herein, dieser Schulz, er trat auf. Mit dem strahlenden
Lächeln eines Wahlsiegers erklomm der Buchdeckel aus Würselen das Podium im
Willy-Brandt-Haus und verkündete dem immer noch gelähmten Publikum den neuen
Standort seiner Partei. Oppositionsführer. Und diese geradezu revolutionäre
Rolle verkauft der hoffnungslos unterbelichtete Schulz sowohl seinen Wählern,
als auch seinen Helfern wie einen Wahlsieg und als eine große Chance für
Veränderung. "Unser Wählerauftrag ist die Opposition". Aha, denke ich
mir, wenn der Kerl nur den Schuss nicht gehört hätte, wäre es ja noch verzeihlich, nein er überhört gleich ganze Kanonensalven. Gleich im Anschluss attackiert
er in der Presse-Elefantenrunde – immer noch im Wahlkampfmodus – auf Merkel
ein, als gelte es, ganz Deutschland zu verkaufen, dass die Kanzlerin schuld an
seiner Niederlage sei. Hier wird offensichtlich, in Schulzens Kopf herrscht
nicht nur Halbdunkel, dort ist tiefste Nacht.
Jeder, der einigermaßen richtig im Kopf
ist, würde angesichts eines solch desaströsen Wahlergebnisses sein Bündel
schnüren und in Sack und Asche gehen. Nein, nicht Schulz. Seine Großmannssucht,
sein anmaßendes Geschwätz, seine nichtssagenden Ankündigungen, sie sind
phänomenal. Ich habe mich ernsthaft gefragt: Wieso lacht er noch, obwohl es für
ihn nichts zu lachen gibt? Erklärung? Angesichts seiner unsäglichen Attitüde
muss sich jeder seiner Wähler auf den Arm genommen fühlen. Schwamm drüber! Er
repräsentiert exakt das Bild eines rückratlosen Parvenüs, der mit Klauen und
Zähnen – und auf Kosten seiner restlichen Wähler - eigene Pfründe retten und
seine Einnahmequelle sichern will. Doch das kennen wir ja schon von ihm aus
Brüssel.
Bei der CDU ein ähnlich düsteres
Ergebnis, nur mit dem Unterschied, dass Merkel die Schlappe nach 12-jähriger
Kanzlerschaft ihr Ergebnis als „normal“ bezeichnet. „Man habe sich „ein wenig
besseres Ergebnis gewünscht"., so die Kanzlerin. Ein wenig besser? Genauso gut hätte jemand in
Mexiko-City sagen können. „Es hätte beim Erdbeben ein bisschen weniger beben können“, oder im schweizerischen Dorf Bondo ein Bewohner die Geröll-Lawine mit den Worten kommentiert: „Der Murenabgang war nicht das, was wir uns gewünscht haben.“ Man fragt
sich angesichts solch bagatellisierenden Formulierungen, ob
unsere Polit-Elite immer noch nicht begriffen hat, was die Uhr geschlagen hat.
Ähnlich reflexartig gebärden sich die
TV-Anstalten, Moderatoren und Printmedien. Bestes Beispiel Anne Will in der
Talk-Runde. Ausgerechnet die AFD, die man bis aufs Messer bekämpft, diffamiert,
diskreditiert und ansonsten mit übelsten Methoden aus dem Rennen werfen wollte,
wird drittstärkste Partei. Auch hier gibt es eine soziologische
Gesetzmäßigkeit. Kein Mensch handelt oder sagt etwas ohne persönliches Motiv.
Bei der TV-Moderatorin muss man nicht lange danach suchen. Sie ist eine
bekennende Lesbe und verabscheut schon deshalb zutiefst eine Partei, die
ausdrücklich gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften eintritt. Der Hass war
ihr nicht nur anzusehen, sie ließ Gauland spüren, was sie von ihm hielt und
grenzte ihn aktiv aus der Diskussionsrunde aus. Aber auch sie muss zur Kenntnis
nehmen. Die AFD wird im Bundestag vertreten sein und nun den Beweis erbringen
müssen, den schmerzlich vermissten, politischen Diskurs wieder zum Leben zu
erwecken.
Ich will nach der Wahl keine
„hätte-wäre-könnte-Floskeln“ durchspielen, dennoch – eines ist klar, Seehofer
hat durch seine Umarmungspolitik mit Merkel die AFD an der eigenen Brust
genährt. Die Unfähigkeit des einen ist stets der Gewinn des Anderen, da beißt
die Maus keinen Faden nicht ab. Und wer da glaubt, dass die AFD aus Versehen
wie Phönix aus der Asche entstanden ist, wird auch einfache soziologische
Unabänderlichkeiten nicht begreifen, ganz gleich, mit welchen Beschimpfungen,
Hass oder Diffamierungen neue Kräfte belegt werden. Dass Lindner nun mit Mutti
kuschelt, kann ich ihm nicht verübeln. Er kann nur hoffen, dass ihm auf die
Dauer nicht schlecht wird und er wegen Brechreiz das Handtuch werfen muss.
Kaum ist die Wahl gelaufen, kann der Wähler
beobachten, dass die Kakophonie genauso weiter läuft wie bisher. Nein,
schlimmer. Die undenkbarste aller Koalitions-Varianten liegt auf dem Tisch.
Jamaika! Und diese drei Parteien werden nun hinter den Kulissen auskummeln, wer
auf seinem Kontoauszug sein Ministergehalt verbuchen wird. Ohne Frau Merkel
geht es nicht, das ist klar. Aber politische Überzeugungen bei diesen
jämmerlichen Planspielen haben keine Relevanz. Nur ganz Naive werden den
Beteuerungen für eine bessere Politik Glauben schenken. Gibst du mir, gebe ich
dir, das ist das ausgewiesen Credo der Einkommenssicherung und nicht etwa die
politische Problemlösung oder gar der Wählerwille. Gut, gut, ein paar
Ministerköpfe werden rollen, das ist zu bei der CDU zu verschmerzen.
Zwar will die SPD die Opposition nicht
der AFD überlassen – so zumindest die Verlautbarung von Frau Schwesig, aber wer
will das schon diesem Nachplappermäulchen ernsthaft abnehmen? Wenn Frau Petry
von der AFD mit einem Paukenschlag die Bundespressekonferenz verlässt, ist das
verdammt schlechter Stil und wird einige ihrer Wähler verunsichern. Aber ihr
Abgang ist auch ein starkes Indiz dafür, dass in dieser Partei wenigstens vorher
keine Pöstchen ausgehandelt wurden, sondern dass es der Führung um die Sache
geht. Anderenfalls wäre sie geblieben. Außerdem konnte keiner in der AFD
voraussehen, wie stark das Wahlergebnis für sie werden würde. Hier spielte die
Hoffnung die Musik. Und wie sagt man so schön? Die Revolution frisst ihre
Kinder.
Ganz anders bei der SPD, in der dicke
Luft herrscht, weil das Ergebnis dünn ist. Jene, die zuerst auf den Überflieger
Schulz gebaut haben und jetzt um ihren gut bezahlten Job bangen, drängen hinter
den Kulissen den Top-Schleimer der Nation dazu, doch noch mit der CDU Gespräche
zu führen. Viele der Hinterbänkler halten es für falsch, sofort und kategorisch
die Oppositionsrolle zu übernehmen. Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Im
Gegenteil. Frau Nahles, die mit besonderer Unfähigkeit und ausgewiesener
Inkompetenz bei der Rentendebatte geglänzt hat, wird nun auf den Stuhl des
Fraktionsvorsitzes gehievt, ganz im bewährten Stile der roten Brut.
Was will man von diesen Nasen auch
anderes erwarten, als dass sie weiterhin auf einem bequemen Sessel im
Plenarsaal sitzen dürfen, um dort heiße Luft zu verbreiten. Das sind sie
gewöhnt, und sie leiten daraus einen Besitzstand ab. Die Alternative? Sehr
ungemütlich - sie müssen ab morgen arbeiten gehen.
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