Man reibt sich die Augen, wenn man Frau
Nahles und ihre plötzliche Erleuchtung im Spiegel-Interview von gestern liest,
auch wenn der herkömmliche Wähler niemals annehmen würde, dass ihr jemals ein
Licht aufgehen könnte. Ihre Verlautbarung muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen. „Wenn die SPD Volkspartei sein will, muss sie bei anderen Themen
ebenfalls Präsenz zeigen“ und fügt den gewichtigen Satz an: „…Im Zweifel müssen
auch Grenzschließungen möglich sein“, denn so Nahles weiter: „Ein Staat muss
auch in der Lage sein, Staat zu sein.“ Zwar impliziert diese Formulierung, dass
wir seit zwei Jahren gar kein Staat mehr sind und sie deshalb das Wahlprogramm
der AFD übernommen hat. Aber wer versteht schon die Nahles und die neue
Sozialdemokratie…
Vielleicht irre ich mich. Kann es sein,
dass die neue Vorsitzende der SPD mit Frau Petry kummelt? Oder bereitet sie
ihren Parteiwechsel zur AFD vor? Eines ist klar: Mächtige werden immer Opfer
ihrer macht. Früher oder später. Das galt für Schröder, der auf seinem
politischen Höhepunkt nur noch seinen Saufkumpanen aus Hannover vertraute. Man
sieht ja das Ergebnis. Der kümmerliche Rest seiner sozialdemokratischen
Hirnzellen hat er versoffen und gibt sich nun als Aufsichtsratsvorsitzender
Rosneft dem kostenlosen Wodka hin.
Auch Helmut Schmidt, klammerte sich bis
zur letzten Sekunde an die Macht, bis man ihn entfernte. Weltfremd, beleidigt
und frustriert widmete er sich einer neuen Aufgabe. Als Verleger errang er sich
plötzlich den Status eines alles überragenden Polit-Denkers, über den die neuen
Mächtigen nur noch milde lächelten. Nun ja, der Kohl, Gott hab ihn selig, war
auch nicht viel besser. Er stellte Schmidt das Zeugnis völliger Unfähigkeit
aus, während Schmidt ihn als Bauerntölpel aus der Pfalz bezeichnete. Beide
lagen nicht daneben, so mein Urteil, aber das ist ja Vergangenheit.
Doch kommen wir zurück zu unserer roten
Suffragette. Als hätte sie sich einer nächtlichen Gehirnwäsche unterziehen
lassen, purzeln plötzlich Sätze über Ihre Lippen, die dem gemeinen Genossen den
Angstschweiß auf die Stirn treibt: „Wir sind nicht naiv. Wenn eine Million
Menschen zu uns kommen, sind nicht alle nur nett. Und wer sich nicht an die
Regeln hält, muss mit harten Konsequenzen rechnen“, so die
SPD-Fraktionsvorsitzende. So schnelle Pirouetten können die Genossen in ihrem
Hauptquartier gar nicht drehen, ohne völlig aus dem Gleichgewicht zu kommen. Nahles'
Wandlung ist nicht nur bemerkenswert, sie hat überdies das Potential, den 20%
verirrten Wählern völlige Verblödung zu unterstellen.
Auch Oppermann, zuverlässiger Vasall von
Siggi dem Vorturner und Martin dem Buchdeckel, schlägt plötzlich Töne an, bei
denen man glauben könnte, sie haben drei Liter Tinte gesoffen. „Für den Fall,
dass es einen „Staatsnotstand“ gebe, müsse die SPD neu überlegen, fabuliert
Oppermann plötzlich.“ Übersetzt ins Deutsche heißt das, man überlege, ob man
doch mit der CDU koalieren wird. Aber nur ohne Angela, wie man hört. Aha, denke
ich mir. Angela ist in den Augen der roten Brut ein zukünftig formulierter
Notstand, den es gilt mit maximaler Überzeugungskraft und Grenzschließungen aus
der Welt zu schaffen.
Ich wage, wie Herr Lindner, eine
spektakuläre Prognose: Schulz, der Maximal-Schleimer wird entmachtet, Nahles
schwingt sich zur deutschen Jeanne d’Arc auf und Angela wird mit Hilfe der CSU
entmachtet. Gauland wird der neue Vorsitzende und Lucke Fraktionsvorsitzender
der SPD. Ich werde das Gefühl nicht los, im politischen Berlin haben sich all
jene versammelt, die man in einer Zwangsjacke in die nächste Anstalt einliefern
müsste. Immerhin gilt es, Deutschland vor gefährlichen Politikern zu schützen.
Welche Rolle allerdings die Medien in
Zukunft spielen werden, ist absehbar. Ich sehe es kommen. Journalisten,
Moderatoren werden umgehend neue Töne anschlagen. Sie werden ganz nach dem
Motto verfahren: wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing… und in Zukunft verbal
jeden Einwanderer wieder in sein Gummiboot setzen. Und wehe, ein Gutmensch will
das verhindern. Er wird zum Staatsfeind erklärt und aus der Gemeinschaft der
Humanisten ausgestoßen. Mal sehen, wie sie das hinkriegen…
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