An einem "Wählerstamm" siedeln sich mehr
Parasiten an als an jedem anderen Stamm. Soweit, so gut. Sobald der Wirt nicht
mehr genug Nahrung abgibt, sterben sie ab. Diese Tatsache zeichnet sich gerade
in der CSU deutlich ab. Mit der bayerischen Jungen Union stellt sich der erste
große Parteiverband öffentlich gegen ihren großen Manitu. „Für einen Erfolg bei
der Landtagswahl im kommenden Jahr braucht es einen glaubwürdigen personellen
Neuanfang“, so der Antrag der ‚Jungen Union‘ wörtlich. Und weiter: „Bei allen
Verdiensten, die sich Horst Seehofer zweifellos in vielen Jahrzehnten für die
CSU, Bayern und Deutschland erworben hat, muss er jetzt den Weg bahnen für
einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung.“
Und „zack“, schon kommt Söder aus der Deckung und meldet
sich bei den hungrigen Jungparasiten zu Wort. Nun ja, er steht ja in Saft und
Kraft, und bietet diesen jungen Hämatophagen neue Perspektiven nach dem Motto:
Ich bin der neue Heilsbringer. Wenn ihr satt werden wollt – hier bin ich.“ Dass
er sich möglicherweise mit diesem dreisten Dobrindt noch ein Duell liefern
muss, nimmt er gerne im Kauf.
Seit dem Wahlergebnis nagt es unter der bayerischen
Baumrinde, Seehofer steht gewaltig unter Druck. Die kleinen, gierigen
Borkenkäferchen fressen sich allmählich zu den Wurzeln des Stammes durch. Eine
Frage der Zeit, wann das morsche Gehölz umkippt. Eigentlich hätte unser
bayerischer Landesfürst am Samstag in Erlangen bei der „Jungen Union“ sprechen
sollen, zog es aber nach dem Zwergenaufstand vor, lieber in Berlin zu bleiben.
Ich will‘s mal so sagen: Starke, selbstbewusste und charismatische Führer
sorgen dafür, dass pubertierende Schmarotzer durch Zufuhr politischer Nahrung
mehr mit ihrer eignen Verdauung als mit aufmüpfigem Verhalten beschäftigt sind.
Hirn ist eh kaum vorhanden. Doch nicht einmal dazu ist er imstande.
Aber auch in der CDU-Spitze herrscht Irritation und
Verunsicherung. Erstmalig zeigt sich in Sachsen und Thüringen offener
Widerstand gegen die Kanzlerin. Man hört völlig neue Töne und erklärt sich
gegenüber der AFD aufgeschlossen, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Man
redet plötzlich über Bündnisse mit dem Todfeind. Es wird gar Merkels Rücktritt
gefordert. Holger Reuter, Bürgermeister von Freiberg formuliert es beim MDR so:
„Wenn sich die AfD stabilisiert und zu einer Politik kommt, die dem Bürger auch
Wege zeigt, wie es besser werden kann, dann halte ich persönlich auch eine
Koalition mit der AfD für möglich.“ In den „Freiberger Thesen“, wie der Katalog
überschrieben ist, fordern Christdemokraten nicht nur Merkels Rücktritt,
sondern auch den von CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Nun ja, um den wäre es
wahrlich nicht schade.
Wie es scheint, wacht die Basis allmählich auf. Es rumort
allenthalben und unsere Sondierer lassen das Publikum in abendlichen
Nachrichtensendungen wissen, dass das Gesprächsklima gut und konstruktiv
gewesen sei, dass man sich annähre und man hart an Lösungen arbeite. Und das
immerhin seit 14 Tagen. Ich frage mich, wer diesen Polit-Stuss aus der Glotze
auf Dauer unbeschadet überstehen kann. Da schaut sich doch unsereiner lieber
einen „Erziehungsfilm“ der Marke Tatort an, damit die Verhältnisse
"Deutschland und ihre Flüchtlinge" gewahrt bleiben.
Mehr als 70% aller Wähler glauben nicht, das Jamaika
erfolgreich sein kann oder gar ihre Wunschkoalition wäre. Kein Wunder, wenn
selbst den schlichtesten Bürgern das unwürdige Gezerre, die dämliche
Verteidigung unrealistischer Positionen, die Zickenkriege und Rankünen nicht
mehr verborgen bleiben. In Berlin werden nur Eitelkeiten befriedigt, Nabelschau
betrieben, Wichtigkeiten demonstriert, Machtspielchen ausgelebt und Berge von
Häppchen vertilgt. Seehofer spricht gar von „historisch bedeutsamen
Verhandlungen“, um seine Anwesenheit einigermaßen zu legitimieren. Da kann man
nur hoffen, dass wenigstens der Kaviar mundet.
Selbst die FDP glaubt nicht mehr daran, dass die
Jamaika-Verhandlungen zu einem Erfolg würden. Verantwortlich dafür sei der
übersteigerte „Moralimus“ der Bündnisgrünen, die Bildung einer gemeinsamen Regierung
sei daher nicht möglich. Vielmehr rechnet der Vorsitzende der FDP des
Bundeslandes Bayern damit, dass die Regierung „monatelang“ geschäftsführen im
Amt bleibt, bis sich alle an die AfD gewöhnt hätten. Dann seien Neuwahlen zu
erwarten. Also auch hier, man höre und staune, die klammheimliche Hinwendung
zur AFD.
Längst bin ich zur Überzeugung gekommen, dass die
Sondierungsgespräche eine Totgeburt sind. Jeder Soziologe weiß: Je größer die
Anzahl von Diskutanten am Tisch, desto unwahrscheinlicher eine vernünftige
Ergebniserzielung. Wenn dann noch Störfeuer von außen kommen, darf man getrost
annehmen, dass keine tragbaren Übereinstimmungen zustande kommen. Der ganze
Zinnober war für die Katz.
Stattdessen will man den „langen Weg“ zu Ende gehen, um
eine Regierung bilden zu können. Mit diesem bunten Haufen geballter Inkompetenz
etwa? Ich plädiere für Neuwahlen, und nicht nur das. Wir brauchen endlich
frischen Wind mit neuen, kreativen und verantwortungsvollen Köpfen, die etwas
bewegen wollen und vor allem auch können.
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