Wieder ein politisierter Aufreger, der seit mehr als
einer Woche die deutschen Gemüter erhitzt. Die Essener Tafel weigert sich, Ausländer
weiter zu versorgen. Nahrungsmittel werden nur noch an Bedürftige mit deutschem
Pass abgegeben. Jörg Sartor, der Vorsitzende des Vereins der Essener Tafel
sieht sich nun den heftigsten Angriffen ausgesetzt, nachdem diese Meldung im
Fernsehen Furore macht.
Dass Hunger keine Frage von Nationalität ist, steht
außer Frage. Hunger, echte Bedürftigkeit und Armut kennt keine Rassen- oder
Herkunftsgrenzen. Aber dass sich nun reflexartig profilierungsgeile Stimmen wie
Aasgeier auf eine unglückliche Formulierung stürzen, ohne einen einzigen
Gedanken über Ursache und Wirkung zu verschwenden, ist abermals ein schönes
Beispiel für die Virulenz, die das Thema Migranten, Flüchtlinge und Asylanten
beweist. Wieder fühlen sich einige wichtig fühlende Menschen bemüßigt, ihrer
professionellen Fassungslosigkeit Luft zu machen und ihre Pseudo-Betroffenheit
zur Schau zu stellen.
Wie Derwische aus der Kiste melden sie sich mit
medienwirksamer Empörung zu Wort, diese Politiker, diese Vorsitzenden von
Flüchtlingsvereinen und gut honorierten Geschäftsführer von helfenden
Institutionen und dreschen auf ehrenamtliche Helfer ein, die tagtäglich vor Ort
bei der Essensausgabe eine anerkennenswerte Leistung an der Gesellschaft
erbringen, ohne dafür einen einzigen Cent zu verlangen. Und schon kursieren
Vokabeln wie Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung, die von
Leuten in die Runde geworfen werden, die sich vorzugsweise mit einem
humanistischen Weltbild brüsten, aber selbst die Situation durch ihr „engagiertes“
Verhalten an den Grenzen geschaffen haben.
"Die Trennung nach deutschem oder ausländischen
Pass ist sehr, sehr ungünstig", kritisierte auch Inka Jatta, Mitglied der
Geschäftsführung von Pro Asyl Essen, in der "Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung". Wie „ungünstig“ der massive Ansturm von Migranten
und Ausländern sich auf die Tafeln auswirkt, wird freilich beschönigend unterm
Deckel gehalten. In Wuppertal, Gelsenkirchen oder Essen schwankt der
prozentuale Anteil hungriger „Ausländer“ zwischen 70 und 85 Prozent. Doch
dieser Wert alleine offenbart noch nicht das eigentliche Problem.
Es handelt sich nämlich mehrheitlich um junge Männer,
die sich stoßend, pöbelnd, drängelnd, und beleidigend die besten Plätze an der
Theke ergattern und den Rentnern oder alleinstehenden Müttern das Fürchten lehren.
Beinahe hilflos verteidigte sich der Chef der Essener Ausgabe. „Es hat eine
starke Verdrängung an der Tafel stattgefunden. Immer weniger Einheimische sind
gekommen, weil sie Angst haben. Unsere Nachfragen haben ergeben, dass sich
gerade ältere Frauen von den jungen, fremdsprachigen Männern abgeschreckt und
teilweise bedroht gefühlt haben. Alleinerziehende Mütter sind mehr und mehr
weggeblieben."
Mag sein, dass man mit einer vernünftigen Organisation
gewisse Probleme beseitigen kann. Es wäre sicher auch möglich, durch getrennte
Ausgaben oder zeitliche Ausgabeverschiebungen Emotionen und Ängste zu
nivellieren. Doch dazu bedarf es geschulten Mitarbeitern an den Tafeln, die
sowohl organisatorische als auch psychologische Fähigkeiten haben. Die
allerdings kosten Geld. Doch das ficht die fernsehgeilen Wichtigtuer nicht an.
Sie zeigen sich lieber publikumswirksam auf der Mattscheibe, als selbst etwas
zu unternehmen. Aber weil das Thema ein so wundervoller Aufreger ist, spielen
Sender, Moderatoren und profilneurotische Sprücheklopfer auch noch das
Spielchen mit.
Ursache und Wirkung, mein eingangs erwähntes
Stichwort, solche Begrifflichkeiten werden selbstredend zurückgedrängt, weil
bei näherer Betrachtung dann die wahren Verantwortlichen am Pranger stünden,
nämlich jene, die den jetzigen Zuständen am unteren Ende der sozialen Skala
durch fahrlässige Politik seit Jahren Vorschub geleistet haben. Wie kann es
sein, dass ein reiches Deutschland verantwortlich dafür ist, dass
Hunderttausende Deutsche sich an der Tafel versorgen müssen, um über die Runden
zu kommen?
Nein, Hunger kennt keine Ausländer oder Fremde, Hunger
ist international. Dennoch, das Gleichbehandlungsprinzip wird außer Kraft
gesetzt, wenn Verantwortliche leichtfertig und naiv soziologische Verhältnisse
schaffen, die man getrost als dumm, gewissenlos und gefährlich bezeichnen kann.
Wie gefährlich, das erfährt Herr Sator, Chef der Tafel, jetzt am eigenen Leibe.
Er wird seit dem Vormittag verbal und körperlich massiv bedroht. Von wem?
Sicher nicht von bedürftigen Rentnern oder alleinstehenden Müttern. Es stünde
Frau Merkel gut an, einen Tag in einer solchen Hilfseinrichtung hinter der
Essensausgabe zu verbringen, bevor sie ungefragt ein ein dümmliches Statement
im TV abgibt, das freiwillige Mitarbeiter vor den Kopf stößt.
Besonders verwerflich wird die Kritik, wenn Menschen,
denen man eine gewisse Intelligenz und Weitsicht unterstellen darf, sich
öffentlich äußern, wie beispielsweise auch die Sprecherin der Tafel Antje
Tölsch. Wir lehnen ein Vorgehen wie in Essen klar ab. Wir erfassen keine
Nationalitäten, wir erfassen Bedürftigkeit“. Damit steht für sie wohl die
Schuldfrage fest. Der Idiot ist der Essener Chef der Tafel, der sich nicht zu
helfen weiß, wie er das aggressive Ausländer-Problem in seinem Laden in den
Griff bekommen soll.
Es wirkt wie eine Kanzler-Sanktionierung, wenn die Transporter der Hilfseinrichtungen mit der Aufschrift "NAZIS" besprüht werden und die sich die Mitarbeiter sich schwerster, öffentlicher Vorwürfe erwehren müssen. Es stünde dieser Dame besser zu Gesicht, wenn sie ihren
ehrenamtlichen Helfer den Rücken freihielte. Aber nein, so sind sie eben, die
Opportunisten mit ausgeprägtem Hang zum öffentlichen Applaus. Nur nicht
anecken! Bloß keine Meinung äußern, die mein Amt in Frage stellen könnte. Das
ist die humanistische Devise.
Man muss nicht besonders helle im Kopf sein, um zu
begreifen, dass eine gebrechliche Rentnerin oder ein seniler Pensionär mit
Minimalversorgung kaum noch trauen, sich zwischen virilen und rücksichtslosen,
jungen afrikanischen Flüchtlingen in die Warteschlange einzureihen. Wenn man es
genau nimmt, sind die heutigen Kommentare in der Presse auch nichts anderes als
eine Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen. Angesichts dieser Tatsache wirken
empörte Stellungnahmen von selbsternannten Meinungsbildnern, man könne nicht
nach Nationalität die Essensausgabe an der Tafel trennen, zynisch und
unmenschlich.
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