...ich wills mal
so sagen: Bei den meisten Leuten die ich kenne, gleicht die Rentenauszahlung
einer aktiven Sterbehilfe. Für manche ist es sogar das erste Nahtoderlebnis. Was
zynisch klingt, ist ernster, als viele wahrhaben wollen.
Dem gegenüber stehen solide Sach- und Geldleistungen
unserer Besucher mit Privilegien, beispielsweise wie die Übernahme der
Handygebühren, Fahrtkosten im öffentlichen Nahverkehr, ärztliche Versorgung,
kostenlose Medikamentenabgabe, Bekleidung und Ähnliches. Müllgebühren,
Wasserverbrauch, Energie- und Heizkosten fallen bei Migranten meines Wissens
auch nicht an.
Ebenso wenig sind für unsere Refugees all die vielen
kleinen Abgabeposten und Gebühren bei den Gemeinden und Kommunen nicht relevant,
die sich aber im „kleinen Geldbeutel“ signifikant bemerkbar machen. Beim neuen
Ausweis oder Pass beispielsweise erheben die Ämter zwischen 80 und 100 Euro. Ob eine Wohnungummeldung, ein Antrag oder ein Amtsstempel, überall werden 2 oder 3 Euro fällig. Bei Rentnern, bei der allein erziehenden Mutter, bei der Pflegerin oder beim
Busfahrer fallen all diese Ausgaben gnadenlos an. Sie werden bei publikumswirksam vorgetragenen Wohltaten für unsere Armen von unseren Elite in Talkshows
oder Interviews nicht ansatzweise berücksichtigt. Die meisten sind rhetorisch noch intellektuell den den smarten Regierenden nicht gewachsen, und schon gar nicht ihren den Zahlenspielchen. Schöne, neue, ungerechte
Welt.
Flüchtlinge und deren Belange nehmen in unserem
täglichen Bewusstsein einen weit größeren Rahmen ein als die Sorgen für eine große Gruppe alter Menschen, der von unserer Gesellschaft Dank einer völlig aus dem
Ruder geratenen Sozialpolitik einen weit kleineren Stellenwert der Wichtigkeit
beigemessen wird. Das ach so menschliche, humanitäre Engagement für Flüchtlinge
wird selbst von unseren Medien in den Fokus einer anthropomorphischen
Verpflichtung gerückt und man badet nur allzu gerne im eigenen
menschenfreundlichen Saft.
Ursache und Wirkung von Flucht wird von einer kleinen
Klicke politischer Irrlichter in eine vermeintlich unabdingbare Verpflichtung
altruistischer Hilfe umgewandelt, die gegen jede gesunde, gesellschaftliche
Sichtweise durchgesetzt wird - koste es, was es wolle. Zwar kann man als
Politiker mit Versprechen, mit Ankündigungen, mit Konjunktiven eine gewisse
Zeit glänzen, aber in Deutschland ist der Lack bei den Genossen, den Schwarzen
und den Grünen längst ab. Irgendwann werden Politiker nur noch damit
beschäftigt sein, die brennenden Lunten der selbst gelegten Bombe auszutreten,
um sich zu retten und nicht etwa das eigene Volk...
Dass Parteiprogramme und politische Überzeugungen im Wesentlichen
der Selbstprofilierung dienen und nicht dem Wohl der Bürger, dass Parteispitzen
vornehmlich den eigenen Machterhalt verteidigen, indem sie populistische Themen
aufgreifen, die für die Inzucht einer solchen Organisation den größten Erfolg
versprechen, liegt auf der Hand. Da spielen die Bedürfnisse der Bürger ganz
unübersehbar eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Polit-Protagonisten
unisono das Gegenteil behaupten.
Das Dilemma: Das Flüchtlingsthema ist im Augenblick
der Garant dafür, im Gespräch zu bleiben, sich interessant, kompetent,
überzeugend oder auch engagiert darzustellen - im Positiven, wie im Negativen.
Befeuert wird die Wandlung unserer Gesellschaft auch dadurch, weil es einen
Rentner, einen Pfleger, einen Busfahrer oder eine Kindergärtnerin nicht mehr
interessiert, ob sie am Monatsende Fünf Euro mehr in der Tasche haben. Sie
sehen nur, was sie bezahlen müssen, für was sie gerade stehen müssen und wie sie
über die Runden kommen, der Flüchtling muss daran keinen Gedanken verschwenden.
Vielmehr setzt der seine ganze Energie ein, um nicht abgeschoben zu werden,
ohne etwa Gerichtskosten zu befürchten.
Selbstverständlich spielen subjektive Wahrnehmungen
und objektive Tatsachen eine überragende Rolle. Wenn jedoch Politik objektive
Tatsachen wie Statistiken, Erhebungen, Untersuchungen und Analysen so verändern
oder anpassen, damit sie ihrem eigenen politischen Wohl dienen, überdies oft
genug Wissenschaft und Expertenwissen missbrauchen, um beim Bürger den Eindruck
seröser oder korrekter Darstellungen eigener Positionen erwecken, dann stehen
sämtliche gesellschaftliche Werte zur Disposition.
Ob es um Mieten, Pflege, Renten oder gesellschaftliche
Teilnahme geht, das subjektive Empfinden – also das Gefühl und die eigene
Wahrnehmung -, wäre Indikator genug, die Politiker in Alarmstimmung zu
versetzen. Gleichgültig ob Zahlen und Statistiken stimmen, Gefühl wählt den
Politiker, sachlich-cognitive Betrachtungen dienen immer nur als Alibi und
werden in der Regel als Entscheidungsgrundlage vorgeschoben. Bewertung von
Tatsachen, Sichtweisen und Überzeugungen haben in ihrer Entstehung immer
emotionale Komponenten. Wenn das ein Politiker das nicht begreift, sollte er
Bäcker oder Buchhändler werden. Aber selbst diese Berufsgruppen müssen
entsprechend des Kundengeschmacks verkaufen, ob sie wollen oder nicht.
Zurück zu den Flüchtlingen. Menschlichkeit und Hilfe
zeichnet jede Gesellschaft aus, sie ist notwendig und verpflichtend da, wo sie
sinnvoll und notwendig ist. Mitleid ist allerdings ein schlechter Ratgeber, wenn
sie unter dem Deckmantel der humanitären Verpflichtung zum parteipolitischen Dogma wird. Wenn Mitleid bei Helfern zur applausheischenden Lebensaufgabe, als Mittel zum Zweck
wird, entwickelt sich das neurotische Samaritersyndrom schnell zur Selbstzerstörung.
Leicht zu begreifen, eigentlich…
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