Die gequält-optimistische Botschaft sollte wohl Zuversicht
verbreiten, die Angela Merkel gestern nach dem Mini-Gipfel vor den Kameras
verkündete. „Es gab viel guten Willen“, ließ sie die Journalisten wissen, obwohl
sich vor den Türen des Verhandlungsorts längst herumgesprochen hatte, dass die
Kanzlerin nichts zu lachen hatte. Deutschland kann man mit diesen abgedroschenen Floskeln nicht mehr beruhigen. Schon gar nicht die Bayern.
Eine gewisse Bewunderung bringe ich einer Tatsache
entgegen, die man Lesern wohl nur mit einem bildhaften Beispiel erklären kann. Wenn ein einzelner Faustkämpfer gegen mehrere Schwergewichtsboxer antritt und dann vermöbelt wird, muss sich der Herausforderer über den konstruktiven KO-Schlag nicht wundern. Es kommt allerdings relativ selten vor, dass der Verdroschene nach schweren, linken Haken in die Niere und schmerzhafte Treffer auf den Solarplexus mit einem Lächeln behauptet, dass es
im Ring „viel guten Willen“ gegeben hätte. In diesem Fall kann Frau Merkel von Glück
sagen, dass vier weitere Gegner, die sie herausgefordert hatte, erst gar keine Lust verspürten, in den Ring zu
steigen, um sich an der Schlägerei zu beteiligen.
Nach dem Motto, „retten, was zu retten ist“ sperrte Jean-Claude den Sitzungssaal im "babylonischen Turm zu Babel" sogar am Sonntag auf, weil ihm klar gewesen sein dürfte, dass die EU und damit auch Schengen vor dem vollkommenen Zusammenbruch steht. Um zu vermeiden, vor der Welt als Idioten dazustehen, weil sie ein europäisches Konstrukt als Missgeburt auf die Welt gebracht haben, setzen sie heute alles daran, die Risse der Grundmauern einigermaßen zu kitten, oder, im Falle des Einsturzes einen Hauptschuldigen auszumachen.
Natürlich könnte man das überstürzte Treffen in Brüssel
in mildere Worte kleiden. „Außer Spesen nichts gewesen." Die FAZ titelte
gar noch freundlicher: „Ein Befreiungsschlag für die Kanzlerin ist nicht in
Sicht.“ Nun ja, unsere Angela kleidete die Auseinandersetzung in verdauliche
Vokabeln und befleißigte sich einer hoffnungsvollen Rhetorik. Es habe ein
„großes Maß an Gemeinsamkeiten gegeben.“ Auch das stimmt. Die Gegner waren sich
alle darin einig, unsere Bundesmutti mit einem blühenden Veilchen und demoliertem Selbstbewusstsein nach Hause zu
schicken. Fazit: Was Angela Merkel nach den Wortgefechten bleibt ist
der Spruch aus den Epistolae ex Ponto von Ovid: „Ut desint vires tamen est,
laudanda voluntas.“ - (Wenn auch die Kräfte fehlen, dennoch ist der Wille zu
loben.)
Die ganze Dimension der lächerlichen
Gipfel-Veranstaltung zeigt sich darin, dass Jean-Claude Juncker keine
offiziellen Einladungen verschickt hatte. Er wusste, dass die Hauptgegner der
von der EU an den Tag gelegten Migrationspolitik erst gar nicht teilnehmen
würden und begnügte sich daher mit dem Hinweis, er habe die Tagung zur Asyl-
und Migrationspolitik einberufen, um mit „interessierten“ Staaten „an
europäischen Lösungen zu arbeiten.“
Nach dem Motto, „retten, was zu retten ist“ sperrte Jean-Claude den Sitzungssaal im "babylonischen Turm zu Babel" sogar am Sonntag auf, weil ihm klar gewesen sein dürfte, dass die EU und damit auch Schengen vor dem vollkommenen Zusammenbruch steht. Um zu vermeiden, vor der Welt als Idioten dazustehen, weil sie ein europäisches Konstrukt als Missgeburt auf die Welt gebracht haben, setzen sie heute alles daran, die Risse der Grundmauern einigermaßen zu kitten, oder, im Falle des Einsturzes einen Hauptschuldigen auszumachen.
Sogar die ARD publiziert zum ersten Mal einen
Kommentar von Malte Piper aus dem Brüsseler Hauptstadtstudio, der es in sich
hat. „Die Veranstaltung in Brüssel ist eine Bankrotterklärung der EU: In einem
der wichtigsten Politikfelder unserer Zeit, beim Umgang mit Migration geht
nichts mehr. Außer wohlfeilen Äußerungen wie „die Außengrenzen müssen jetzt
aber wirklich mal geschützt werden“, bekommen die Staats- und Regierungschefs
nichts zustande. Einigkeit dürfte nur bei der Auswahl des Mittagessens und der Nachspeise geherrscht haben.
Doch der Anfang für die Entsorgung Merkels ist gemacht. Europa mag unsere Angela nicht mehr. Böse Zungen behaupteten gar, dass die Staatschefs der Protagonisten Merkel ans Leder
wollten, was der österreichische Kanzler Sebastian Kurz vor den Mikrofonen
vehement bestreitet. Ich vermute, dass er sich kurz vor seinem öffentlichen
Statement höchst vorsorglich seiner Boxhandschuhe in der Umkleide entledigt hat,
um bei meinem Beispiel zu bleiben. Das Ganze entbehrt nicht einer gewissen
Ironie. Denn draußen am Ring hocken die roten und grünen Zuschauer mit
höhnischen Gesichtern und tun so, als feuerten sie Angi und suggerieren den
Bürgern an den TV-Geräten, dass sie der Kanzlerin die Damen drücken.
Lässt man die Entwicklung zu diesem Gipfel Revue
passieren, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Seehofer und Söder
setzten unserer Kanzlerin die Pistole auf die Brust, sie solle den
Flüchtlings-Mist, den sie dem deutschen Bürger eingebrockt habe, innerhalb von
14 Tagen in Ordnung bringen. In panischer Hektik suchte Angela Hilfe bei ihrem
Freund Jean-Claude, der seinerseits ein Treffen mit den europäischen
Staatschefs organisierte, weil unsere Kanzlerin ihre Migranten allen Nachbarn
auf Auge drücken wollte. Lateral, bilateral, trilateral oder wie auch immer.
Währenddessen tuckern so genannte Hilfsorganisationen mit Menschenfracht übers
Mittelmeer, und keiner der Anrainer will die Migranten ans Land lassen. Auch
Frankreich nicht.
Der Flüchtlingsgipfel - anders kann man ihn nicht
bezeichnen, endete in wahren Meisterleistungen vernebelnder Zielsetzungen. Die
Kunst geklitterter Semantik, die rhetorische Sinn-Umkehrung des ursprünglichen
Zwecks, weshalb man sich in der Elefantenrunde getroffen hatte, sie wurde mit
suggestiver Wortakrobatik in positive Absichtserklärungen verpackt. Frau Merkel
kehrt mit leeren Händen zurück und leckt sich die Wunden. Zu tief sind die
Gräben, zu unvereinbar nationale Interessen, zu unterschiedlich die
Problemstellungen der Länder und zu groß die Erwartungshaltung in unserem Land.
Wie interpretierte unsere Frau Merkel ihren
chancenlosen Einsatz an der Front? Es gehe darum, sich durch „bi-
oder trilaterale Absprachen zum „gegenseitigen Nutzen“ zu unterstützen und
zugleich einer Reform des EU-Asylregelwerks näherzukommen. Wie solche
Absprachen im Einzelnen aussehen könnten, dazu äußerte sie sich freilich nicht.
Auch verlor Merkel kein Wort darüber, ob Chancen bestehen, sie nach dem Gusto
des bayerischen Koalitionspartners zu formulieren.
Angesichts der knochenharten Verweigerer klingen
merkelsche Standardsätze geradezu niedlich. „Wo es möglich sei, sollten
europäische Lösungen gefunden werden. Wo das nicht möglich sei, „wollen wir die,
die willig sind, zusammenführen und einen gemeinsamen Rahmen des Handelns
erarbeiten“. Hat sie vergessen, dass ohne Italien, Polen, Ungarn, Österreich,
Tschechien, Slowakei und ohne die gnadenlos harte Linie der Franzosen kein
Blumentop zu gewinnen ist? Sie hat den Grundstein zur Beendigung ihre Karriere
vor drei Jahren gesetzt, indem sie nach Gutsherrenart Entscheidungen getroffen
hat, die ihr längst auf die Füße gefallen sind.
Merkels bemitleidenswerter Versuch, ihren
innerdeutschen und europäischen Untergang in gesichtswahrende Floskeln zu
kleiden, kommt einer charakterlichen Vergewaltigung gleich, die ihren Kampf um
das Amt, um Reputation, um Ansehen ad absurdum führt. Traurig, dass sie nicht
einmal selber merkt, dass vergangene Meriten nur dann etwas zählen, wenn man
weiterhin Erfolge erzielt.
elt.
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