Wer heute preiswert Urlaub machen möchte und wenn
Rimini oder Dubrovnik zu teuer geworden ist, der sollte unsere syrischen Freunde um Rat
bitten. Sie geben uns gerne Auskunft über schöne Reiseziele in Kriegs- und Verfolgungsgebieten, denn auch in Strandnähe kann man das eine oder andere Schnäppchen machen.
Ham-Resort - Tripolis |
Immerhin reisen immer mehr Schutzbedürftige und
Gefolterte auf eine Stippvisite in ihre Heimat, um dort Freunde und
Verwandte zu besuchen und um sich von den Strapazen ständiger Befragungen und
andauernder Behördengänge zum Sozialamt zu erholen. Ich gebe zu, so ein
Asylcontainer mit Vollausstattung und Totalversorgung ist wahrlich kein
Zuckerschlecken, wenn man bedenkt, welchen Luxus man zuhause gewöhnt war.
Unsereiner sollte sich keine allzu großen Gedanken
machen, wenn wir uns entschließen sollten, uns rund um die traumhaften Regionen
Tripolis, Batroun, Enfeh oder Al Minie einen All-inclusive-Urlaub zu gönnen,
garantiert Bomben- und Granatsplitterfrei. Allerdings benötigten Deutsche einen
gültigen Reisepass, im Gegensatz zu unseren Sozialgästen, die mehrheitlich bei
ihrer Flucht sämtliche Ausweispapiere verloren haben und manchmal nicht einmal
den eigenen Namen kennen. Für sie gibt es unbürokratische Einreisemöglichkeiten
mit so genannten Übergangs- oder Ersatzpapieren, ein Privileg, was deutsche
Urlauber in Syrien leider nicht in Anspruch nehmen können.
Einheimische, die temporär in unseren Sammellagern
oder Asylheimen untergekommen sind, müssen jedoch in den einschlägigen
Reisebüros ein „Übergangsticket“ beantragen, was selbstredend als
Serviceleistung des syrischen Reiseveranstalters den Reisefreudigen Migranten
mit und ohne Schutzstatus angeboten wird. Ab dann geht funktioniert die
Abwicklung relativ unbürokratisch.
Wie Tichy, Focus, die Stuttgarter Zeitung berichtet
haben, insbesondere aber in den sozialen Medien seit einiger Zeit darauf
hingewiesen wird, nehmen immer mehr Syrer die Gelegenheit wahr, sich in ihrem
Heimatland zu erholen und den anstrengenden Alltag mit lästigen Anträgen beim
BAMF oder diskriminierenden Forderungen nach mehr Sozialleistungen hinter sich
zu lassen. Kürzlich schrieb Aras Bacho, ein gut informierter Blogger, dass
selbst wegen sexueller Übergriffe verurteilte Straftäter für mehrere Wochen
ihre Familien in Latakia und Tartus aufsuchten und ihr Wiedersehen genossen. Auch
deren Wunsch, sich wieder einmal in ihren Wüstendörfern in Salamiyya oder Al
Quaryatayn vom Stress alltäglicher Angriffe und Provokationen durch Frauen auf
deutschen Straßen zu erholen, ist nachvollziehbar.
Jedoch war deren Anreise ein wenig umständlicher,
zumal sie einen kleinen Umweg über die Türkei und den Libanon machen mussten,
um endlich ihre Lieben wieder in die Arme schließen zu können. Da haben wir
Deutsche es etwas komfortabler. Immerhin bieten arabische Reisebüros „Nakhal“
und „Al-Outom“ Direktflüge an und ohne hinderliche Bestechungsgelder für
Grenzer und Beamte abzuführen. Diese wiederum bleiben unseren syrischen
Freunden aus Herne, Recklinghausen oder Wanne-Eikel nicht erspart, gerade wenn
man die Reiseroute über den Iran gewählt und über die syrische Grenzstadt
Qamischli einreisen will. Das kostet!
Nun ja, wir Deutsche haben immerhin großes Verständnis
für unsere syrischen Almosenempfänger ohne Identitäten, wenn sie auch noch von
ihren kärglichen Sozialhilfebeträgen bei ihrem Kurzbesuch in Tripolis, Aleppo
oder Homs etwa 800 Euro pro Person abzweigen müssen, nur weil sie vom Heimweh
getrieben das Dorf ihrer Kindheit einmal wiedersehen möchten. Auch die
Rückkreise unserer syrischen Freunde ins deutsche Schlaraffenland gestaltet
sich problemlos, wenn man weiß, wie man es anstellen muss.
Der arabische Reporter berichtete kürzlich, dass es
gängige Praxis sei, mit syrischen Übergangspapieren wieder in das Transitland,
zum Beispiel den Libanon und die Türkei auszureisen, und von dort aus mit
deutschen Asylpapieren bei uns wieder einreisen. Sollte das Taschengeld für
Bestechung der Grenzer nicht ausreichen, sind unsere Gäste leider gezwungen,
über Dänemark zu reisen. Allerding dürfen die Urlauber dann nicht vergessen,
bei der Einreise nach Deutschland zu behaupten, man habe die Papiere
verloren.
Ich weiß, ich weiß, das Leben ist ungerecht. Auf der
anderen Seite sollten wir Deutsche uns so viel Selbstwertgefühl bewahren,
unsere Privilegien bei der Rückkehr aus dem Urlaub in Aleppo zu genießen.
Schließlich haben wir unser schönes Geld bei Assad und in seinen preiswerten, aber
durchaus luxuriösen Unterkünften ausgegeben. Ich kann Urlaube in Syrien nur
empfehlen, zumal es an den Urlaubsorten an nichts mangelt und man auch ein
durchaus attraktives Nachtleben genießen kann. Auch die Verpflegung lässt keine
Wünsche offen und so mancher Deutsche wird nicht nur das orientalische
Lokalkolorit genießen, sondern auch seine verwöhnte Zunge zufriedenstellen.
Auch wenn unsere linksgerichtete Presse und
insbesondere Vertreter unserer grünen Umweltpartei vehement abstreiten, man
könne Syrien gefahrlos besuchen. Insbesondere der Spiegel zeigt eine
geschäftsschädigende Haltung gegenüber Assad mit geradezu martialischen
Berichten aus dem Land. Man liefe andauernd Gefahr, dass einem Panzer,
Granaten, Sprengfallen, Haubitzen, Heckenschützen oder Raketenangriffe
entspanntes Sonnenbaden an den Stränden vermiesen.
Insbesondere unsere syrischen Heimaturlauber seien von
ständiger Verfolgung bedroht, sollten sie auf die Idee kommen, sie sich mit
ihren Familien unter deutsche Badegäste mischen. Das ist natürlich übertrieben,
denn immerhin können übersensible Badegäste an jeder Ecke günstige Schutzwesten
und Helme erstehen. Selbst für unsere Kleinsten stehen bei einem eventuellen
Stadtbummel in allen Foyers der Hotels gepanzerte Kinderwagen zur Verfügung,
die auch einer Explosion durch eine Tretmine standhalten. Nichtsdestoweniger
reisen derzeit Syrer in Scharen nach Hause, um endlich wieder für ein paar
Wochen die Ruhe und Geborgenheit im Schoß der Familie zu regenerieren. Hier
können sie wieder Kraft schöpfen, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.
Aber wie wir nunmehr vernehmen dürfen, hat sich unser
Heimatbayer Horst Seehofer in deutlichen Worten über syrische Heimaturlaube
geäußert. Er möchte nicht mehr, dass unsere Gäste mit staatlichen Mitteln und
deutschen Steuergeldern ihren wohlverdienten Heimaturlaub antreten und bis zu
einem Monat die südliche Sonne genießen. Unsere humanitäre Haltung habe
inzwischen die Grenze des Erträglichen erreicht und er fordert deshalb auch
gleiche Rechte für die eigenen Bürger. Die Ungerechtigkeit liegt auf der Hand,
zumal der Durchschnittsverdiener sich heutzutage maximal 14 Tage All-Inclusive in
der Türkei leisten kann. Recht hat er.
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