Es gibt nicht nur eine einzige Wahrheit. Und Medaillen haben bekanntlich immer zwei Seiten, eine Binsenweisheit - so banal wie wahr. Es lohnt sich deshalb, auch einmal die Rückseite zu betrachten, um
genauer zu wissen, woran man ist, wenn man über das deutsch-türkische Verhältnis spricht . Manchmal aber ist es nötig, dem weniger informierten Betrachter an Beispielen zu erklären, wie die Rückseite der Münze tatsächlich
aussieht.
Eine Frau, nennen wir sie Angela, militant-gutmenschlich
und Humanismus affin wollte 10 syrische Kinder aufnehmen. Da sie aber selbst
schon Dutzende eigener Bälger großziehen muss, überdies die Kleinen immer mehr Freunde zu Besuch einladen, die den Kühlschrank plündern, schmiedet sie
einen genialen Plan.
Sie bittet die entfernte Oma in Izmir, die armen elternlosen
Kleinen für sie zu übernehmen. Man könne diese hoffnungslosen Wesen schließlich
nicht sich selbst überlassen. Außerdem platze ihre eigene Wohnung schon aus
allen Nähten. Sie wolle auch vermeiden, dass die eigenen Kinder Angst bekämen,
benachteiligt zu werden. Dazu bestünde zwar kein Anlass, aber man wisse ja, wie
Kinder sind.
Die Oma, selbst ein wenig klamm und beengt lebend,
willigt unter der Bedingung ein, dass ihre Tochter für jedes Kind, das sie in
ihrem bescheidenen Heim unterbringt, monatlich 100 Euro überweist. Angela verspricht, das Geld pünktlich anzuweisen und beruhigt Oma, dass im Notfall auch ihre Freunde in Belgien und ihre Nachbarn einspringen
würden, sollte es einmal eng werden. Gemeinsam schaffen wir das, versichert sie und freut sich, etwas Gutes für die Kinder getan zu haben. Allerdings hat Angela niemandem erzählt, dass sie die 100 Euro pro Unterbringung bei der Oma vom Taschengeld ihrer eigenen Kinder abzieht. Problem gelöst. Fast!
Nach zwei Jahren allerdings fragt die verzweifelte Oma
bei der Tochter nach, wann endlich das versprochene Geld bei ihr eintrifft.
Immerhin habe sie schon 24.000 Euro ausgegeben und hätte jetzt ein Minus auf
der Bank. Die Kinder seien wie ein Sack Flöhe, bei denen man alle Mühe hätte, sie immer wieder einzufangen. Auch sie selbst käme kaum noch über die Runden, die Klamotten für die
Kinder kosteten einen Haufen Geld. Außerdem würden sie ihr die Haare vom Kopf wegfressen. Das stimmte so nicht ganz, denn Oma war
extrem sparsam, konnte gut haushalten und, das hat sie zwar nicht verraten, in Izmir kosten die Tomaten nur die Hälfte.
Tochter Angela, saumäßig schlau und verschlagen, weiß natürlich, dass Oma sie bei der Verpflegung der Kinderchen ein wenig beduppt und beruhigt die alte Dame, dass sie gewillt sei, nächstes Jahr einen
Teilbetrag zu überweisen. Aber das Geld dürfe, da für die Kinder gedacht
(zweckgebunden), nur für die weitere Anmietung von zwei oder drei Zimmern verwendet
werden und nicht etwa auf das Konto der Oma fließen. Nur wenn das sichergestellt
sei, könne sie auch bezahlen.
Die Oma, mittlerweile in Vorleistung getreten und nun
finanziell mit dem Rücken an der Wand, ist empört. Sie stellt ihre Tochter im
fernen Deutschland in den Senkel und droht, alle 10 Kinder in den Bus zu setzen
und zu ihr nach Deutschland zu schicken, wenn nicht bald die Kosten für die
Kinder ersetzt werden. Das genau ist im Kern die Problematik des
Flüchtlingsdeals zwischen Merkel und Erdogan. Die eine versucht die andere zu
übervorteilen.
Man kann von dem türkischen Despoten halten was man
will, sein politisches Agieren für fragwürdig erklären und die Unterdrückung
der Presse und der Meinungsfreiheit verurteilen. Selbstredend dürfen Demokratien
die türkische Regierung für das radikale Vorgehen gegen Regimegegner anprangern
und verurteilen. Aber wenn die humanistische Mammi, die nicht nur ihre Oma im Regen
stehen lässt, sondern auch hilfreiche Familienangehörige in Griechenland,
Frankreich, Spanien und Italien mit übler Nachrede gegen die Oma aufbringt, hat die Sache mehr als nur ein „Gschmäckle“.
Jetzt riss Erdogan die Hutschnur. Nach dem Votum des EU-Parlaments für das Einfrieren der Beitrittsgespräche mit der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan mit der Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge Richtung Europa gedroht. Wenn er schon 4 Millionen Kinder für Europa hütet, hat er aus seiner Sicht auch das Anrecht, dass man ihm zuhört. Und was er sagte, hörte sich gestern so an: "Hören Sie mir zu. Wenn Sie noch weiter gehen, werden die Grenzen geöffnet, merken Sie sich das", polterte er am Freitag in einer Rede in Istanbul.
Jetzt riss Erdogan die Hutschnur. Nach dem Votum des EU-Parlaments für das Einfrieren der Beitrittsgespräche mit der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan mit der Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge Richtung Europa gedroht. Wenn er schon 4 Millionen Kinder für Europa hütet, hat er aus seiner Sicht auch das Anrecht, dass man ihm zuhört. Und was er sagte, hörte sich gestern so an: "Hören Sie mir zu. Wenn Sie noch weiter gehen, werden die Grenzen geöffnet, merken Sie sich das", polterte er am Freitag in einer Rede in Istanbul.
Brüssel und Ankara hatten im März ein Abkommen
geschlossen, um die Flüchtlingsbewegung Richtung Europa einzudämmen. Doch was
sich jetzt auf den griechischen Inseln abspielt, ist an Dramatik kaum noch zu
überbieten. Hotels und Restaurants gehen reihenweise Pleite, weil Touristen
ausbleiben. Sie sind nicht gewillt, Tausende von Euro für ihren Urlaub
aufzubringen, wenn es rund um die Hotels aussieht wie in Duisburg Marxloh oder
Berlin-Neukölln.
Die griechischen Inseln in der Ägäis haben sich
inzwischen in ein Pulverfass verwandelt. Im September waren Teile des Lagers
Moria nach einem Brand für mehrere Tage unbewohnbar. Dort sind mehr als 5000
Migranten untergebracht, ausgelegt ist das Lager aber nur für rund 3500
Menschen. Aber auch an den türkischen Grenzen funkt es gewaltig. Aufruhr,
eingeschleppte Krankheiten, Gewaltausbrüche wohin man schaut. Man kann es sehen
wie man will. Angelas „Freunde“ in Brüssel sind sich einig. Oma Recep muss die Kinder behalten, er hätte sie ja schließlich nicht aufnehmen müssen. Und wenn er etwas von uns will, soll er sich erst einmal zu benehmen lernen.
Angelas und auch Brüssels Versprechen sind nicht
einmal die Druckerschwärze auf Verträgen wert. Keiner will sie haben, diese Migranten,
die zu Millionen nach Europa drängen, weil Angela einst Milch und Honig
versprochen hat, ohne ihre Freunde und Nachbarn zu fragen. Ja, sie hat nicht
einmal die eigenen Bürger gefragt, ob sie mit den „fremden Kindern“ spielen
wollen. Nun steht sie in Istanbul stramm, die Angela. Sie muss jetzt erst mal den Türken beruhigen, damit er sich noch etwas hinhalten lässt.
Und nein, es ist kein Plädoyer für Erdogan, schon gar keines für Angela Merkel. Es ist nur der Versuch, ein paar Dinge zurecht zu rücken und die Rückseite der Medaille zu betrachten.
Und nein, es ist kein Plädoyer für Erdogan, schon gar keines für Angela Merkel. Es ist nur der Versuch, ein paar Dinge zurecht zu rücken und die Rückseite der Medaille zu betrachten.
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