Fassungslos dürften viele deutsche Bürger die 18-Uhr-Nachrichten von gestern Abend und die Anmoderation unserer freundlichen Corona-Berichterstatterin der ARD zur Kenntnis genommen haben, deren Semantik besonders die älteren Semester unter uns an düstere Zeiten erinnerte.
„Beamte der Ordnungsbehörden haben derzeit alle Hände voll zu tun“, so der Zungenschlag. „Aufmerksame Bürger melden bei Ordnungsämtern Kleinunternehmer wie Kosmetik- und Nagelstudios, Friseure oder kleine Dienstleister, wenn sie in ihrem Geschäft etwa einen Kunden beraten oder behandeln.“ Man könnte aber auch sagen, es sind Menschen, die gerade verzweifelt versuchen, ihre vom Staat bedrohte Existenz zu retten und ihr eigenes Überleben sichern zu wollen.
Ich erinnere, Heinrich Mann beschrieb den Deutschen Untertan, ein widerliches Subjekt mit erbärmlichem Charakter. Sein Protagonist Diederich Heßling diente als Beispiel des angepassten Bürgers im Kaiserreich. Heßling ist hinterhältig und obrigkeitshörig, feige und ohne jede Zivilcourage. Er ist ein Mitläufer und unterwürfiger Konformist der übelsten Sorte und lebt als Tyrann seine Macht gegen Schwächere aus. Gleichzeitig unterwirft er sich freudig und voller Demut der Obrigkeit.
Schaut man sich um, ist man neuerdings geradezu umzingelt von solchen bedauernswerten Tröpfen, die mit euphorischer Genugtuung und klammheimlicher Schadenfreude Fehltritte von Nachbarn und verhassten Mitmenschen bei Behörde anzeigen und sich dabei die Hände reiben. Da ist er wieder, der hässliche Deutsche, eine kontrollierte Aufzucht und Wiederbelebung unserer Kanzlerin Angela Merkel. Mit Hilfe der Minister, die sich in Angelas Gesäß drängeln, schickt sie die längst vergessen geglaubten Blockwarte an die Front. Willfährige Hosenscheißer, die die von oben verordneten Verfügungen dort überwachen, wo Polizisten aus Zeitmangel nicht hinschauen können.
Welch ein gesellschaftlicher Umbruch, der sich in diesen Zeiten gerade vollzieht. Künstler, Kleinunternehmer, Selbständige oder Dienstleister - sie - die Opfer Angelas selbstherrlicher Machtausübung, sie werden sozusagen pandemisch in die Pleite getrieben. Mit einem einzigen Fingerschnippen werden Tausende Existenzen vernichtet. Und wer da nicht mitzieht, hat schlechte Karten. Fehlverhalten wird hierzulande unnachgiebig geahndet.
Auf Basis möglicher Gefahren, mutmaßlicher Prognosen und auf den schieren Verdacht hin, das Virus könne „wahrscheinlich und unter Umständen - vielleicht“ das gesamte deutsche Volk ausrotten, entscheiden Polithasardeure und aufgeblasene Parteinullen kompetenz- und hirnbefreit über das Wohl und Wehe einer ganzen Gesellschaft, ohne die geringste Ahnung zu haben, welche Folgen ihr Handeln haben wird.
Es ist zum Kotzen, wenn man den allgegenwärtigen, politischen Protagonisten in Talkshows und Politsendungen zuhört, die immer wieder gleichen Typen, denen man in bei jeder Miene, in jedem Satz und in jedem Statement die Scheinheiligkeit und Verschlagenheit anhört und ansieht. Es handelt sich immer wieder um die gleichen, alimentierten Schwätzer, die den selbst ernannten Blockwart auf der Straße die Motivation gibt, tätig zu werden. Wer glaubt, die deutsche Mentalität habe sich nach dem Krieg gewandelt, sieht sich getäuscht. Selbst ehemalige DDR-Bürger, die nur zu genau wissen, wie es sich anfühlt, bespitzelt zu werden, sie fühlen sich in die verhasste Stasizeit zurückversetzt.
Und die Medien? Angepasst, obrigkeitshörig, verlogen und staatskonform. Sie stehen stramm, schlagen brav die Hacken zusammen und verkünden selbst dümmste Politikerphrasen als Conditio sine qua non. Kritik- und gedankenlos plappern willfährige Journalisten die sinnbefreiten Worthülsen unterbelichteter Beamten nach, die ihnen vorgegeben werden, während Ordnungskräfte mit behördlichem Nachdruck den wirtschaftlich und finanziell ersaufenden Bürgern den Rest geben.
Und Merkels Blockwarte? Sie stehen ihnen hilfreich und untertänig zur Seite. Nun ja, so mentaler Charakterzwerg ist eben davon überzeugt, es sei seine Pflicht, maskenlose Gesetzesbrecher oder vereinsamte Menschen, die nach verbotenen sozialen Kontakten suchen, der gerechten Strafe zuzuführen. Im Anschluss erfreuen sie sich auch noch an der eigenen Unerbittlichkeit.
Presse
und Politik machen die Denunzianten wieder hoffähig und erheben sie zu
leuchtenden Beispielen für Pflicht erfüllende Vorzeigebürger.
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