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Söder schlägt Alarm. Selbstgespräche eines Kanzlers...

Markus, der Allmachts-Fantast und Visionär, wälzt sich nächtens in Schweiß gebadet und von maximaler Unruhe geplagt, schlaflos hin und her. Alpträume hatten ihn bis früh in die Morgenstunden gequält. Der Zugriff auf den Kanzlersessel entzog sich mehr und mehr im Dunst der nebulösen Träume, angesichts der neuesten, demoskopischen Analysen der Wählergunst. Die CSU befindet sich gemeinsam mit CDU im freien Fall.


Der Werteverfall der christlichen Parteien treibt den Brachial-Politiker wie Markus sogar im Badezimmer auf die sprichwörtliche Palme. »Die Lusche vergeigt unsere Vormachtstellung«, brummelt er übernächtigt vor sich hin. »Den wählt doch keine Sau. Der soll besser mal seine Anhänger durchimpfen, als andauernd dumme Sprüche zu klopfen«, grantelt er weiter und streicht mit der Hand über seine Morgenstoppeln. Missmutig betrachtet er sich im  Badezimmerspiegel. 

"Sechs Prozent Verluste in zwei Monaten", knurrt er sich an. Und jetzt ist ihm auch noch Olaf auf den Fersen, was dessen Laune in den Keller rasen lässt. Ausgerechnet eine SPD-Schlaftablette mobilisiert fünf Prozent Zugewinn im gleichen Zeitraum. »Was ist nur mit meinen Wählern los?«, brummt er mit aufgebrachtem Unterton und zückt den Nassrasierer. Und während er den Rasierschaum gleichmäßig übers Kinn verteilt, nimmt er sich vor, die Daumenschrauben nicht nur beim bajuwarischen Wahlvieh anzuziehen.

»Die werden schon sehen, was sie davon haben«, grunzt er und schwenkt den Rassierer unter dem laufenden Wasserhahn aus. »Wenn die alle erst mal die dritte Impfung haben, merken sie sowieso nichts mehr und wählen im Delirium nur die CSU, schlimmstenfalls CDU.« Maximal 23 Prozent der Wählerstimmen würden sich nach derzeitigem Stand auf CDU/CSU verteilen, allerdings mit sinkender Tendenz. Nur der Absturz der Grünen von einstmals 24 auf 17 Prozent vermag ihm noch ein faunisches Lächeln ins Antlitz zu zaubern. Aber nur für einen Wimpernschlag, weil ihm plötzlich die vielen, auf der Flucht befindlichen und ungeimpften Afghanen in den Sinn kommen. »Ich muss diesem schwulen Weichei sagen, dass er bei Biontech und Astra nachbestellen muss. Es dauert eh nicht mehr lange, bis sie alle da sind«, führt er sein Selbstgespräch fort. »Dann muss ich nur noch den Leuten klar machen, wer das bezahlt.« Söder kichert amüsiert bei dem Gedanken.

Doch plötzlich macht sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube breit, weil sich Angela in seine Überlegungen einschleicht. »Wenn Armin und die Raute sich ihren Besuch in Ahrweiler gespart hätten, würden wir jetzt wahltechnisch besser dastehen. Die zwei Nullen hat doch sowieso keiner mehr ernst genommen. Aber nein, immer müssen sie auf Betroffenheit machen…«, poltert er angepisst weiter, führt aber den Gedanken nicht zu Ende. Denn um ein Haar hätte er sich bei seiner inneren Analyse am Kinn geschnitten. »Markus: Das wird eine echte Herausforderung«, richtet er einen motivatorischen Appell an sein Spiegelbild. »Du machst den Kanzler, ohne dass einer vor der Wahl etwas bemerkt. Anschließend zeigt euch euer Markus, wo es lang geht in Deutschland.«

Ein Blick auf die Uhr treibt ihn zur Eile an. »Verdammt, gleich Pressekonferenz. Ich muss mir noch etwas zur FDP und diesem Schwachkopf Lindner einfallen lassen, bevor ich dort aufschlage.« Missmutig wischt er sich mit dem Handtuch die Reste des Rasierschaumes hinterm Ohr weg, während ihn jetzt nur noch ein Gedanke quält. Wenn jetzt irgendeiner dieser Journalistendödel fragt, ob er angesichts der jetzigen Prognosen von INSA auch bereit wäre, als Kanzler mit der SPD, den Grünen und der FDP zu koalieren, würde er ausflippen. Gerade gestern hatte ihm so ein Schmierfink die Frage gestellt, ob es wahrscheinlich sei, wenige Wochen vor der Wahl über einen Austausch des Kanzlerkandidaten Laschet nachzudenken.

»So ein Depp«, nuschelt Markus und schlüpf umständlich in sein Unterhemd und gewährt erleichtert seiner Morgenflatulenz einen unüberhörbaren Abgang. »Für mich ist das denkbar«, grummelt er mit gehässigem Unterton. »...Für mich schon. Aber glaubt dieser Medienfuzzi im Ernst, dass ich ihm das auf die Nase binde?« Markus lässt seine Gedanken weiter schweifen und kommt schnell zu einem inneren Fazit: Obwohl jeder weiß, dass die Lusche eine Flöte ist und Angela trotzdem darauf besteht, aus einer Flöte eine Bundespfeife zu machen, dafür fehlt mir jedes Verständnis. 

»Was will denn ein Faschingsprinz auf einem Kanzlersessel«, mault er halblaut weiter, stützt sich in gebeugter Haltung mit einer Hand an der Toilettenschüssel ab und streift seine dunkelblauen Socken über. »Fehlt nur noch, dass sich bei der Pressekonferenz einer nach dem Leid und dem Chaos in Kabul erkundigt und wissen will, weshalb wir den Krieg dort verloren haben«, sinniert Markus und fühlt, wie sich sein innerer Widerstand regt. »Kabul, Kabul..., wieso erkundigen sich Journalisten immer bei mir über den Scheißeinsatz, mit dem ich nichts am Hut habe? Außerdem geht das die Pressevertreter einen feuchten Kehricht an. Sollen sie doch diese halbe Portion von Maaßanzug löchern. Das Einzige, was dieser Dödel nicht weiß, ist dass er nichts weiß. Gut für mich, schlecht für die SPD.«

Markus ächzt, als er sich aufrichtet und in seine handgenähten Schuhe schlüpft. »Wieso sie micht trotzdem wegen Afghanistan sekkieren ist echt idiotisch. Das ist ja beinahe so, als würde mich das ARD oder das ZDF andauernd nach den Gesundheitsrisiken von Impfstoffen fragen. Es gibt Dinge im Leben, die wollen die Leute gar nicht so genau wissen und dabei sollte man das auch belassen«, murmelt er und greift zum Schuhlöffel. Die Uhr ermahnt ihn zur Eile. In 10 Minuten musste er ins Auto steigen. 

»Hoffentlich will dort keiner meine Meinung über den grünen Umweltpummel wissen«, presst er über die Lippen und stopft sein Unterhemd in seinen neuen Slip mit dem bayerischen Löwen vorm Gemächt und dem Aufdruck auf der Rückseite: „Ich bin der Kanzler.“ Seine Frau hatte ihm zum letzten Geburtstag das neckische Hös'chen mit den Worten geschenkt. »Geh, Marcus, jetzt könnens dich alle.« Wie recht sie doch hatte. Und diese Baerbock könnte ihn auch gleich zwei Mal.

Allmählich besserte sich Söders Laune. »Die Lage ist dramatisch, aber lösbar«, spricht er sich noch einmal Mut zu und schlüpft mit Schwung in die Hosen und zieht sich ein frisch gebügeltes Hemd über. „Jetzt wird ich diese medialen Untertanen weichklopfen«, raunzt er sich ein letztes Mal motivierend im Spiegel an. »Impfen, Impfen, Impfen, das hat höchste Priorität. Einkaufen nur noch mit digitalem Pass. Wer nicht mitzieht, muss eben Fensterkitt fressen.« Sofort schoss ihm der Gedanke an das bevorstehende Bankett und dem 5-Gänge-Menue in die Synapsen. Arbeitsessen. »Bin gespannt, was es gibt«, beendet er seinen mentalen Ausflug an die Delikatessen des Abends.

Er streicht sein Hemd glatt, zieht sein Jackett über und überprüft noch einmal kritisch seine Außenwirkung. »Impfen, Impfen, Impfen«, wiederholt er noch einmal. »Das Volk braucht klare Botschaften und einen echten Kanzler.«

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