Ein Sturm geht durchs Kanzleramt. In der Türkei will man Ehebruch türkischer Mitbürger, die in Deutschland leben, unter schwere Strafe stellen! Es drohen zwei Jahre Einzelhaft ohne Bewährung, sollten sie in ihre Heimat zwecks Urlaubes wieder einreisen.
Erdogan will den Seitensprung kriminalisieren. Er stellt damit Ehebruch auf eine Stufe mit Kindesmissbrauch, so war die Nachricht in den Headlines der Presse zu lesen. Doch kaum zuckt die Türkei aufgrund eines Protestes von Nancy Faeser zurück, als habe man sich die Finger an einer Herdplatte verbrannt, erlahmt das türkische Interesse am Thema, um sich die Chancen der Vollmitgliedschaft in der EU nicht zu vermasseln.
Ich wills mal so sagen: Wenn das Flüchtlingsabkommen mit den Osmanen permanent hitzig diskutiert wird und zu häufigen Vorwürfen führt, dann sollte das Thema Ehebruch mehr als ein paar Besuche unserer Außenministerin wert sein, zumal der herkömmliche Muslim ohnehin keine Ahnung hat, was er an einer deutschen Frau hätte, wenn er sie denn verführen könnte. Doch seit wenigen Tagen ist die Welt wenigstens in Ankara wieder in Ordnung. Den Mann trifft beim Ehebruch prinzipiell keine Schuld.
Doch widmen wir uns doch einmal grundsätzlich dem Thema. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter und auch nicht in den Emiraten. Ehen werden gebrochen, seit geheiratet wird. Daran können auch zweitausend Jahre Christentum nicht rütteln, obwohl biblische Gebote keinen großen Unterschied zwischen Mord und Totschlag, ungeehrten Vätern und Müttern, gehörnten Ehemännern oder betrogenen Frauen machen.
Natürlich wissen wir alle, eine Heirat ist eine teuer bezahlte Reise ins Ungewisse. Den besten Beweis für diese These lieferte Casanova, der nach seiner Eheschließung zum Schnäppchenjäger wurde und nach lustvollen Nächten mit Venedigs Damen seine Leidenschaften bitter bereuen musste. Heutzutage sind wir fortschrittlicher. Bei einer modernen Heirat ist der Seitensprung Geheimsache, Diskretion Ehrensache, Religion Privatsache, Geld die Hauptsache; alles andere Nebensache. Nur nicht in Saudi-Arabien, da werden die Damen gesteinigt oder einen Kopf kürzer gemacht, wenns mal fremdgefunkt haben sollte.
Dennoch - historisch und geographisch betrachtet hatten Ehebrecher noch nie und nirgendwo eine gute Presse. Im antiken Athen bestand die Bestrafung für den männlichen Ehebrecher darin, dem Missetäter einen ausgewachsenen Rettich in den Darmausgang zu rammen. Im Volk der Ibo (Nigeria) wird das ehebrecherische Paar an Händen und Füßen gefesselt, an einer Stange aufgehängt und dann in einen See voller Krokodile geworfen.
Dagegen mutete die Strafe im alten Rom harmlos an, denn man zog den notorisch fremdgehenden Männern alle Zähne (daher das Sprichwort: „…dem ziehe ich den Zahn“). Ganz anders in unseren westlichen Breiten, denn hierzulande haben sich die Meinungen in zwei Lager aufgespalten: Pessimistische Männer befürchten, dass alle Frauen fremdgehen. Optimisten hoffen es. Bei den Ehefrauen ist es umgekehrt. Pessimistische Frauen befüchten, dass ihre Männer treu sind, weil damit ihr Vorurteil obsolet wird. Optimistische Frauen dagegen hoffen, dass ihre Männer untreu sind, weil daraus ihre Berechtigung erwächst, ohne schlechtes Gewissen zwecks eigener Exkursionen Nachbarn in fremden Gärten zu besuchen.
Tempora mutantur, sagten die alten Römer. Die Suche nach erfüllendem Sex wird heutzutage immer schwieriger, weil man nur noch selten weiß, welchem Geschlecht das Objekt der Begierde zuzuordnen ist. Womöglich ist das Gegenüber eine renitente Veganerin oder der Liebhaber ein militanter Grüner mit Hang zur Abschaffung von schicken Sportwagen. Da spielt man doch lieber Lotto mit einer echten Chance auf als sechs Richtige. Die Pirsch nach fremdem Fleisch gleicht einem Glücksspiel und lohnt sich nur noch in ganz wenigen Ausnahmefällen. Wundert man sich nun darüber, dass Männlein und Weiblein völlig orientierungslos nach erotischen Erfüllungen suchen? Doch zurück zur Tradition.
Der Koran – und damit wieder zum Ausgangspunkt -, droht dem Ehebrecher hundert Peitschenhiebe an und mancherorts die Todesstrafe. Verglichen mit der Scharia sind ein oder zwei Jahre Knast, wie sie die Türkei vorgesehen hat, echte Schnäppchen. Hierzulande hat der Ehebruch längst einen anderen Stellenwert.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei einem Seitensprung zumeist um pure Abenteuerlust mit sportlicher Komponente. Und wenn man es genau nähme, sollte das Kanzleramt besser unserem Herrn Erdogan und seinen Religionsfetischisten einen christlichen Leitfaden an die Hand geben und Seitensprünge in Kategorien einteilen, die man je nach Art und Konstellation strafrechtlich abstufen könnte.
Aber auch in Deutschland gibt es viele Konservative, mit denen diesbezüglich nicht zu spaßen ist und die am liebsten wieder die Schuldprinzipien einführen würden.
Ehe ist Privatsache, blökt es aus der Ecke der Liberalen. Der Staat hat im Bett nichts zu suchen, tönt es dumpf aus dem Kleiderschrank. Du sollst nicht ehebrechen, tönt es dagegen als mahnende Retourkutsche aus der Kirche. Da weiß man schon gar nicht mehr, wer jetzt recht hat. Jedenfalls, Ehebruch unter Strafe zu stellen, lautet das Verdikt der europäischen Union über die EU-geilen Türken, sei ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot und widerspreche einem modernen, EU-angepassten Strafrecht.
Aber ist es bei uns in der westlichen Welt wirklich besser? Liberaler? Menschlicher? Ein europäischer Mann hat längst verinnerlicht: Wenn eine Frau bei der Eheschließung verspricht, Freud' und Leid mit dem Gatten zu teilen, setzt sie stillschweigend voraus, dass der Mann das Leid übernimmt und sie das Einfamilienhaus mitsamt dem neuen SUV. Und deshalb sind auch Schweizer Nummernkonten entstanden.
Auch wenn 50 und mehr Jahre mitteleuropäisches und modernes Strafrecht das Denken und Fühlen der Menschen marginal verändert hat, eine Tatsache ist uns erhalten geblieben. Mit Langeweile fängt es an, mit Ehebruch hört es auf, obwohl der Sachverhalt als solcher komplex ist, weil eigentlich zwei Falsche das einzig Richtige tun, um dem Leben wieder einen Sinn zu geben.
Wer heute im Internet unter dem Stichwort „Ehebruch“ sucht, erhält bei Google diese altmodisch anmutende Anzeige: »Ehebruch! Wir erbringen den Nachweis für Fehlverhalten in der Partnerschaft!« Nun ja, es steht fest: Fremdgehen hinterlässt stets das Gefühl, entweder etwas falsch gemacht zu haben oder das Bedauern, nicht schon früher auf die Idee gekommen zu sein.
Obwohl es nach dem deutschen Scheidungsrecht völlig wurscht ist, wer, wen, warum, wann und wie oft betrogen hat, treibt die Eifersucht weiterhin seltsame Blüten. Eifersüchtige Ehemänner und Ehefrauen sind zu allem fähig! Besonders dann, wenn der oder die Betrogene gerade niemanden kennt, mit dem er oder sie zurückbetrügen könnte. Wie man sieht, spielt auch Verfügbarkeit eines Liebhabers oft eine entscheidende Rolle für Eifersucht. Aber das ist ein anderes Kapitel und immer noch gesellschaftlich verpönt.
Immerhin erinnere ich mich noch genau, als Moses nach 40 Tagen und 40 Nächten wieder vom Berg herunterkam. Die ganze Gemeinde erwartete ihn. »Liebe Brüder und Schwestern«, hob Moses an: »Wie ihr alle wisst, habe ich viele Tage mit dem Chef verhandelt und nun habe ich zwei gute und eine schlechte Nachricht für euch! Die zwei guten Nachrichten: Ich habe den Chef von 100 auf 10 Gebote runtergehandelt! Und wir werden mit Milch und Honig belohnt! Die schlechte Nachricht: Der Scheiß mit dem Ehebruch ist immer noch dabei!«
In diesem Sinne
kann man nur sagen: Frohe Ostern und ....lasst euch nicht erwischen! Denn wie sagt der Volksmund so
treffend? Fremdgehen ist ungefährlich – beim Fremdfliegen beginnt das Problem.
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Herzlichen Dank für Ihre, immer informativen und humorvollen Artikel und schöne, ruhige Osterfeiertage!
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