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Friedrich Merz und die masochistische Lust des Verlierens

Die Bedeutungsumkehr eines Begriffs kann so vieles erleichtern, man muss sich nur ein wenig am Riemen reißen. Wir kennen das vom olympischen Gedanken: Dabei sein ist alles – eine Metapher, die selbst dem Totalversager noch das Gefühl gibt, etwas Besonderes geleistet zu haben. Man war dabei! Ehre hin - Ehre her. Beim politischen Masochisten gibt es noch eine Steigerung. Er ist in der Lage, Glücksgefühle zu empfinden, wenn er sich mental vor dem Verlierer in den Staub wirft und winselnd um Gnade bettelt. Doch gerade erlebt ein Millionen-Publikum, das auf den Sieger mit dem Einsatz ihrer Wählerstimmen gewettet hat, eine völlig neue Form pathologischer Unterwürfigkeit. Friedrich Merz, der vermeintlich strahlende Champion aller Klassen erweist sich als parteipolitischer Sadomasochist. Damit konnte niemand rechnen. Frustrierend für Millionen Bürger, die auf ihn gesetzt haben, befriedigend nur für einen, den Protagonisten. "Wenn man mich nicht lässt, beende ich meine Karriere", ...

Die schöne Bäckerin oder die kleinen Freuden des Lebens

Ich stehe im Bäckerladen, um meine Brötchen fürs Wochenende zu erstehen. Elke, eine rassige Brünette lächelt mich erwartungsvoll an, während ich die Auslagen in den diversen Brotkörben studiere.                                             »Wie üblich…?«, haucht sie über den Tresen. »Guten Morgen«, begrüße ich sie mit einem unwiderstehlichen Charme-Timbre im Bass. »Ich hätte gerne fünf Kürbiskernbrötchen und zwei Joghurtsemmel.« »Aber gerne«, zwitschert sie und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. »Übrigens, kennen Sie unser neues Bonus-System?« Ich schüttle überrascht den Kopf. »Nein, noch nicht…«, erwidere ich irritiert, während meine Augen ihre topographischen Attraktionen bewundern. "Frühlingsanfang", schießt es mir jäh in den Kopf.  »Wenn Sie heute zwei Mini-Dreispitz-Leinsamen-Blätterteig-Eckchen und vier abgeflämmte Bio-Mohn-Knusper-Baguettes nehmen... «, ...

Saskia, die politische Heimsuchung

„Ich kann mir in der neuen Regierung ein Ministeramt vorstellen“, ließ Saskia im Brustton tiefster Überzeugung das deutsche Wahlvolk wissen. Und die Bürger? Sie schweigen und erdulden.  Ich wills mal so sagen: Ich könnte mir auch vorstellen,  mit verbundenen Augen,  während eines doppelten Salto Mortale  unter der Zeltkuppel von Zirkus Sarrasani die Wechselwirkung primordialer Nukleosynthesen und kosmologischer Konstanten im Kopf zu berechnen. Ich tu’s aber nicht, weil ich es nicht kann. Ich habe mich in meinem Freundeskreis erkundigt. Bekannte, Freunde, ja selbst weit entfernte Verwandte haben mir ausnahmslos bestätigt, dass sie sich weder einen Job als Minister zutrauen noch mathematische Formeln während eines akrobatischen Hochseilaktes lösen wollten. Nun ja, sie kennen eben ihre Grenzen. Nicht so bei Saskia. Sie ist in jeder Beziehung ein Ausnahmetalent. Obwohl ich bis zurück ins Mittelalter recherchiert habe, ist mir keine Schwäbin bekannt, die, wie unsere Sa...