„Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum, fidebum…“,
…ein altes Kinderlied aus des „Knaben
Wunderhorn“, das derzeit genau auf unseren allseits unbeliebten Martin Schulz
und seine politischen Veitstänze zutrifft. Besonders die letzte Strophe:
…er wirft sein Säcklein hin und her,
am Morgen ist es wieder leer…
am Morgen ist es wieder leer…
Was denkt sich dieser Buchhändler eigentlich, wenn er bis
vor knapp einem Jahr Warnungen vor einem neuen Flüchtlingsstrom heftig
kritisierte, Abschiebungen, Grenzkontrollen und Transitzonen blockierte und
realistische Gefahren durch den massiven Zustrom von Flüchtlingen mit höchst
zweifelhaften Motiven als inhuman und verwerflich bezeichnete. Ganz plötzlich
stellt Martin fest, dass der politische Inhalt in seinem Säcklein bis auf einen
kleinen, undefinierbaren Rest jämmerlicher Plattitüden leer ist und er dringend
wieder etwas hineinpacken müsste. Seine „Goldstückchen“ aus Afrika waren
aufgebraucht.
Hastig besorgte er sich ein Schäufelchen und bestückte den
Geschenkesack, bediente sich aber beim Auffüllen versehentlich am völlig
falschen Haufen. Warnungen vor einer neuen Flüchtlingskrise. Jetzt ist er
wieder voll mit „Hochbrisantem“. Mit diesen "artfremden" Inhalten
müsste er eigentlich aus seiner Partei austreten und für die AFD auf die Pirsch
gehen. Tut er aber nicht. Wahrscheinlich weiß er gar nicht mehr, wo er zuhause
ist. Ja, ja, man kann sich als Spitzenpolitiker schon mal vertun, wenn die
Synapsen jäh ausfallen und er über den hohen Gartenzaun schielt, um zu sehen,
was dort an Verwertbarem zu finden ist.
Der überwiegenden Mehrheit der Bürger ist schon seit Jahren
klar, dass die Situation am Mittelmeer, in der Ägäis und in der Türkei einer
Zeitbombe mit kurzer Lunte gleicht. Und man muss nicht unbedingt ein geistiger
Überflieger sein, um zu begreifen, was sich heute auf unseren Straßen abspielt.
Aber dass unser aller Kanzlerkandidat erst vorgestern entdeckt hat, was auf uns
zukommt, das nenne ich eine intellektuelle Spontan-Erleuchtung mit ungeahnter Strahlkraft. Allerdings bin ich mir immer noch nicht im Klaren, an welcher
Stelle seines Körpers die Initialzündung stattgefunden hat und ich den Begriff
„intellektuell“ möglicherweise zurücknehmen muss.
Der bedauernswerte Biedermann aus
Würselen will jetzt auf die Hilferufe der italienischen Politik reagieren und
das Land bei der Abwehr von Flüchtlingen beistehen. Wie aus heiterem Himmel,
fordert er eine fairere Lastenverteilung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten ein.
„Es muss dringend etwas geschehen“, trompetete er in alle nur möglichen
Mikrophone. Aber was, wie und wann, das behält er für sich. Faire
Lastenverteilung, also! Unsere europäischen Nachbarn werden dem Butzemann etwas
husten, von wegen Lasten und Flüchtlinge. Die lassen keinen mehr rein.
Nur ganz elitäre Denker unserer Gesellschaft allerdings werden
Schulzens unvergleichliche Raffinesse durchschaut haben: Die Rochade ist eine
ganz hinterfotzige Breitseite gegen unsere ebenso eingeschränkte wie
widerspenstige Kanzlerin. Mit dem AFD-Programm auf Merkels Magengrube zu
zielen, das hat was! Wahrscheinlich glaubt er, Merkel merkt nichts. Nun ja,
wenn ich es richtig bedenke, er könnte damit vielleicht sogar recht haben,
zumal „merkeln“ ja Namensbestandteil unserer Kanzlerin ist ... Wehe, es kommt
jemand auf die Idee, in Schulzens Aktenköfferchen nachzuschauen. Wer weiß,
vielleicht fände sich dort eine blau-rote Broschüre…, nein, ich sag jetzt
lieber nix mehr.
Auf der politischen Bühne tanzt derzeit ein ungleiches Wahl-Paar,
das nicht begriffen hat, dass aufmerksame Bürger mit Verwunderung und maximaler
Verunsicherung dem dilettantischen Tango zuschaut. Ich frage mich allen
Ernstes, wie es in einem Kopf aussehen muss, der von jetzt auf nachher eine
argumentative und inhaltliche 180-Grad-Kehrtwendung vollzieht. Hat ihm
versehentlich ein Parteigenosse von hinten eins übergebraten? Von der AFD
kann‘s keiner gewesen sein, die sind zu intellektuell. Die CDU auch aber nicht,
die sind zu naiv, obwohl …, nichts Genaues weiß man nicht ... Sicher aber ist:
Wir haben es bei genauer Betrachtung mit einem Kindergarten zu tun, in dem
unsere Politknirpse und Parteigören auf der Blumenwiese lustig Ringelrein tanzen
und uns das Lied vom Bi-Ba-Butzemann vorsingen.
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