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Ex-SPD-Chef Gabriel – ein schlichter Geist meldet sich wieder zu Wort

Ex-SPD-Chef Gabriel kritisiert die Asyl-Studie von der SPD-naher Friedrich-Ebert-Stiftung. Er mag mit seinem Zweifel an der Lesart der Ergebnisse prinzipiell richtig liegen, solange man seine Begründung nicht ernst nimmt. Man ist von Spitzenpolitikern nichts anderes gewohnt, dass sie ihre unqualifizierten Weisheiten dem Volk auf eine Art und Weise unterjubeln, als hätten sie den Stein des Weisen erfunden.


Wenngleich schon die saubere Methodik sowie die Reliabilität der Fragen bei der FES-Erhebung angezweifelt werden darf, maßt sich Gabriel mit seiner eigenen, unmaßgeblichen Interpretation der Ergebnisse an, es noch besser zu wissen, als die dilettantischen Autoren der SPD-Demoskopen. „Wenn 86 Prozent der Deutschen sich zur Demokratie und 80 Prozent sich zu Europa bekennen, könne man nicht behaupten, die Mitte sei gefährdet“, so Gabriel.

Beide herausgegriffenen Zahlen haben absolut keine Relevanz, da sie mit dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand hinsichtlich der „Bindung der Wähler an Parteien“ und der „Vorbehalte gegenüber Migranten“ nichts zu tun haben. Abgesehen davon ist mir völlig schleierhaft, auf welche Zahlenwerke der EFS-Studie sich Siggi der Beleibte bezieht.

Gabriel greift Zahlen aus der Studie auf, die er nach eigenem Gusto umdeutet, um sich mit scheinbarer Kompetenz wieder einmal wichtig zu machen. Lieber Siggi, nicht alles was hinkt ist auch ein Vergleich! Genauso gut hätte er die Korrelation zwischen „Käsekonsum pro Kopf“ mit „Todesfällen durch Verheddern mit Bettlaken“ herstellen können. Dagegen sind die 54,1 Prozent in Deutschland hinsichtlich der „Negativ-Haltung“ gegenüber Fremde ein Wert, der sich unbestreitbar auch bei der Europa-Wahl massiv niederschlagen wird.

Wie verzerrt die Diskussionen über die Studie ausfällt, lässt sich auch in den Abendnachrichten mit Herrn Claus Kleber ablesen, der mit einem subtil-süffisanten Unterton eine Psychologin befragte, weshalb Menschen, die sich für Recht und Ordnung aussprechen, dem „rechten Rand“ zugeordnet werden. Offenkundig will Kleber mit seinem Hang zur Farbe rot den suggestiven Umerziehungsprozess von Menschen, die die Nase von zunehmender Überfremdung gestrichen voll haben, fortführen.

In meinem Artikel von vorgestern habe ich wortwörtlich die Ergebnisse zur parallel laufenden Bertelsmann-Studie beschrieben: Die Sympathisanten populistischer Parteien wie AfD (63%) in Deutschland und der französischen RN (72%) sowie der italienischen Lega (72%) prangern den Zustand ihrer Gesellschaft an. Selbst in Deutschland machen sich etwas mehr als 51% der Bürger Sorgen um den miserablen Zustand in ihrem Land. Auch wenn wir davon ausgehen dürfen, dass unsere Polit-Elite die Ergebnisse herunterspielen werden, -Zitat Ende –

Doch zurück zu Siggi Gabriel und seinen schlichten Behauptungen. „Dass mehr als 50 Prozent der Befragten Vorbehalte gegen Asylbewerber äußerten, ist für mich kein Gegenbeweis, dass die Mitte verloren gegangen sei“, sagt er. Dabei klammert er weitere 20 Prozent sogenannter „missing values“ aus – jene Menschen, die lieber nichts zu diesem Thema sagen. Lieber Herr Gabriel, ich empfehle Ihnen, einfach mal die Klappe halten, besonders dann, wenn man keinen blassen Schimmer von Fragen-Methodik, Validität und Reliabilität von Begrifflichkeiten, nichts von Faktoren-Analyse, und schon gar nichts von Stochastik versteht.

Hätte Sigmar ein wenig mehr Hirnschmalz beim Denken und Interpretieren der Studie eingebracht, würde ihm aufgefallen sein, dass sich in den größten Mitgliedsstaaten mit hohem Wählerpotential Millionen von Bürger querstellen. In Deutschland, Polen, Frankreich, Italien und Spanien steht die überwiegende Mehrheit nicht mehr hinter ihren etablierten Parteien und werden ganz sicher nicht „europafreundlich“ wählen. In vier von 6 Ländern präferieren die Bürger populistische Parteien – man könnte auch den freundlicheren Begriff „rechtskonservativ“ verwenden.

Traditionelle Bindungen der Wähler an Parteien haben sich inzwischen europaweit so gut wie erledigt. In Frankreich, wo fast die Hälfte aller Wahlberechtigten mit der ehemaligen Front National von Marie le Pen sympathisieren und man Macron mit seiner La République en Marche mit lächerlichen 8 Prozent beglückt, ergibt sich in Polen mittlerweile ein ähnliches Bild. Dreißig Prozent haben sich vom tradierten Wahlverhalten abgewendet und wenden sich den Konservativen zu. Ich kann Herrn Gabriel nur zurufen: Si tacusisses, philosphus mansisses – die Selbstentlarvung eines für schlau Gehaltenen sind für jeden mit guter Bildung eine besondere Freude








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