Nomen es Omen,
möchte man sagen. Wieder einmal beweist es sich, dass der Staat, und
insbesondere deren verantwortlichen Minister alles andere sind, nur keine
Geschäftsleute. Es gilt die Regel: Wenn ein Minister Geschäfte machen will,
sollte man ihm prophylaktisch Handschellen anlegen, denn die gehen in der Regel
daneben.
Screenshot Bundestagsdebatte |
Auch wenn sich
unser Verkehrsminister vor den Kameras stets als eloquent, weltgewandt und überlegen
präsentiert, spricht die Durchführung seiner Amtsgeschäfte eine ganz andere
Sprache. Wie sagte einst Wilhelm Busch: Dummheit ist eine natürliche Begabung.
Scheuer scheint in dieser Hinsicht zu den Hochbegabten zu gehören. Immerhin, wenigstens ist er aus Sicht der Damen attraktiv.
In der Wirtschaft
würde man einem Vorstandsvorsitzenden, der mit Lieferanten Verträge
abschließt, ohne zu wissen, ob er sie überhaupt einhalten kann, blitzartig vor die
Tür setzen. Im Falle eines desaströsen Schadens würde ein solcher
Unternehmensleiter wegen Veruntreuung, zumindest aber wegen grob fahrlässigen Verstoßes
gegen die Treuepflicht vor dem Kadi landen. Nicht so bei Scheuer, das zumindest
scheint er zu glauben. Stattdessen verkündete er mit dümmlichem Lächeln vor den Mikrofonen,
dass er die Verträge, die er vor zwei Jahren abgeschlossen hatte, gleich nach
dem Urteil gekündigt habe. Ein blöder Versuch, die Sache glatt zu bügeln.
Doch die mit der
Umsetzung beteiligten Firmen können sich nun die schadenfroh die Hände reiben,
obwohl sie den Minister in mehreren Geheimgesprächen davor gewarnt haben, die
Abschlüsse vor der Verkündung des Gerichtsurteils beim EuGh zu unterzeichnen. Österreich
hatte seinerzeit gegen das Vorhaben der CSU geklagt, auf deutschen Autobahnen
nur bei Ausländern kassieren zu wollen.
Heute wissen wir,
der Minister hat im Gefühl grandioser Überlegenheit und unendlicher Machtfülle
alle Bedenken in den Wind geschlagen und auf eine sofortige Ratifizierung der
Verträge bestanden. In der festen Überzeugung, dass er in seiner Position den
Richtern in Brüssel klar macht, wo es lang geht und wie das Urteil auszufallen
hat, schaffte er Vorab-Tatsachen. Doch die Robenträger taten ihm den Gefallen
nicht.
Nachdem der EuGh
die Einführung der Maut auf deutschen Autobahnen gekippt hat, kann man dieses
Urteil als Faustschlag in die Magengrube der CSU werten. Doch wie üblich versucht
Andreas der Bescheuerte die Sache herunterzuspielen, in der Hoffnung, dass
nicht nur das politische, sondern auch das nachfolgende wirtschaftliche
Desaster von den Medien möglichst auf kleiner Flamme gekocht wird. Es beißt die
Maus den Faden nicht ab, den Steuerzahler wird die maximale Blauäugigkeit eines
weltfremden Politikers mit dem Augenmaß einer Backpflaume wenigstens 1
Milliarde Euro kosten, zählt man die Verfahrenskosten und die finanziellen Auswirkungen
bei den Arbeitnehmern hinzu.
Den Betreibern
blieb keine Wahl, von heute auf Morgen Hunderten von Mitarbeitern zu kündigen, die
nun erst einmal auf der Straße stehen und von Unterstützungsleistungen des
Staates leben müssen. Dafür waren aber die Vertragsklauseln im Falle eines Scheiterns
der Mautträume unserer Republik nicht von schlechten Eltern. Der „Bescheuerte“
ließ sich auf Schadenersatz-Vereinbarungen ein, die gegen alle guten Sitten
verstoßen. Nun muss der Bürger den 12-fachen Unternehmenswert für entgangene
Mauteinnahmen bezahlen. Unser Staat muss laut des veröffentlichten Businessplans
beim verhinderten Mautbetreiber mit 500 Millionen Euro Ersatz leisten.
Doch jetzt kommt richtig
Freude auf. Wirtschaftsprüfer haben festgestellt, dass der bayerische
Frühstücksminister den Betreibern Gewinnmargen zugestanden hat, die in
vergleichbaren Fällen die üblichen Erträge um das Dreifache übersteigen. Sowohl
der Mautbetreiber Kapsch TrafficCom wie auch der österreichische
Ticketspezialist CTS Eventim werden mit ihren Forderungen wegen entgangenen
Gewinns und der Schadensregulierungen bei Gericht durchkommen.
Andreas Scheuer
folgt sozusagen einem politischen Klassiker, wenn man dessen Vita und Karriere
ein wenig genauer beleuchtet, auch nicht sonderlich überraschend. Nach dem
Lehramt, das er gerade so mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen hat, wurde
ihm von der Universität Prag der sogenannte „kleine Doktortitel“ verliehen –
ein akademischer Grad für Arme. Und weil er, was das Aufmotzen seines
Lebenslaufs anging, wie so viele seiner Kollegen, mit den großen Hunden pissen
gehen wollte, leider aber das Bein nicht hoch genug heben konnte, bestritt er
seinen Wahlkampf im Jahr 2005 als „Dr. Andreas Scheuer“. Ziemlich kleinlaut, aber
wie üblich in der Politik, ohne weitere Folgen, strich er den Doktortitel von
der Visitenkarte, jetzt ist er nur noch der Andreas.
Dass Andreas
Scheuer nicht einen einzigen Tag Berufserfahrung sammelte, sondern ähnlich wie
Maas, Altmaier, Barley, Schulz, Giffey und mehr als zwei Dutzend andere
Politiker in Spitzenfunktionen, fernab von jeder berufliche Realität in
Regierungsverantwortung herumfuhrwerken, darf der arbeitende Bürger ziemlich
irritiert an den Ergebnissen ablesen. Überhaupt ist es zum Mäusemelken, wenn
man den Blick durch die Ministerreihen schweifen lässt und konstatieren muss,
dass Kompetenzen lediglich auf wortreichem Geschwätz beruhen und selten auf
soliden Qualifikationen und auf handfesten Berufserfahrungen. Die PKW-Maut auf
deutschen Autobahnen, ist ein geradezu Bilderbuch-Beispiel für einen
intellektuellen Totalschaden.
So heißt es
wortwörtlich von den betroffenen Unternehmen: „Unsere Verträge enthalten
Schutzbestimmungen, die Vermögensschäden für die Betreibergesellschaft und ihre
Gesellschafter vorbeugen. Dies gilt auch für den Fall, dass die
Infrastrukturabgabe nicht eingeführt werden sollte.“ Sieht man einmal davon ab, dass er Bürger und Kanzleramt fortgesetzt belogen hat, indem er behauptete, er habe keinen Druck bei der Unterzeichnung der Verträge gemacht, darf man wieder einmal konstatieren: Unwahrheiten erleichtern das leben unserer Politiker ungemein und gehören zum alltäglichen Handwerkszeug.
Völlig
gleichgültig, ob der deutsche Bürger das EuGh-Urteil goutiert oder nicht, man
muss schon mit dem berühmten Klammernsack gepudert worden sein, wenn man als
verantwortlicher Minister in einem Anfall von Größenwahn Aufträge vergibt,
obwohl man wusste, dass das Ergebnis einer anhängigen Klage nicht abzusehen war
und ein Urteil aus Brüssel noch ausstand. Ach ja, Schwamm drüber…, es ist ja
nur Steuergeld, das wird man sich wohl in Scheuers Ministerium gedacht haben.
Dass sich Andreas
Scheuer auch noch vors Mikrofon traut und dann ins Publikum flötet, dass das
Prinzip der Finanzierung der Straßen durch den Nutzer gerecht und richtig sei,
mag ja vom Ansatz her prinzipiell logisch und richtig gewesen sein, es
entbindet diese Berufsnull von CSU‘s Gnaden nicht, zumindest so lange zu
warten, bis die Semmel gebacken und zum Verzehr im Laden auch verkauft werden
können. Aber so ist es halt in unserer Politik: Dilettanten, so weit das Auge
reicht. Jeder Abteilungsleiter einer Schraubenfabrik würde es besser machen.
Jetzt fehlt nur
noch, dass der Minister aus Bayern mit einer verdeckten Steuererhöhung seinen
Kopf aus der Schlinge ziehen will. Wie sagte er so schön? Ich habe eine
Expertengruppe beauftragt, den Fall zu analysieren. Will heißen: Dann müssen
wir es eben beim deutschen Autofahrer holen. Mein lieber Herr Scheuer, niemand
braucht irgendetwas zu analysieren. Ihr Bockmist, verehrter Herr Minister! Denn
nun fallen nicht nur zukünftige und bereits jährlich budgetierte 500 Millionen
Einnahmen aus der Autobahnmaut weg, Sie werden sich hoffentlich auch für
verlorene Steuermilliarden des Bürgers verantworten müssen. Sie wären besser
der Politik ferngeblieben und hätten etwas Anständiges gelernt.
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