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...Ich war jetzt auch mal da! – Von der Leyen in Lampedusa

Darauf haben die Inselbewohner sehnsüchtig gewartet – auf die allerwichtigste, allerbedeutendste und allerkompetenteste Persönlichkeit Europas, die das Ergebnis der Eroberung einer marodierenden Horde aus Afrika, - mit angemessener Würde - versteht sich -, im Hafen von Lampedusa besichtigte.

Uschi, "the Queen of European Desaster", sie reiste mit ihrer Entourage im Schlepptau eigens aus Brüssel an – ach, was sag ich: Sie schwebte gleich einem majestätischen Condor, mit weit ausgebreiteten Schwingen ein, entstieg ihrem Helikopter und nahm huldvoll die Ovationen der drei Dutzend Berufsschleimer und Profi-Klatscher mit ihrem Standard-Lächeln entgegen. Die eine oder andere Kamera konnte sogar den leisen Anflug angemessenen Schmerzes in ihrer Miene einfangen.

Leider hatte man es von offizieller Seite versäumt, die Insel im Mittelmeer bei Uschis Ankunft mit dem Gefangenchor von Giuseppe Verdi großräumig zu beschallen, um der epischen Dramatik eine gewisse Hoffnungslosigkeit zu verleihen. Es wäre eine schöne Geste gewesen, die Endzeitstimmung auch atmosphärisch ein wenig "upzugraden", zumal gerade wir Italiener einen theatralischen Zugang zum südländischen „spectacolo dramatico“ haben und jetzt leider ein wenig zu kurz gekommen sind.

Selbstredend haben sich auf der Insel sämtliche Honoratioren im Hafen eingefunden. Sie waren alle da! Wirklich alle! Angefangen vom Bürgermeister und dessen Gemeinderat, über den Schuldirektor, den Ortspfarrer, den Hafenkommandanten und eine Abordnung des örtlichen Fischerverbandes. Auch die Ministerpräsidentin Italiens Giorgina Meloni zeigte Präsenz und unterstrich die Bedeutung des Besuchsanlasses. Nur Giorginas sonst so selbstsicherer Habitus litt sichtlich unter dem Eindruck von stinkendem Müll und hunderter Bootsreste im Hafenbecken und wirkte ein wenig angeschlagen. Bedauerlicherweise fehlte der Kinderchor der örtlichen Schule Monte Sant' Angelo. Aus Pietätsgründen, der vielen Schiffbrüchigen wegen, so hieß es. Er hätte den desaströsen Anblick mit einer ausgelassenen sizilianischen Tarantella ein wenig entspannter gestalten und damit aufwerten können.

Es war schlechterdings natürlich nicht möglich, das über Lampedusa hereingebrochene Elend so in Szene zu setzen, dass es einerseits die herausragenden Persönlichkeiten nicht allzu sehr aus der Fassung brachte, andererseits aber die Notlage der Bewohner so medienwirksam wie möglich betonte. Es ist eben immer eine schwierige Gratwanderung für Politiker und Pressevertreter, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem katastrophalen Leid der Bevölkerung und den ergriffenen Heilsbringern aus Brüssel mit ihren aufmunternden Worten herzustellen. Und keinesfalls darf, wie damals im Ahrtal, irgendjemand lachen. 

Kaum hatte Uschi mit betroffener Miene die Hinterlassenschaften der rücksichtslos eingefallenen Angreifer aus Afrika im Hafenbecken besichtigt, begab man sich geschlossen in das noch intakte Gebäude der Inselverwaltung. Und während man mit schwer bewaffneten Militärs und der Polizei wütende Bürger und randalierende Okkupatoren so weit ins Hinterland zurückgedrängt hatte, dass von ihnen nichts zu sehen und zu hören war, bestiegen die hochherrschaftlichen Persönlichkeiten die eigens herangeschafften Limousinen, um an den 400 Meter entfernten Tagungsort zu gelangen.

Ein Zehn-Punkte-Programm war angekündigt, sozusagen ein ultimativer Insel-Rettungs-Maßnahmen-Katalog, ein aufgewertetes Standardwerk noch aus Merkels alten Zeiten, semantisch aufgepeppt und mit neuen, geschmeidigen Formulierungen verfeinert. Natürlich enthielt der politische „Syllabus“ – heute wird ja eher der Begriff „Werkzeugkasten“ verwendet, all jene Ingredienzien, die dem herkömmlichen Bürger auf dem heimischen Sofa seit Jahren geläufig sind und die sie sogar im Tiefschlaf auswendig rezitieren könnten. 

Das Rettungs-Vokabular enthielt so ziemlich alles, was heroisch klingt, Eindruck macht und gutmenschenkonform aber dennoch entschlossen dem Publikum zugemutet werden konnte. Prävention, Aufklärung, effektive Abwehrmaßnahmen, Verhandlung mit den Anrainerstaaten und Dialoge, überwachte Internierungslager oder die nachhaltige Verurteilung abscheulicher und menschenverachtender Schleuser, derer man habhaft werden muss. All das sind wohltuende, bewährte und beruhigende Hülsen eines sprachlichen Hürdenlaufs, den ein Politiker bei solchen Anlässen heute beherrschen muss. Tusch...! Narhallamarsch...!

Uschis Highlight bei ihrem Lampedusa-Happening allerdings war die Verwendung des Terminus: "European Union Agency", die Allzweckwaffe ohne Munition und Schießbefehl, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Frontex genannt, ein watteweiches Konstrukt, das jeden schwarzen Flüchtling bis ins Mark erzittern lässt. Es handelt sich um eine Art Küstenwache, die nun signifikant verstärkt wird. Zu den drei Schiffen im Mittelmeer kommt noch eines dazu und überdies weitere zwei Flugzeuge für die Luftüberwachung. Damit wird nun strikt die Charta der Grund- und Menschenrechte erfüllt – so der offizielle Auftrag. Ab sofort - also genauer gesagt, ab Mitte nächsten Jahres, werden die Außengrenzen so scharf überwacht, dass die Afrikaner noch aufmerksamer das Mittelmeer überqueren müssen als zuvor.

Ich will die martialischen Ziele der EU-Sheriffs mit dem offiziellen Wortenlaut beschreiben: Frontex soll den Schutz der Außengrenzen durch die Koordination der operativen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten und ihrer konkreten Unterstützung gewährleisten, jedoch ohne Durchsetzungsrechte oder Kompetenzen, um ankommende Boote zurückzudrängen oder gar Bootsinsassen wieder dort abzuladen, wo sie herkommen. Selbst mit einem Schuss vor den Bug einer solchen Nussschale verstoßen sie gegen internationales Seerecht.

Nun handelt es sich beim Mittelmeer ja nicht um den Tegernsee oder den Chiemsee, die man selbst mit 10 Schiffen nicht lückenlos überwachen könnte. Und mit der derzeitig zur Verfügung stehenden Anzahl von Korvetten, Hubschraubern, Flugzeugen, Drohnen, Radarstationen und Nachtsichtoptik ist es nicht einmal ansatzweise möglich, den Mittelmeerraum an der afrikanischen Küste zu kontrollieren oder zu überwachen. Sollte die Armada bei ihren Patroullien tatsächlich versehentlich auf völlig überfüllte Landungsboote mitten auf dem Meer treffen, dürfen die Grenzwächter ihnen von weitem lediglich zurufen, dass sie umkehren müssen.  

Zur Erinnerung: Frontex mit dem Flottenverband Hera, Nautilus und Poseidon führte in den Jahren 2005 bis 2008 ganze "sechs Einsätze" durch. Bei diesen Operationen durften sie allerdings nur Schiffbrüchige retten und sie nach Europa bringen. Nun sollen sie die Kanarischen Inseln vor der Küste Westafrikas, die Küstenlandstriche vor Libyen, Algerien, Teile von Marokko und Tunesien sowie Italien, Spanien und Malta, und das östliche Mittelmeer, insbesondere die Küste Griechenlands vor dem Ansturm weiterer Flüchtlinge schützen. Selbst ein unterbelichteter Depp würde davon ausgehen, dass man für eine solche Aufgabe gigantische Marineeinheiten mit zehntausenden von Soldaten und ein paar Dutzend Flugzeuge benötigen würde. Aber nicht einmal die werden gefragt.

Nun ja, wollen wir mal die Sache positiv und optimistisch einordnen. Uschi hat Lampedusa mit perfekt sitzender Frisur und einem de-eskalierenden, minzfarbenen Menopausen-Bluserl besucht, sodann die Ovationen ihrer Berufsbewunderer entgegengenommen und anschließend einen kleinen Rundgang an der Hafenmole unternommen. Die 10.000 Afrikaner und die betroffenen Bürger hat man vorsorglich mit Waffengewalt in ihre Häusern und Wohnungen, respektive in die Lager getrieben, um die EU-Zeremonie störungsfrei und medial eindrucksvoll als operettenhafte Premierenveranstaltung aufzuführen.

Ein wenig abseits, unweit der kleinen Piazza des romantischen Inselstädtchen, - von Kameras und Presse sträflich vernachässigt -, hatten sich ein halbes Dutzend paarungsbereite Seenot-Retterinnen eingefunden, die einige kräftige und virile Kerle aus einem senegalesischen Kral zum Fruchtbarkeitstanz aufgefordert hatten. Die deutschen Damen, offenkundig tief beeindruckt von der erotisierenden Kraft und schieren, animalischen Potenz afrikanischer Hoffnungsträger der deutschen Wirtschaft, leisteten sozusagen "erste Hilfe", während rings um sie herum die Ordnung und Versorgung zusammengebrochen ist und in den Aufnahmelagern um Wasser und Nahrung gekämpft wird ...  

Mittlerweile ist Uschi wieder abgereist. Kaum hatten die Majestäten, Regenten und Polit-Adligen abgehoben, schon landeten die nächsten 50 Boote mit knapp 750 „Besuchern“ aus Tunesien am Kai von Lampedusa an. Hach ja, es wäre perfekt gewesen…, wenn der milde, mediterrane Wind nicht aus der Ferne das tierische Gebrüll der wild gewordenen Okkupatoren über die silberblau glitzernde Lagune von Lampdusa getragen hätte. 

Die deutschen Mädels auf der Insel hingegen werden alles geben müssen, um dem Ansturm Herr zu werden und die "Besucher" schon mal auf ein sorgenfreies Leben in Deutschland vorzubereiten und sie mit den traditionellen Begattungsriten von Frauen in Hamburg, München oder Berlin bekannt und vertraut zu machen. Und bald werden wir wieder im Spiegel oder der Süddeutschen Zeitung von "dem Einzelfall" hören und lesen, wenn er zugeschlagen hat.

Es wird nicht lange dauern, bis diese "Krieger" die gesellschaftlichen Lebensgrundlagen deutscher Bürger zerstört haben. 

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Kommentare

  1. Das ist wieder ein hervorragender Kommentar und man kann sich als Leser die Situation bestens vorstellen. Das Ritual und der Ablauf der Besuche unserer politischen Oberhäupter läuft seit Jahrzehnten immer gleich ab - egal wo - mehr Schein, als Sein. Ich hatte mir gewünscht, daß Giorgina Meloni mehr Courage zeigt und das ganze Elend richtig sichtbar macht. Uschi hätte das bestimmt verkraftet...............

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