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Scharlatane, Bachblüten und Grübelsucht! - Mal wieder etwas zum Schmunzeln -

 Esoterik, das war vor 50 Jahren ein amüsantes Thema für gelangweilte Damen, die nach dem Sinn ihres Daseins suchten. Natürlich nahm seinerzeit den ganzen Unsinn niemand ernst. 

Gerade in einer Zeit voller Umbrüche und Veränderungen suchen viele Menschen Halt und Orientierung in esoterischen Welterklärungsmodellen. Horoskope zeigen vermeintlich, was die eigene Zukunft bringen wird. Der eloquente Heiler mit sanftem Blick wird zur Leitfigur, der mit kosmischen Kräften aus Krisen und Depressionen herausführen soll. Spirituelle Influencer kennen nahezu alle Lösungen für komplexe Lebensfragen. So hat schleichend rechte Esoterik Einzug in den Alltag vieler Menschen gehalten.

Esoterische Dienstleistungen sind keineswegs nur für eine kleine Minderheit attraktiv: 40 Prozent der Deutschen sehen einen tieferen Sinn hinter der Astrologie oder der spirituellen Erleuchtung. Jeder vierte ist offen für Wunder- und Geistheiler. Wie ernst das Thema ist, erkennen wir täglich in unseren Städten, wo sich Lebensversager, Verirrte und Verwirrte auf Straßen festkleben, um die Welt, das Klima und die Zukunft zu retten.

Gehen wir also 50 Jahre zurück. Als die Gefahr bestand, schlichte Gemüter könnten den Mumpitz glauben, der schon bei damaligen Kritikern in das Reich der Fabeln, Märchen und Einbildungen gehörte, waren es renommierte Wissenschaftler, die die Unhaltbarkeit von Astrologie, Horoskopen bis hin zur geheimnisvollen Wirkung der Bachblüten nachweisen wollten.

Zu spät, die Welle der Irrationalität überrollte jene Ladies, die sich auf dem inneren Weg der Selbstfindung und spirituellen Erkenntnis befanden. Und das alles nur, weil sie sich von ihren Ehemännern zu wenig beachtet, von ihren Geliebten hintergangen und von ihrer großen Liebe, unter Hinterlassung zweier unehelicher Kinder, enttäuscht fühlten.

Während man vor einigen Hundert Jahren mit Hilfe von Geistern und Dämonen störende Erscheinungen wie Warzen und Furunkel besprach, manchmal auch den Satan vertrieb, die bösen Mächte ausmerzte und Schweißfüße trockenlegte, haben die Rolle alternativer Heilmethoden längst findige Esoterik-Verlage und Wirtschaftsunternehmen übernommen. Die Mystik griff um sich wie ein Steppenbrand und die Esoterik entwickelte sich zum Kassenschlager. Manche versauen ja sogar das Brandenburger Tor, um das eigene traurige Leben ein wenig farbiger zu gestalten und um die Welt zu retten.  

Wenden wir uns aber nun der esoterischen Geheimlehre zu, in der spirituelle, anthroposophische, okkultistische oder magische Praktiken zur Anwendung kommen. Auch eine Reihe von alternativen Heilmethoden stützt sich auf esoterische Glaubenssätze, wie beispielsweise Aura-Chirurgie, Chakra-Healing oder Homöopathie.

Mit Verve und großer Überzeugungskraft evaluierten Damen mit fundiertem psychologischem Halbwissen, düsterer Lebenserfahrung und mühsam erarbeiteter Betroffenheit verschiedenartige spirituelle und okkulte Lehren und Praktiken. Zu Hilfe kamen selbsternannte Heiler und spirituell kontaminierte Wegweiser, die fortan geschiedene Gymnasiallehrerinnen, militante Emanzen und desillusionierte Zahnarztgattinnen auf ein Leben voll innerer Harmonie vorbereiteten. Nur im Hier und Jetzt sei das Leben wahrhaft erfahrbar – alles andere wäre illusorisch.

Mit Bachblüten, in Verbindung mit Moschus-Duftkerzen, Tarot und sanft geflüsterten Geheimformeln, schweben nun Patienten nach der Behandlung watteweich, mit einer Miene voll des Glücks, der Liebe und Wärme wieder aus der Praxis, was vermutlich auf ihre geplünderte Kreditkarte zurückzuführen ist.

Zum besseren Verständnis jener Leser, deren Zugang zur Esoterik noch versperrt sein sollte, möchte ich ein wenig Unterstützung leisten. Bachblüten heißen nicht etwa Bachblüten, weil sie irgendwann an einem Bach blühten, nein…, sie heißen Bachblüten, weil sich den Namen ein gewisser Herr Dr. Edward Bach ausgedacht hat. Er hat den Namen intuitiv gefunden. Wieso, weshalb, warum, das weiß ich nicht, da muss man den Kuckuck fragen. Sagt man ja so im Volksmund: Weiß der Kuckuck…!

Und dieser Dr. Bach schrieb in sein Büchlein sämtliche Krankheiten dieser Erde auf, die ihm gerade in den Sinn kamen, völlig egal was…, also von Mumps bis Ziegenpeter..., alles entstanden durch negative Seelenzustände! Ich erkläre mir das ja eher so: Erst mies drauf, dann gegen einen Bus gelaufen und zack, haste Mumps! Und von diesen negativen Seelenzuständen hat jeder Mensch genau achtunddreißig Stück! Was für ein Glück, weil es genau 38 Arten von Bachblüten gibt, die gegen negative Einflüsse mit drohender Lebensgefahr helfen sollen. Beispielsweise Geißblatt gegen Pessimismus, Maske gegen Corona, Heidekraut gegen Grübelsucht oder Rotbuche gegen Arroganz! Die nehm’ ich auch immer!

Kommen wir nun zur Zubereitung dieser phänomenalen Heilpflanze. Ich hab mich gefragt, wie machen diese Bachblütenhersteller das in ihren Bachblütenfabriken? Im Beiblatt finde ich die Erklärung. Man füllt eine Glasschale mit fünf Litern reinstem Quellwasser, tunkt eine passende Bachblüte hinein und stellt sie zwei Stunden in die Sonne. In dieser Zeit gibt die Bachblüte als heilende Energie ihre Schwingungen an das Wasser ab. Das heißt, am Anfang ist in der Schale reinstes Quellwasser, …und hinterher auch!

Sollten meine Leser hinsichtlich der Wirkung verunsichert sein, können Sie Folgendes tun: Machen Sie einfach ein Foto von einer Flasche Bier. Tunken Sie das Bild in ein Glas Wasser. Zwei Stunden später trinken Sie dann das Glas schön leer. Und wenn Sie davon besoffen werden, dann sind Bachblüten genau das Richtige für Sie! Aber ich will nicht abschweifen. Mit Inbrunst und großer Überzeugungskraft versinken die Anhänger der Esoterik in dunkele, aber definitiv lösbare Geheimnisse dieser Welt. In ganz normalen Steinen vermuten, ja wissen sie sogar alles über die ungeahnten Energien und Kräfte, die ihnen selbst immer fehlten. 

Danach rennen sie mit Wünschelruten über unwegsames Gelände, um verborgene Wasseradern zu finden. Nun ja, ist ja auch wichtig für die Bachblütenherstellung…!

Begonnen hat dieser Schwachsinn um 1780, als man behauptete, mit Magnetismus Krankheiten heilen zu können. Bekannt wurde in Paris die sogenannte Kaffeehaus-Szene. Sie entwickelte magnetische Heilgeräte. Die Therapiemethode: Man sitzt in Gruppen um einen solchen Apparat herum, gerät dabei erst in Trance, dann in Ekstase und lässt den Magnetismus beteiligter, gesunder Personen in sich einströmen. Ende des 18. Jahrhundert hat man diese Praktik verfeinert und versetzte zumeist weibliche Personen in einen „magnetischen Schlaf“. Ich persönlich finde diese Methode ja nicht schlecht, dann sprechen die Damen wenigstens nicht.

Heutzutage geht es in absurden „Eso-Zirkeln“ zu wie in antiken Mysterienkulten. Gegen den hanebüchenen Unsinn, der da geglaubt wird, ist mancher Schizophrene im akuten Stadium ein Hort reinster Rationalität. Biedere Hausfrauen begeben sich plötzlich auf Klangschaleneinkaufstour, ausgewachsene Akademiker lassen sich mit irgendwelchen Gegenständen bependeln, um zu erfahren, ob in ihrem Leben alles richtig läuft. Mit Duftkerzen und Räucherstäbchen werden Blockaden, Fußpilz und Verdauungsprobleme weggeräuchert. Andere wiederum gehen zu Wahrsagerinnen und lassen sich die Karten legen. Anders ausgedrückt: Früher wartete man ein Leben lang aufs Jenseits, heute will man es schon im Diesseits. Das glauben Sie nicht?

Tatsache ist, dass durchaus gebildete Leute ohne geringste Skrupel mit Menschen im Jenseits reden, als säßen sie neben uns am Tisch, währenddessen in der gegenüberliegenden Psychiatrie die Dosis der Medikamente um zwei Pillen erhöht wird, sollte ein Patient wieder mal Stimmen hören. Nein, ich will nicht hetzen. Alternativ leben, das mag ja heute schon vielen gelingen, – aber alternativ sterben? Na, ich weiß nicht so recht! Ich meine, diese esoterischen Nebelschwaden scheinen das Gefühl wahnsinniger Überlegenheit zu vermitteln, weil die vergeistigten Traumtänzerinnen davon überzeugt sind, dass sie mithilfe von Seminaren in Lichttherapie, Reiki und Kabbala mehr wissen, als die schlichte Nachbarin in der Küchenschürze.

Nun ja, ob nun Energiesteine, Sheng-Fui oder die energetische Heilkraft von Bachblüten, sie scheinen bei so manch erleuchteter Dame nicht nur Bewusstseins stimulierende Spuren zu hinterlassen, sondern auch deren Leben in Harmonie mit sich selber zu vernebeln. Esoteriker sind Angsthasen, die aus lauter Glaubensunfähigkeit sich selbst zum Gott erklären! Sie trauen nicht einmal Ärzten, Psychologen oder medizinischen Koryphäen mit einem jahrelangem Studium und 20 Jahren Berufserfahrung über den Weg. 

Auf dem Gebiet der Glaubensheilung nimmt die Homöopathie allerdings eine Sonderstellung ein. Selbstredend habe ich mich auch hier kundig gemacht und mich am letzten Wochenende einem Selbstversuch unterworfen. Ich habe eine Überdosis von 17 Fläschlein dieser Streukügelchen eingeworfen. Von allem Etwas. Wer jetzt glaubt, man habe den Notarzt rufen müssen, der irrt. Misstrauisch geworden, habe ich das Zeug im Labor untersuchen lassen: Ergebnis: Die Kügelchen bestehen aus reinem Rohrzucker und beinhalten gar keine Wirkstoffe. Man kann die Dinger, sollte man Lust auf einen Kaffee haben und zufällig keinen Zucker im Haus haben, auch zum Süßen verwenden. 

Ein herbeigerufener Homöopath klärte mich auf. "Je geringer die Dosis, desto besser die Wirkung". Offenbar habe ich bei der Einnahme etwas verwechselt. Die maximale Überdosis kann man also nur dann erreichen, wenn man sie erst gar nicht einnimmt. Seither lebe ich globolifrei und es geht mir gut. Und wie ihr seht, ich schreibe den Artikel sogar fertig.

Anstatt sich zeitaufwendig mit obskuren Heilmethoden auseinander zu setzen, empfehle ich zehn Gramm afghanisches Dope, `ne Tonpfeife und denke dabei an Karl Lauterbach. Chigong und Dope können ja bekanntlich auch Berge versetzen!

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Kommentare

  1. Uiiijujuii, was für ein Thema, grins
    jooo, kam vor 40J. damit auch durch Mundpropaganda von Bekannten + Freundeskreis in „Berührung“. Nix Handy/Internet. Mundpropaganda war schneller als jede Zeitung.
    Jeder kannte irgendjemand (Frauen wie Männer) die mit Okkultismus „Erfahrungen“ mit “weißer oder schwarzer Magie“ hatten. Grusselig, interessant aber auch oft mit dramatischen Folgen für diejenigen die eine gesunde Bodenhaftung verloren hatten.
    Vor X-Jahren war es noch ganz gängig für manch Politiker zum Jahresanfang bei einem „Medium„ eine Sitzung zu haben.
    Erinnerung: “Kontakt durch Hellseherin mit verstorbenen Barschel.“
    Trotz Hirnforschung, Wissenschaft: was genaues weiß Mann/Frau nicht.
    Tote konnten bis dato noch nichts Genaues berichten.
    Heute wie damals. Eine gesunde Bodenhaftung ist wieder angesagt.
    Weiter: zu meinen Zeiten der Apo-Lehre gab es nur die Bezeichnungen Allöopathie (damals Schulmedizin incl. chemischer Substanzen), Homöopathie, Drogenkunde also Pflanzenlehre/Heilpflanzen und Morphium.
    Durch die Zeiten der Forschungen in der Pharmaindustrie und, Gesundheitswesen, Politik, hat sich vieles stark gewandelt, somit auch die Begrifflichkeiten.
    Persönlich kann ich nur jedem empfehlen sich die heutigen einzelnen Begriffe/Bezeichnungen/Verfahren selbst zu recherchieren. Und bitteschön Homöopathie nicht verwechseln mit der heutigen Bezeichnung „Phytotherapie“ = gleich Pflanzenheilkunde.
    In Pflanzenheilkunde ist leider sehr viel traditionelles Wissen bei der Menschheit verloren gegangen. Gewollt oder ungewollt durch Pharmaindustrie, Chemiekonzernen und Politik sei dahingestellt. Vieles hat seine Daseinsberechtigung doch manches geht vielleicht zu weit – Ansichtssache.
    Egal ob von Dir lieber Mancini aufschlussreichen Bericht oder von sonstigen Verfassern, befassen kann und darf man sich mit allem jedoch niemals die Bodenhaftung verlieren. Gehirnwindungen aktivieren, freischalten, auf das Bauchgefühl achten
    „Eine-Einbein-Bodenhaftung“ immer und stetig behalten. LG

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