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Schöne Wolfsgrüße aus der Türkei

Man kann schon nicht mehr aufzählen, wie viele mediale Aufreger, die künstlich aufgeblasenen Skandale und diese schwachsinnigen Petitessen, die plötzlich und unerwartet zum Politikum erhoben werden, kurz darauf Verbotsdiskussionen auslösen. Jetzt ist etwas Neues hinzugekommen. Der türkische Wolfsgruß.

Beim Spiel der Türkei gegen die Niederlande haben abertausende Türken das angeblich rechtsextreme Symbol der Grauen Wölfe geformt -, und das auch noch in Anwesenheit des türkischen Präsidenten, der den überschäumenden Türken-Hype im Stadion mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm. Welch ein Eklat, welch eine unerträgliche Provokation. In Wahrheit hat der Wolfsgruß eine zweite Bedeutung: Es ist der türkische Stinkefinger, den sie den verhassten Deutschen zeigen und mit dem sie ihnen ihre Überlegenheit demonstrieren. Und nicht nur den Bürgern, sondern auch einer Regierung, die sie nicht einmal ansatzweise ernst nehmen. Erdogan ist für sie das Maß der Dinge. 

Machen wir uns doch einmal ehrlich! 80 Millionen Deutsche wurden erst vor einigen Tagen von der Presse aufgeklärt, dass es diese Geste überhaupt gibt und gaben ihr eine politische Zuweisung. Aufopfernd-missionarische Haltungsjournalisten mit ihrem theatralischen Sendungsbewusstsein und unermüdlichen Aufklärungseifer erhoben die bei den Türken so beliebte Symbol-Geste zur rechtsradikalen, faschistischen, ultra-nationalistischen Geste. So zumindest sollen die Meiers, Müllers, Schulzes und Lehmanns unseres Landes den Stinkefinger einordnen.

Der somit gebrandmarkte Wolfsgruß hat, man glaubt es nicht, binnen zwei Tagen die rhythmische Tonfolge „Döp-dödö-Döp“, ein unverkennbarer Dreiklang aus der Feder des berüchtigten DJ Gigi D’Agostino, den Rang abgelaufen. Ein subversives Gesindel in Sylt brachte mit dem lautstark skandierten Wunsch „Ausländer raus“, dank einer engagierten Presse den gesamten Regierungsapparat auf die Barrikaden. 

Eine aufgesetzte Empörungswelle schwappte wie ein Tsunami über Deutschland hinweg, Verbotsforderungen brandeten auf und eine woke Politiker-Klicke echauffierte sich mit maximaler Entrüstung über die reflexartige Gegenreaktion einer breiten belustigt-renitenten Bevölkerungsschicht. Seither liegen die Polizeikräfte bei nahezu jedem Volksfest, öffentlichen Veranstaltungen oder Großereignissen auf der Lauer, um zu ermitteln, aus welchen Kehlen das verbotene „Döp-dödö-Döp“ erklingt.

Wie skurril die Deutungsleidenschaft in unserem Land mittlerweile ist, zeigt die Meldung in der ZEIT-Online: „Bei einem Fanmarsch türkischer Fußballanhänger war das Symbol schon Stunden vor dem Spiel zu sehen gewesen. Die Versammlung Fans, die sich Richtung Olympiastadion bewegt hatte, wurde wegen "fortgesetzter politischer Botschaften" beendet.“ Ende des Zitats.

Der politisierte Aufriss, und das kann man mit Fug und Recht sagen, ist Verdienst der deutschen Presse und der Medienschaffenden. Würde man beispielsweise in Italien oder gar in Sizilien die Gesten und der damit verbundenen Symbolik verbieten, käme das einem totalen Sprechverbot der ganzen Nation gleich. Verschwendet man nur eine einzige Sekunde daran, was sich rot-grün-woke Lebensformen zur Optimierung ihres Daseins ausdenken, um Zwiespalt zu säen, Feindbilder zu kreieren und zukünftige Straftatbestände in der Politik zu verankern, könnte man vom Glauben abfallen. Ich erspare es mir, die reichhaltige Gestik der Italiener mit zum Teil bösartigem Subtext zu erläutern, die man in Deutschland vermutlich allesamt verbieten würde.

Genau wie jene schnappatmenden Medienvertreter, die die eingängige Melodie des italienischen DJ Gigi D’Agostino zum Inbegriff gewaltaffiner Rechter, ausländerfeindlicher Neonazis und rassistischer Volksfeinde erhoben haben. Mithilfe der gleichen Mechanismen erlebt nun der Wolfsgruß der Türken durch die Presse einen Aufstieg auf das Niveau des volksverhetzenden Gedankenguts. Schlimmer noch: Deutsche Politiker greifen diese konstruierte Symbolik dankbar auf, um daraus ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen.  

Es bedurfte tatsächlich eines ehemaligen Fußballers, der die „türkische Gestik“ einer übereifrigen Presse und einigen politischen Spontanschwätzern erklärte. In der Tat, es handelt sich tatsächlich um eine künstlich aufgeblasene Entrüstungsorgie, die so nur in Deutschland möglich ist. Der Teammanager der türkischen Nationalelf, Hamit Altıntop, bezeichnete die Debatte über den Wolfsgruß als unfair und dumm. Es handele sich überdies um eine "Falschinformation der Presse und einiger Politiker, die die Geschichte und Kultur der Türkei nicht einmal ansatzweise kennen."

Aber hierzulande machen wir sofort Nägel mit Köpfen, ganz gleich, ob wir jetzt „Döp-dödö-Döp“ summen, oder die türkischen Fußballfans mit ihren Wolfsgrüßen auf den Straßen und auf den Rängen ihre Siegeseuphorie ausdrücken wollen. Selbst die UEFA machte sich zum Büttel einer geradezu lächerlich reagierenden Politikerkaste, der nichts Besseres einfällt, als eine Verbotsdebatte anzuzetteln.

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte sein zweites EM-Tor im Achtelfinale gegen Österreich mit dem Zeichen gefeiert, dessen Ursprung der rechtsextremistischen Ülkücü-Bewegung zugeordnet wird. Von der UEFA war er daraufhin für zwei Spiele gesperrt worden. Der Wolfsgruß, zum besseren Verständnis für den Leser, ist der italienischen Geste zum Verwechseln ähnlich, mit der man ausdrückt, dass die Ehefrau des Gesprächspartners von einem ihrer Liebhaber "gehörnt", also betrogen wurde. 

Man stelle sich nunmehr vor, ein Italiener trifft einen Türken, um ihm mit der Geste zu signalisieren, er hätte dessen Ehefrau bei einem Schäferstündchen beglückt, würde jenes Handzeichen missverständlicherweise dazu führen, dass er dem Italiener vor Glück um den Hals fiele, weil er glaubt, er habe einen Gesinnungsgenossen getroffen. Umgekehrt würde die gleiche Geste den sofortigen Griff zur Lupara (Wolfsflinte) zur Folge haben. Der arme Türke hätte keine Überlebenschance.

Ganz gleich, ob Stinkefinger oder der politisierte Zeigefinger eines arabischstämmigen Kickers, ob Wolfsgruß oder „Döp-dödö-Döp“, ob der Black-Power-Gruß mit der erhobenen Faust, unsere Sprache bedient sich auch immer symbolischer oder auch sprachersetzender Gesten. Und diese entwickeln sich vorzugsweise dann, wenn die Politik ihren Bürgern den Mund verbietet. Wie wäre es damit, wenn wir öfter mit Gelassenheit und Affektlosigkeit auf gruppendynamische Phänomene reagierten und im Wolfsgruß oder „Döp-dödö-Döp“ keine kollektive Aufforderung ableiteten, zu den Waffen zu greifen, um die Regierung zu stürzen. 

Denn eines ist auch klar: Die Lächerlichkeit der Reaktion unserer Politiker liegt doch darin, dass Polizeiorgane gar nicht in der Lage wären, 100.000 türkische Fans in den Fußballstadien zu verhaften, weil sie in euphorisierter Stimmung mit „strafbewehrten“ Wolfsgrüßen ihre nationale Überlegenheit zum Ausdruck bringen wollen. Lächerlich allenthalben.

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Kommentare

  1. Mano cornuta , wohne in der Nähe von Wacken und mache mir Sorgen um die vielen Metalfans

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