Der SWR hat sich endlich und nach langen internen Diskussionen dazu durchringen können, rechtsradikale Friedenslieder und subversiv-pazifistische Songs aus dem Sendeprogramm zu verbannen. Es wird auch langsam Zeit, diesen lyrischen Firlefanz zu beenden und die neuen Realitäten zu akzeptieren. Denn was gibt es Erstrebenswerteres für unsere Politiker in diesen Zeiten, als eine Bombe, die zur Selbstverteidigung mitten in ein russisches Wohngebiet einschlägt.
Offen gestanden, dieser zaghafte SWR-Alibi-Versuch, Lieder von Nicole („ein bisschen Frieden“) oder auch von Reinhard Mey („nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“) mit einem Tabu zu belegen, ist auch nicht mehr, als eine halbherzige Sendekosmetik. Selbstredend ist es da und dort notwendig, schädliche Schlagertexte oder staatsgefährdende Chansons von hetzerischen Liedermachern mit einem Sendeverbot zu belegen, schon um den sozialen Frieden aufrechtzuerhalten. Dennoch, ich sage es hier frank und frei: Das ist angesichts der aktuellen Kriegsrhetorik in Deutschland zu kurz gesprungen.
Wenn wir schon verbal mit dem Russen im Clinch liegen, gleichzeitig den US-Präsidenten Trump als unberechenbaren und somit gefährlichen Zeitgenossen diskreditieren, die Chinesen als aggressiv, boshaft und heimtückisch bezeichnen, ja, dann sollte der SWR konsequenterweise die melodischen Friedensbotschaften nicht nur deutschen Song-Romantikern vorenthalten, sondern umtexten lassen. Nicoles Eurovisions-Song bieten doch eine geradezu perfekte Melodiestruktur, die den deutschen Bürgen immer noch im Ohr liegt.
„Ein bisschen Krieg – ein paar mehr Tote,
so wie ein Feuer, im eisigen Wind.“
Da kann die deutsche Hausfrau am Herd während der Zubereitung ihres Rosenkohls entspannt mitsummen. Im Anschluss bringt sie dann Blümchen ans Kreuz ihres gefallenen Sohns.
Deshalb ist es nachvollziehbar, wenn unsere Regierenden und mit ihnen unsere Propagandasender die Refrains „ich höre die Schreie der Vögel im Wind – ich singe aus Angst vor dem Dunkel mein Lied“ oder auch „Sing mit mir ein kleines Lied, dass die Welt im Frieden lebt“, als Provokation einordnen und für friedensaffine Zuhörer solche Zeilen als „destruktiv“ abqualifizieren. Dass nun auch über Reinhard Mey mit seinen volkszersetzenden Balladen der Staatsbann ausgesprochen wird, folgt somit der Logik einer angepassten Zeitenwende. Wo kämen wir hin, wenn undisziplinierte Volksschädlinge beliebte Antikriegslieder an jeder Ecke wie Gassenhauer trällern und damit unseren woken Jugendlichen die Lust auf eine blutige Landesverteidigung vergällen.
„Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter -
sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht -,
nicht für euch und nicht als Kanonenfutter“
Offen gestanden, solche indoktrinierenden Liedtexte sind kontraproduktiv, wenn wir dem Russen in Kürze aufs Maul hauen, dem Chinesen die Welthandels-Pistole auf die Brust setzen und „Don Trumpo“ in seine Schranken verweisen wollen. Und seien wir einmal ehrlich! Welche junge Ehefrau wünscht sich nicht, dass der liebevolle Vater ihrer Kinder den ehrenhaften Heldentod stirbt und dessen Körper im Namen der erfolglosen Vaterlandverteidigung von einer feindlichen Splitterbombe zerfetzt wird. Unser Bundeskanzler, und ja, auch die Grünen und rote SPD werden es der Witwe danken. Ganz sicher springt dabei auch eine Tapferkeitsmedaille heraus.
Hab‘ ich noch eine Nation vergessen, die von unseren Moralkeulen schwingenden Regierenden nicht mit herabwürdigenden Attributen belegt wird? Es könnte durchaus empfehlenswert sein, notfalls auch mit einem beherzten Einmarsch die Kriegsquertreiber rund um uns herum - einschließlich Polen, versteht sich, an die Kandare zu nehmen. Immerhin haben wir Übung.
Jetzt fällt's mir ein! Da gibt es ja auch noch diesen aufmüpfigen Ungarn, der andauernd aus der Reihe tanzt. Und Meloni verspürt auch keine große Lust, Italiens schöne Söhne in die Schützengräben dieser Welt zu jagen. Nun ja, hier im Süden gehen die Uhren glücklicherweise ein wenig anders. Während wir Italiener uns lieber mit „Mangiare, Cantare“ und „Amore“ beschäftigen, als mit Raketenwerfern, sind die Kiesewetters und Strack-Zimmermänner synaptisch, mental, rhetorisch an der Front. Natürlich nicht persönlich – möchte ich hinzufügen.
Wehrpflicht, Kriegstauglichkeit,
Bunkerbau, Aufrüstung, Panzer- und Drohnenüberfälle, nicht zu vergessen, eine vernichtende Taurus-Orgie im Osten, es ist das Vokabular einer außer Rand und Band geratenen Politiker-Kaste, bei dem jede Friedenstaube sofort tot vom Himmel fällt. Verbreiter
von Hass und Hetze, darunter fallen in jüngster Zeit natürlich auch subversive Friedenstexter, renitente Pazifisten, verantwortungslose Abrüstungsschwurbler und naive Entspannungsfetischisten, sie benötigen nicht nur Bademäntel, sondern auch gute Rechtsanwälte.
Mario Simmels Roman „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ ist aktueller denn je. Ziehen
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