Politiker sind mehrheitlich faul, geldgierig, versorgungsgeil, einfältig und häufig zugänglich für diskrete Zuwendungen. Neuerdings kommen noch Attribute wie käuflich und korrupt hinzu. Das ist meine ganz persönliche Überzeugung. Aber nicht nur meine. Auf diese verlässlichen Eigenschaften reagieren unsere Wirtschaftsunternehmen auf ihre ganz eigene und bewährte Weise. Sie fördern den politischen Karriere-Anspruch selbst schlichtester Gemüter, ähnlich wie der Wirt seinen Parasiten.
Kein
Großkonzern, kein potenter Mittelständler und kein Bankhaus muss der
parasitären Spezies „homo politucus germanicus“ lange erklären, dass sie mit
ihren Firmen wichtige, soziale Verpflichtungen erfüllen, Arbeitsplätze sichern
und als große Steuerzahler unverzichtbar sind. Mit diesem Hinweis wird jeder noch so mickrigen Null im Politikgeschäft auch gleich der „richtige“ Platz
zugewiesen. Und sollte es mit dem kompetenzbefreiten Aufstieg nicht so recht
klappen, finden sich nach einigen, dämlichen Fehlentscheidungen und verlorenen
Wahlen ganz sicher sorgenfreie Polstersessel in Brüssel.
Das System „deutsche Politik“ läuft nach eingespielten Mechanismen. Hat der herkömmliche Polit-Novize erst einmal die Landesliste erreicht, wird mit steuerlich absetzbaren Spendengeldern die Grundversorgung in der parteipolitischen Heimat gewährleistet und der Boden für weitere, erfolgreiche Schritte bereitet. Hat der Berufsversager seine Spitzenposition erreicht, kann man ihn mit fünf Worten beschreiben: Schlicht im Gemüt aber einflussreich.
Inzwischen ist der Anteil jener Politiker, die nicht einen einzigen Tag im richtigen Berufsleben verbracht haben, überproportional groß. Das erklärt auch die Tatsache, dass sie, kaum an der Spitze ihrer Parteikarriere angekommen, den Kapitalgiganten brav aus der Hand fressen. Winken nach Beendigung einer politischen Karriere die Konzerne mit einem Posten im Aufsichtsrat oder als Berater, hängen die Partei-Eliten wie fette Karpfen an der Angel.
Die Motivation für all jene, die aufgrund unterdurchschnittlicher Hirnmasse am natürlichen Arbeitsmarkt chancenlos bleiben würden und sich deshalb dem lebenslangen Versorgungstropf zuwenden, ist enorm. Immerhin winken Einkommens- und Versorgungsmöglichkeiten, die schlichte Gemüter wie Bearbock, Kretschmer, Maas oder Altmaier nicht im Entferntesten erzielen würden. Aber evolutionäre Unfälle wie die Genannten werden in der Wahrnehmung ihrer Schafe trotzdem als Gewinner und Eliten eingeordnet.
Eines ist klar. Macht korrumpiert, und somit sind beide Lager darum bemüht, jeweils den eigenen Vorteil daraus zu ziehen, wie man bei den jüngsten Maskendeals sehen kann. Die Industrie reagiert dankbar mit satten Provisionen, die Politiker mit gut bezahlter Narrenfreiheit. Machen wir uns nichts vor, solange in Deutschland Ministerien, Behörden und Verwaltungen die einzigen Organismen sind, die bei Mangelerscheinungen mit Wachstum reagieren, solange brauchen sich Wirtschaftsbosse, Kapitaleigner und Lobbyisten keine Sorgen um die Zukunft machen. Vor allem auch deshalb nicht, weil die Herren des Kapitals den Polit-Eliten nur dann den Machterhalt sichern, wenn sie im Gegenzug mit Wohlverhalten und Anpassung rechnen dürfen.
Nein, ich liege mit meiner Einschätzung nicht falsch. Politiker sind in der Mehrzahl arme, profilneurotische Wichte, deren Machterhalt zum Selbstzweck geworden ist. Mir ist kaum ein Spitzenpolitiker bekannt, dem es ernsthaft um die Belange der Bürger ginge. Das widerspräche ja auch jeder Logik. Und obwohl jedem Wähler hinreichend bekannt ist, dass Koalitionen echte Reformen verhindern, wählen sie ihre auserwählten Protagonisten, auch wenn sie wissen müssten, dass es sich bei Lichte betrachtet um verkrachte Existenzen handelt.
Politische Entscheidungen fallen stets mit dem Motiv der Wahrung des Parteivorteils und den parteipolitischen Interessen zum Opfer. Stückwerk, Flickschusterei, Dilettantismus und verheerende Umsetzung mutieren zum großen Wurf, selbst wenn man ein ganzes Volk einsperren muss. Die grandiose Idee eines Einzelnen wird im Keim erstickt. Im Zweifelsfall wird ein fortschrittlicher Gedanke der Gegenseite um des Prinzipes Willen bis zur Unkenntlichkeit bekämpft.
Stillstandsdebatten auf allen Ebenen und nahezu bei allen Themen. Digitalisierung, Impfdebatten, Mieten, Löhne, Altenversorgung, Schulen, Renten und oder gar die Bekämpfung von Steuerflüchtlingen, wir kennen das ja. Der Streit um die besten Konjunktive werden uns als echten, politischen Diskurs verkauft, während sich die Beteiligten gleichzeitig feiern lassen und sich dabei in publikumswirksamen Worthülsen ergehen. Und alle spielen sie das Spiel mit, so genannte Experten, willfährige Journalisten, allwissende Meinungsbildner und last but not least die unteren Chargen der Parteimitglieder. Immerhin fällt für jeden ein kleines Bröckchen öffentliche Anerkennung ab.
Unsere Politiker verstehen selten etwas von wirtschaftlichen Zusammenhängen und noch weniger vom Geschäft der großen Unternehmen, deren gigantischen Steueraufkommen die eigene Existenz am Futtertrog erst möglich macht. Kein Politiker versteht etwas von Bilanzen, von ökonomischen Zusammenhängen und deren Wechselwirkungen, ja, sie interessieren sich nicht ansatzweise für jene, die an der Werkbank stehen und ihnen den Arsch finanzieren. Oft genug haben sie nicht einmal einen blassen Dunst, weshalb sie eigentlich im Bundestag sitzen. Macht nichts, die eigenen Bürger wissen es auch nicht, obwohl sie die Nasen gewählt haben.
Erst, wenn es einmal nicht ganz so gut läuft, stellen sie Fragen, doch dann ist es zu spät. Sie sind erpressbar und tun schon ihres guten Rufes wegen und aus Angst vor Verlust an Reputation beinahe alles, um ihren Kopf zu retten. Nun ja, eines steht fest, besonders für jene, die das Wirtschaftsrad drehen. Inkompetenz unter den Politikern ist inzwischen die „conditio sine qua non“ für eine Parteikarriere – siehe Saskia Eskens, Borjahns oder gar die linke Susanne Hennig-Welsow. Wenigstens darauf kann man sich verlassen. Immerhin, alle Abgeordneten und Minister sind fit bei der Abrechnung ihrer Diäten und ihrer Reisekosten.
Die Weitsicht der Wirtschaftsbosse hat sich stets bezahlt gemacht. Als Gegenleistung wird den politischen Akteuren Lob und Anerkennung zuteil. Jetzt müssen wir nur noch alle durchgeimpft sein, dann flutscht es wieder. Ob sie noch lange damit durchkommen? Was für eine Welt….
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