Na, wie geht es
Ihnen heute Morgen? Schlecht? Oder leiden Sie gar? Es wird Ihnen nichts übrig bleiben,
als zu Ihrem Hausarzt zu gehen. Allerdings wissen sie nicht genau, auf wen sie
treffen, im Zweifelsfall auf den Doktor causa honoraris.
Und da er es eilig
hat, weil Sie Kassenpatient sind, dürfen Sie einen Satz sagen und eine kurze
Eigendiagnose stellen. Er fixiert Sie kurz, nickt, zustimmend, murmelt etwas
Unverständliches und schon steht auf Ihrem Krankenschein: Essentielle
omnipathisch vegetative Dystonie. Es bedeutet konkret: „Keine Ahnung, was mit
dem los ist. Solls doch der Kollege rausfinden“. Das beweist schon die
Überweisung zum Facharzt, von der Sie nicht wissen, ob der Termin noch in
diesem oder erst im nächsten Jahr stattfinden wird.
Auf dem Gang
draußen vorm Wartezimmer lungern jede Menge Besucher aus Afrika herum. Sie
gehören zur privilegierten Kundschaft, da die Bundesregierung verfügt hat, dass
Gemeinden ihre Besucher mangels Krankenversicherung versichern müssen. Anders
als der herkömmliche Bürger in Deutschland können Flüchtlinge während des
Asylverfahrens kein reguläres Mitglied der Krankenversicherungen werden.
Stattdessen finanzieren und organisieren die Kommunen, in denen sie leben, die
medizinische Versorgung. In vielen Gemeinden und einigen Großstädten sind
die Gäste aus Eritrea, Somalia, Syrien oder Afghanistan sogar Privat-Patienten
und die Versorgungs-Nuggets der Ärzteschaft, die kaum mit Gold aufgewogen
werden können. Einer nach dem anderen erfährt dann eine humanitäre
Sonderbehandlung mit kostenfreien Rezepten und teuren Medikamenten, von denen
Sie als Kassenpatient nur träumen dürfen.
Allerdings ist der
Gang zu den „Göttern in Weiß“ in diesen Zeiten so risikoreich wie - sagen wir -,
in Münchens U-Bahn permanent schwarz zu fahren. Seit die große
Gesundheitsreform den Äskulap- zum Bettelstab verkümmern lässt, seitdem müssen
Ärzte hierzulande zu immer neuen gefälschten Rezepten greifen, um sich selbst
wenigstens ein Einkommen jenseits der Armutsgrenze zu verschreiben. Beispiel:
Sie schleppen sich mit Ihrer Sommergrippe zu Ihrem Hausarzt. Kaum stehen Sie
röchelnd an der Anmeldung, bietet Ihnen die Sprechstundenhilfe mit
scheinheiligem Lächeln ein Lutsch-Bonbon an. Sie nehmen dankend an und gehen
ins Wartezimmer, in dem bereits 18 Patienten nichtsahnend Bonbons lutschend den
Lesezirkel zerfleddern.
Bei Ihnen
allerdings passiert in den nächsten Stunden gar nichts, außer dass hin und
wieder die Sprechstundenhilfe auftaucht, einen Blick in die lutschende Runde
wirft und wortlos wieder verschwindet. Spätestens jetzt ahnen Sie Ungemach! Sie
sind Teil eines illegalen Medikamentenversuches und die Schlange von
Arzthelferin hat nur überprüft, ob Sie eventuell blau anlaufen oder allergische
Reaktionen wie Atemnot, Magenkrämpfe und Juckreiz am Hintern zeigen. Der
Patient als lebende Versuchsanstalt für Risiken und Nebenwirkungen. Wie? Das
glauben Sie nicht? So geschehen an der Giessener Universitätsklinik, wo
mindestens 10 Ärzte über Jahre ihre Patienten ohne deren Wissen mit
Medikamenten vollgepumpt haben, um anschließend über die beobachteten
Reaktionen ihre Dissertationen zu schreiben.
Der
verantwortliche Chefarzt behauptete, es habe sich bei den Patienten lediglich
um harmlose Versuche gehandelt. Bekanntlich kann man Versuchskarnickel vorher
nicht um Erlaubnis fragen, weil sie bestenfalls mümmelnd ihre Lauscher
aufstellen, sich aber ansonsten nicht wehren. Man kann ihnen nur wünschen, den
breit angelegten Feldversuch heil zu überstehen. Ich bin davon überzeugt, dass
viele Mediziner für den Kassenpatienten den Brückenzoll ins Jenseits erheben. Wie
dem auch sei, angenommen Sie sitzen seit 8 Uhr 30 auf dem Delinquentensessel
der Praxis und haben das Experiment überlebt, dann werden Sie nach circa 3
Stunden Wartezeit zu seiner Heiligkeit, dem wissensdurstigen Facharzt
vorgelassen. Der guckt Sie kurz an, zieht eine bedenkliche Miene und schickt
Sie zum Röntgen.
Wenig später folgt
die Computer-Tomographie und wird mit einer Ultraschalluntersuchung abgerundet.
Haben Sie alles überstanden, ist es vermutlich kurz vor 19 Uhr und Sie sind fix
und fertig. Nun erläutert Ihnen der Chefchirurg persönlich, Sie hätten da ein
paar aggressive perogastrite Polyperdikel und die müssten unbedingt gelasert
werden. Und da wir schon
mal beim Lasern sind, könnten auch gleich die Hämorrhoiden minimalinvasiv
eliminiert werden.
Schon am nächsten
Morgen sitzen Sie angstschlotternd in der Praxis zwischen bonbonlutschenden
Patienten und beißen heroisch die Zähne aufeinander. Kurze Zeit später werden
Sie eine halbe Stunde lang an eine brummende Apparatur geschnallt. Und
natürlich stellt Ihnen die Krankenkasse zweihundertfünfzig Euro in Rechnung.
Was Sie nicht wissen: Bei der Apparatur handelt es sich in Wirklichkeit um eine
als Laser-Gerät getarnte Kaffeemaschine, die nur deshalb brummt, um Ihnen zu
suggerieren, es würde irgendetwas Sinnvolles passieren. Auf diese plumpe Art
und Weise hat eine Kölner Gemeinschaftspraxis kränkelnde Kunden um etwa
Fünfzigtausend Euro jährlich erleichtert.
Aber wie gesagt,
die Ärzte haben es wirklich nicht mehr leicht. Früher war die Zulassung als
niedergelassener Arzt quasi gleichbedeutend mit der Eintrittskarte zum
Golfplatz, heute reicht es gerade mal noch für die Suppenküche der Heilsarmee.
Und wenn der neue Bundesgesundheitsminister Spahn behauptet, die
Gesundheitsreform müsse sich für alle rechnen, muss man sich nicht wundern,
wenn so ein notleidender Arzt das eine oder andere Extra berechnet. Und damit
Sie als Patient am Ende nicht der Einzige sind, der bei der ganzen Reform
zahlt, kann ich nur jedem empfehlen: Zahlen Sie ihre Rechnung bei der
Krankenkasse einfach mit einem 100 Euro Schein. Und zwar mit einem gefälschten!
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