Glaubt der Bürger
noch, was unsere Kanzlerin ihrem Publikum erzählt? Ach ja, möchte man seufzend
hinzufügen: Wenn Angela spricht, klingt das alles ganz schön. Man lehnt
sich im Sessel zurück, nimmt Dutzendweise politische Konjunktive zur Kenntnis,
lässt die monoton-einschläfernden Zukunftsvorhaben an sich abperlen und verabschiedet
sich innerlich entnervt von ihren standardisierten Entschlossenheitsphrasen.
Kaukasus, Aserbaidschan, Trump, Macron oder Europa,
das interessiert weder die Krankenschwester oder den Busfahrer, noch den
Gemüsehändler oder die allein erziehende Mutter, angesichts der drängenden
Probleme in Deutschland. Immer mehr Menschen kämpfen ums tägliche Überleben und
haben nachts auf den Straßen Angst.
„Wir brauchen eine europäische Lösung“, gleich welches
Thema, egal ob es dabei um Form und Farbe von Würstchen oder um die in
Deutschland einfallenden Migranten geht. Was beim Konsum politischer Höhepunkte
bleibt, ist nicht mehr, als ein gähnendes Nichts, wenn da nicht die täglichen
Filetierkünste dieser, ihrer Gäste die Aufmerksamkeit des deutschen Michels
erregten.
Dass das Kanzleramt wie auch den Roten und Grünen Parteien den
blutrünstigen Übergriffen scheinbar überdrüssig geworden sind, scheint sich
darin auszudrücken, dass kein Politiker mehr das Wort Messer oder Bombe in den
Mund nimmt. Kondolieren ist nach dem fünfzigsten Migrantenmord out. „Wo kämen
wir auch hin, bei jeder Bluttat den Angehörigen das Mitgefühl auszusprechen?
Man käme ja kaum noch zur politischen Arbeit.“ Nun ja, Grokos Renten-Firlefanz
ist jetzt en vogue.
Ein paar Tote hier, ein paar Vergewaltigungen dort,
finden keine Erwähnung mehr. Ein Arzt wird in seiner Praxis abgestochen, einer,
der überwiegend Migranten behandelte. Aber was soll`s. Das passiert eben. Und
wenn ein Irrer in der siebten Etage eines Hochhauses mit einer Menge Rizin
hantiert, mit der er einen ganzen Stadtteil hätte ausrotten können, ist eine
Bedrohung dieses Ausmaßes höchstens zwei Sendeminuten wert. Faschisten machen
Jagd auf Ausländer, das klingt doch gleich viel besser. So ein Kahlkopf mit
Hitlergruß, das macht was her. Es reicht ein Idiot mit Stiefeln und schon kann
man ein ganzes Bundesland einem braunen Sumpf zuordnen.
Geradezu aufbauend ist auch die Berichterstattung:
1.000 Rechtsextreme stürmen den Chemnitzer Wall. Bei aller Anstrengung, ich
habe nur „stürmende“ Spaziergänger entdecken können. Nun ja, das schöne Bild
eines Landes der Dichter, Denker und gut integrierter Sozialgäste könnte den
Nimbus erfolgreicher politischer Arbeit beschädigen. Die paar Milliarden an
Kosten gehen unserer Kanzlerin an der Raute vorbei, währenddessen das
Kindergeld um dramatische drei Euro und fuffzich erhöht wird. Verhältnismäßigkeiten
und Relationen haben sich gewaltig verschoben.
Wenn ein deutscher Staatsbürger ein altes Mütterchen
am Kiosk beraubt, löst ein solch abscheulicher Vorfall tiefste Betroffenheit
aus. Man ist bestürzt. Scheinheilige Floskeln werden bei solchen Anlässen immer
gerne genommen. Zack und zurück zur Tagesordnung. Bürger mit Doppelmoral und
Klassenjustiz schikanieren. Die Guten, das sind die Schwarzen, ins Kröpfchen,
die Schlechten, das sind die nervenden Bürger, ins Töpfchen. Längst ist in der
Öffentlichkeit angekommen, dass Parteiführer und Regierende über die Köpfe der
Bürger hinweg verkünden und beschliessen. Die politische Elite verteidigt mit
allen Mitteln ihre Fehlentscheidungen, hält an jedem Irrsinn fest und
verteidigt jede noch so krude Sichtweise über aufbegehrende Bürger. Diese
Irrungen und Wirrungen werden irgendwann schwere Folgen haben. Für alle.
Seit vorgestern ist Chemnitz in aller Munde.
Journalisten, überwiegend roter Couleur, überschlagen sich jetzt in
Weltuntergangsszenarien, weil ein rechter Mob, weil rechtsextreme Hooligans und
gewaltbereite Gruppierungen die sächsische Großstadt angeblich in den Orkus
infernalischer Selbstjustiz gerissen haben. Um ein Haar hätte ich mich gefragt,
welchen Maßstab die schreibenden und filmenden Witzfiguren anlegen. Der
Vergleich mit den kriegsähnlichen Zuständen beim G20-Gipfel in Hamburg kann es
jedenfalls nicht gewesen sein. Hier darf sich Herr Scholz (SPD) als Vater
wahnwitziger Arroganz bezeichnen. Und wie man sieht, ist er die Karriereleiter nach
oben gefallen. Seit seiner Ernennung zum Vize-Kanzler und der Bildung der Groko
findet in unserem Bundestag eine geradezu orgiastische Olympiade der
Dämlichkeit statt. Jeder darf dort auf eine Medaille hoffen und niemand nimmt
zur Kenntnis, dass sich das Land verändert hat.
Angela Merkel und ihr politisches Personal, man könnte
es vergleichen mit dem Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in London. Dort
stehen schon seit Jahren regungslose Figuren, – blass, blutarm, nichtssagend,
aber hübsch zurecht gemacht – beinahe lebensecht. Sie werden von zahlenden
Zuschauern bestaunt. Übrigens, auch Erich Honecker, einst ein Kollege unserer
Kanzlerin, fristet dort sein substanzloses Dasein. Der hatte schon zu Lebzeiten
nichts begriffen und ließ sich Fähnchen winkender Weise von seinen Genossen
feiern.
Bei ihm scheint sich Merkel das Aussitzen und Einschläfern abgeschaut
zu haben. Wir Steuerzahler verhalten uns ganz ähnlich wie die Besucher von
Madame Tussauds. Wir bezahlen das Panoptikum in Berlin für ihren lebensechten
Zustand, wenngleich auch dort der Stillstand fröhliche Urständ feiert. Nur
bestaunen tun wir sie nicht. Man kann nur hoffen, dass auch die Unke aus der
Uckermark bald nach London umzieht und sich in den Kreis der wächsernen Untoten
ordentlich einfügt.
Wir können, wir müssen, wir sollen, so beginnt beinahe
jeder Satz eines Politikers, insbesondere bei dieser Frau. Sie ficht es nicht
an, ob die Justiz oder die Polizei wegen fehlenden Personals vor den
blutrünstigen Messerparties kapitulieren muss. Die Minister, Regionalpolitiker
und Bürgermeister des Landes stimmen bei jedem gewalttätigen Übergriff eines
Migranten wie die Regensburger Domspatzen ihre eingeübten Choräle an, so, wie
sie es von unserer Chefdirigentin gelernt haben. Agitprop nannte man das im Osten.
Ein falscher Ton und du warst weg vom Fenster. Nur zuhause wurden andere Lieder
gesungen.
Ja, ja, die Flüchtlingswelle hat sogar unsere
politischen Duckmäuser überrollt, die aus Angst, mangelnder Zivilcourage,
Versorgungsgier und Selbstgefälligkeit jede klare Entscheidung zum Wohle ihrer
eigenen Bürger hintanstellen. Gebetsmühlenartige Ermahnungen, die immer
wiederkehrenden Appelle, Rassisten, Fremdenfeinde, Populisten zu verurteilen,
das, Frau Merkel, ist keine Politik. Lösungen sind gefragt, Weichenstellungen,
das Befriedigen von Bedürfnissen, die ein Volk hat, deren Ängste, Nöte und
verloren gegangene Sicherheit zu respektieren und ernst zu nehmen, darauf
reagieren Bürger. Das nennt man Politik.
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