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Russland wird abgeschafft

Seit Wochen gibt es in deutschen Sendern und Fernsehgesellschaften nur noch ein einziges Thema. Krieg. Und das in allen Tonarten und aus allen Perspektiven. Russenbashing, der neue „Intercity“, auf dem so ziemlich alles aufspringt, was sich für wichtig hält oder sich einen Vorteil verspricht.

 


Da gibt es keinen Raum mehr für deutsche, gesellschaftspolitische Themen. Und nur noch mühsam schaffen es die Covid-Fetischisten, einige Sendeminuten für sich herauszuschlagen, um nicht völlig in Vergessenheit zu geraten. Selbst unsere zahlreichen Viren-Experten sind nahezu vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Kein Schwein will mehr deren Meinung hören. Seit dem Ukraine-Krieg fristen Virenschwurbler, Pandemie-Mathematiker und selbsternannte Covid-Experten ein Dasein in der Bedeutungslosigkeit. Lediglich unsere aller Ego-Impfer Karl versucht in den kurzen „Kampfpausen“ die Bürger mit Todesdrohungen und Killervarianten noch ein wenig abzulenken.

Wie es scheint, haben Politik, Medien mitsamt der schmierenden Journaille ihre Ressourcen gebündelt, um ganz Russland und dessen Existenz mit Stumpf und Stiel auszumerzen. Da wird nichts ausgelassen. Was russisch klingt oder danach aussieht, riecht, schmeckt oder sich wie russisch anfühlt, steht auf dem Index völliger Ablehnung. Ganz egal um was es sich handelt. Selbst das Ehrenmal in Berlin an der Straße des 17. Juni mit den historischen russischen Panzern soll entfernt werden, wenn es nach der Umweltsenatorin Jarasch geht. Wie man sieht, hängt Kultur vom politischen Tagesgeschehen ab. Diesen Marx hat man auch reihenweise von den Sockeln ostdeutscher Städte geschubst, als die Mauer fiel.

Wenn die Deutsche Politiker und ihre Staatsmedien durchknallen, dann aber richtig. Halbe Sachen werden hierzulande nicht geduldet, es sei denn, es geht um Rentenbezüge für Geringverdiener oder ukrainische Falschparker in Innenstädten. Nun geht es nach dem Motto:

"Wollt ihr die totale Stigmatisierung?"

Und die Herde brüllt: "ja". München hat sofort begonnen und vor einem halben Jahr den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker Walerij Gergijew fristlos entlassen, weil er sich nicht „ordnungsgemäß“ von Wladimir Putin distanziert hat. Und weil man in Bayern immer gleich Nägel mit Köpfen macht, wurde auch gleich die russische Opernsängerin Anna Netrebko an die frische Luft gesetzt.

Vielleicht sollte man diesem Herrn Söder vorschlagen, Fjodor Dostojewski, Alexander Puschkin, Leo Tolstoi und Anton Tschechow aus sämtlichen Buchhandlungen und Bibliotheken Deutschlands zu verbannen. Selbstredend könnte man über die gesamte singende Opernmischpoke wie Galina Wischnewskaja, Jelena Obraszowa, Igor Morosow und Dmitrij Chworostowskij ein weltweites Sing- und Auftrittsverbot verhängen. 

Da wir schon beim Ausmerzen russischer Kulturgüter sind, könnte man auch gleich die russisch-orthodoxen Kirchen und historischen Kleinode auf deutschem Boden abreißen. Und wer sich kulturell am Abend im heimischen Wohnzimmer mit der Nussknackersuite von Tschaikowsky entspannen will, läuft Gefahr, zum Staatsfeind erklärt zu werden. Wir werden wohl auch die Werke von Modest Mussorgsky mitsamt seinem Boris Godunow einstampfen müssen, wenn wir noch als regierungskonforme Bürger gelten wollen.

Russischer Wodka ist in unseren Supermärkten so gut wie nicht mehr zu finden. Vom russischen Beluga-Kaviar will ich erst gar nicht reden. Ich wills mal so sagen: wenn plötzlich die Supermärkte russischen Vodka aus den Regalen verbannen, ist das an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Der Bayerische Rundfunk – wer sonst – verkündete, dass deutsche Händler sämtliche russische Waren aus dem Sortiment nehmen. Selbst COOP, Netto, EDEKA, REWE und Aldi schließen sich dem Boykott an und verzichten auf russische Produkte. 

Nun ja, was Aldi recht ist, müsste dann an den Tankstellen billig sein. Vermutlich werden wir in Kürze nur noch grünen Strom für den Betrieb unserer Autos bekommen. Russlandreisen oder gar Urlaube werden auf Jahrzehnte hinaus verpönt sein. Aber für solche Reichweiten werden diese Fahrzeuge ja auch nicht gebaut. Es reicht für grüne und rote Polithasardeure, wenn der herkömmliche Autofahrer in seiner Region bleibt. Insofern wäre es nicht nur logisch, sondern auch nachhaltig, würde man auf sämtlichen Landkarten das russische Territorium tilgen, zumindest aber schwärzen. 

Angesichts solcher Entwicklungen in Deutschland muss man sich ernsthaft fragen, ob diese überempörten Pseudo-Humanisten noch alle Kekse in der Dose haben. Ach, ich vergaß..., für moralische Überlegenheit gibt es ja in Deutschland neuerdings die "opportunistische Verdienstmemaille am Bande" und naürlich Applaus. Maximale Ausgrenzung ist unsere neue Solidarität und wehe, da äußert sich irgendjemand, er habe einen russischen Freund. Selbst wenn jemand mit ungeimpften Subjekten Kontakte pflegt, ist er in der Nachbarschaft und bei Kollegen unten durch. Gott sei Dank heißt es ab jetzt nur noch: Die Ukraine muss gerettet werden. Dabei sein ist alles. Dann darf man schon mal eine Impfung versäumt haben. 

Ich wills ja nicht auf die Spitze treiben, aber von nun an können die in Deutschland lebenden Russen, die ihren Präsidenten am liebsten hinterrücks meucheln würden, sich anschließend nicht einmal mehr richtig besaufen. Und weil unsere ach so humanen und lupenrein moralischen, deutschen Unternehmer und Verbände es diesem Putin alle mal so richtig zeigen wollen, dürfen nur noch ukrainische Flaggen gehisst werden. Sogar der Fußballverband FIFA lässt es sich nicht nehmen, Putin die rote Karte zu zeigen. Ein russischer Fußballer in einem deutschen Bundesligaverein hat zurzeit verdammt schlechte Karten, wenn er Putin nicht mindestens einen Verbrecher nennt und ihn öffentlich verurteilt.

Man kann es kaum glauben, dass ausgerechnet die FIFA mitsamt ihrem höchst fragwürdigen Chef Gianni Infantino aus „moralischen Gründen“ den Vereinen das Kicken mit russischen Fußballern verbieten will. Nun ja, ich will nicht hetzten, wenn sich der ehemalige Schalker Finanzchef eine eigene Meinung bildet und meint: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner derzeit ein Spiel gegen eine russische Mannschaft spielen kann.“ Ich sags mal so: „Können täten sie schon. Nur dürfen täten sie nicht.“

Dass Schalke 04 die Trikots des Gasprom-Sponsors ausgemustert hat, wundert nicht. Bedauerlicherweise ist jetzt auch das schöne Geld futsch. Die FIFA jedoch hat kein Problem damit, die Fußballweltmeisterschaft in Quatar abzuhalten. Olympia in China war schließlich auch sehr schön. Man kriegt die Motten, wenn man hört, dass auch in England eine Art Solidaritätsseuche ausgebrochen ist.

Völlig sinnbefreite Diskussion sind darüber entbrannt, ob man angesichts des russischen Einmarsches in der Ukraine, wie man russische Oligarchen wie Abramowitsch am effektivsten enteignen könnte. Es ist geradezu faszinierend, wenn sich plötzlich alle Welt an eigene Werte erinnert, obwohl man sie jahrelang vorher der eigenen Geldvermehrung und Marktgewinnung geopfert hat.

All jene, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit ihre Solidarität mit „Je suis hebdo“ bekundet haben und heute mit „je suis Ukraine“ auf sich aufmerksam machen, bedienen sich lediglich einer völlig wertfreien Floskel, um auf sich aufmerksam zu machen. Und wer nicht die auf Stromlinie getunten Moralfloskeln bei jeder Gelegenheit öffentlich bekundet, wird genauso energisch hingerichtet, wie ein Maskenverweigerer und Covidkritiker.

Wer da alles auf einmal seine innere Moral entdeckt, und seine Solidarität werbewirksam in Mikrophone und Kameras blökt, überrascht nahezu jeden, der noch in der Lage ist, einigermaßen zu differenzieren. Es ist ja durchaus richtig, wenn Politiker sich klar äußern, ihre Standpunkte vertreten und Staatssanktionen als Druckmittel für die schnelle Beendigung eines menschenverachtenden Krieges einsetzen. Ob man nun den Ukrainer schwere Waffen und Panzer liefern soll oder nicht, ist auch so eine Gretchenfrage. Vor allem, wenn die Retourkutsche Atomkrieg in Europa heißen könnte.

In der Ukraine-Rettungs-Euphorie dürfen solche Petitessen wie Atomkrieg auf deutschem Boden keine Rolle spielen, solange man mit Sensationsnachrichten, Feuer, Tod, Blut und Leid im Gespräch bleiben kann und gutes Geld verdient. Auch wenn ein Herr Vettel, ein mehr oder weniger erfolgloser Rennfahrer erklärt, mit seinem Formel Eins-Boliden keine Runden mehr in Sotschi drehen zu wollen, ist das sein ganz persönlich gewählter Gottesdienst. Deshalb fällt keine Bombe weniger. Nun ja, er könnte aber auch die Klappe halten

Würden all diese telegen und mediengeil auftretenden Persönlichkeiten mit ernst zu nehmenden und ganz praktischen Hilfsangeboten Kriegsflüchtlingen oder in Not geratenen Opfern unterstützen und weniger wohlfeile Statements abgeben, würde ich ihnen tatsächlich Respekt zollen. Doch wenn die Moral plötzlich zum geldwerten Image-Faktor wird, mit der man die Aufmerksamkeit auf sich und sein Unternehmen lenken will, ist das nicht nur kläglich, sondern auch arm. Hilfe und Beistand bedürfen weder der Presse, der Kameras und lautstarker Statements. Sie erfolgt im Stillen. Die Kameras und der Beifall kommen dann von ganz alleine.

Vielleicht sollte man diesen ach so solidarischen Menschen in Erinnerung bringen: Nicht Bürger sind für Kriege verantwortlich, sondern ausschließlich Politiker. Sie sind es auch, die für Ausgrenzungen werben und Sündenböcke stilisieren. Damit es auch klappt - das mit dem Ausgrenzen! 

 

Kommentare

  1. Hervorragende Analyse - exakt so ist es - und der Michel kriecht klatschend und kritiklos im Gleichschritt!

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