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Russland wird abgeschafft

Seit Monaten gibt es in deutschen Sendern und Fernsehgesellschaften nur noch ein einziges Thema. Krieg. Und das in allen Tonarten. Russenbashing, der neue „Intercity“, auf dem so ziemlich alles aufspringt, was sich für wichtig hält oder seiner jämmerlichen Persönlichkeit neuen Glanz verleihen will.

 


Es gibt keinen Raum mehr für deutsche, gesellschaftspolitische Themen. Und nur noch mühsam schaffen es die Covid-Fetischisten, einige Sendeminuten für sich herauszuschlagen. Selbst unsere zahlreichen Viren-Experten sind nahezu vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Kein Schwein will mehr deren Meinung hören. Seit dem Ukraine-Krieg fristen Virenschwurbler, Pandemie-Mathematiker und selbsternannte Covid-Experten ein Dasein in der Diaspora der Bedeutungslosigkeit. Lediglich unsere aller Ego-Impfer Karl versucht in den kurzen „Kampfpausen“ die Bürger mit Todesdrohungen und Killervarianten noch ein wenig abzulenken.

Wie es scheint, haben Politik, Medien mitsamt der schmierenden Journaille ihre Ressourcen gebündelt, um ganz Russland und dessen Existenz mit Stumpf und Stiel auszumerzen. Da wird nichts ausgelassen. Was russisch klingt oder danach aussieht, riecht, schmeckt oder sich wie russisch anfühlt, steht auf dem Index völliger Missachtung. Ganz egal um was es sich handelt. Russische Ehrenmale, Denkmäler oder Straßennamen in Berlin und anderswo werden rückstandslos geschleift. Schließlich haben die Büsten und Statuen von Karl Marx auch reihenweise dran glauben müssem, als die Mauer fiel.

Wenn Deutsche Politiker und ihre Staatsmedien durchknallen, dann aber richtig und nachhaltig. Energie-Verschwender, Ausdauerduscher und SUV-Fahrer werden ebenso gnadenlos als Umweltschweine diskreditiert, wie russische Bürger, die sich versehentlich nach Deutschland verirren. Halbe Sachen werden hierzulande nicht geduldet. Es sei denn, es geht um ukrainische Falschparker in Innenstädten oder bewaffnete Sozialbesucher in düsteren Stadtteilen. Fortan geht es nach dem Motto: 

"Wollt ihr die totale Stigmatisierung?"

Und die Herde brüllt: "ja". Gerade machen mich die neuesten Nachrichten fassungslos. Heute diskutieren in Hamburg allen Ernstes scheinbar reflektierte Zeitgenossen lebhaft darüber, ob es zumutbar sei, die Opernsängerin Anna Netrebko in der Elbphilharmonie auftreten zu lassen oder nicht. Nun ja, die russische Diva hat schon in Bayern leidvolle Erfahrungen machen müssen. 



Schließlich hat man in München auch nicht lange gefackelt und dort vor einem Jahr den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker Walerij Gergijew fristlos entlassen, weil er sich nicht „ordnungsgemäß“ von Wladimir Putin distanziert hat.

Und weil man in Bayern wie in Berlin stets Nägel mit Köpfen macht, wurde die russische Opernsängerin Anna Netrebko vor einem Jahr an die frische Luft gesetzt, bevor sie das erste russische Hohe C singen konnte. Vielleicht sollte man Herrn Söder vorschlagen, Fjodor Dostojewski, Alexander Puschkin, Leo Tolstoi und Anton Tschechow aus der Münchner Staatsbibliothek zu verbannen, bevor dort das Literaturklima völlig versaut wird. Selbstredend könnte man über die gesamte trällernde Opernmischpoke wie Galina Wischnewskaja, Jelena Obraszowa, Igor Morosow und Dmitrij Chworostowskij ein weltweites Sing- und Auftrittsverbot verhängen. 

Und da wir schon beim Ausmerzen russischer Kulturgüter sind, könnte man auch gleich die russisch-orthodoxen Kirchen und historischen Kleinode in unserem Land dem Erdboden gleich machen. Und wer sich kulturell am Abend im heimischen Wohnzimmer mit der Nussknackersuite von Tschaikowsky entspannen will, läuft Gefahr, zum Staatsfeind erklärt zu werden. Wir werden wohl auch die Werke von Modest Mussorgsky mitsamt seinem Boris Godunow einstampfen müssen, wenn wir noch als regierungskonforme Bürger gelten wollen.

Russischer Wodka ist in unseren Supermärkten so gut wie nicht mehr zu finden. Vom russischen Beluga-Kaviar will ich erst gar nicht reden. Ich wills mal so sagen: Wenn die Supermärkte russische Produkte aus den Regalen verbannen, ist das an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. COOP, NETTO, EDEKA, REWE und ALDI haben sich dem staatsgenehmen Boykott gebeugt und verzichten auf russische Produkte. 

Nun ja, was Aldi recht ist, müsste dann an den Tankstellen billig sein. Vermutlich werden wir in Kürze nur noch grünen Strom für den Betrieb unserer Autos bekommen. Mit russischem Öl ist schließlich Sense, was dazu führt, dass auch der Strom knapp wird. Bald können die Tesla-Fahrer ihre Autos spazieren schieben. Den grünen Polithasardeuren wird’s recht sein, wenn der herkömmliche Autofahrer zuhause bleibt. Insofern wäre es nicht nur logisch, sondern auch nachhaltig, würde man auf sämtlichen Landkarten das russische Territorium tilgen, zumindest aber schwärzen, bevor jemand auf die Idee kommen sollte, die russische Taiga besuchen zu wollen. 

Angesichts solcher Entwicklungen in Deutschland muss man sich ernsthaft fragen, ob diese überempörten Pseudo-Humanisten noch alle Kekse in der Dose haben. Ach, ich vergaß..., für moralische Überlegenheit gibt es ja in Deutschland neuerdings die "opportunistische Verdienstmedaille am Bande" und natürlich Applaus.

Maximale Ausgrenzung ist unsere neue Solidarität und wehe, da äußert sich irgendjemand, er habe einen russischen Freund. Bis vor Kurzem war es noch verpönt, mit ungeimpften Subjekten Kontakte zu pflegen. Wehe man trifft nun einen ungeimpften russischen Freund, das könnte ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden. Gott sei Dank heißt nur noch: Die Ukraine muss gerettet werden. Dabei sein ist alles. Dann darf die vierte Impfung schon mal hinten anstehen.

Ich sehe es noch kommen, dass in Deutschland lebende Russen, die ihren Präsidenten gerne hinterrücks meucheln würden, von unserer Regierung mit einer Kiste Underberg ausgezeichnet werden. Und weil unsere ach so humanen und lupenrein moralischen, deutschen Unternehmer und Verbände es diesem Putin alle mal so richtig zeigen wollen, dürfen nur noch ukrainische Flaggen gehisst werden. Nachts kann man sie freilich nicht mehr bewundern. Beleuchtungsverbot. 

Auch der Fußballverband FIFA lässt es sich nicht nehmen, Putin die rote Karte zu zeigen. Ein russischer Fußballer in einem deutschen Bundesligaverein hat zurzeit verdammt schlechte Karten, wenn er Putin nicht mindestens einen Verbrecher nennt und ihn öffentlich verurteilt.

Man kann es kaum glauben, dass ausgerechnet die FIFA mitsamt ihrem höchst fragwürdigen Chef Gianni Infantino aus „moralischen Gründen“ den Vereinen das Kicken mit russischen Fußballern verboten hat. Nun ja, ich will nicht hetzten, wenn sich der ehemalige Schalker Finanzchef sogar eine eigene Meinung bildet und meint: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner derzeit an einem Spiel gegen eine russische Mannschaft mitmachen kann.“ Ich sags mal so: „Können täten sie schon. Nur dürfen täten sie nicht.“

Dass Schalke 04 die Trikots des Gasprom-Sponsors ausgemustert hat, wundert nicht. Bedauerlicherweise ist jetzt auch das schöne Geld futsch. Die FIFA jedoch hat kein Problem damit, die Fußballweltmeisterschaft in Qatar abzuhalten. Olympia in China war schließlich auch sehr schön. Man kriegt die Motten, wenn man hört, dass auch in England eine Art Solidaritätsseuche ausgebrochen ist und russische Künstler ausweisen will. Die längst vergessene Sippenhaft feiert in ganz Europa fröhliche Urständ. Besonders konsequent sind in dieser Hinsicht deutsche Politiker, die in suizidalem Euphemismus sich selbst die eigene Lebensader des russischen Gas abgedreht haben.

Völlig sinnbefreite Freudentänze in den Abgeordnetenreihen, weil Sanktionsfanatiker russische Oligarchen wie Abramowitsch enteignet und deren Yachten beschlagnahmt haben. Das ist geradezu kindisch, kaufen die sich doch am nächsten Tag eine Neue. Noch größer, noch schöner und noch teurer. Es ist geradezu faszinierend, wie sich alle Welt an eigene moralische Werte erinnert, obwohl sie sich jahrelang der eigenen Geldvermehrung und Marktgewinnung eingesetzt hat.

All jene, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit ihre Solidarität mit „Je suis Hebdo“ bekundet haben und heute mit „je suis Ukraine“ auf sich aufmerksam machen, bedienen sich mit Vorlieben völlig wertfreier Floskeln, um auf sich aufmerksam zu machen. Und wer nicht seine auf Stromlinie getunte Konformität bei jeder Gelegenheit öffentlich bekundet, wird genauso energisch hingerichtet, wie ein Maskenverweigerer, Wachlappenverweigerer oder Covidkritiker.

Wer da alles auf einmal seine frenetische Solidarität entdeckt und werbewirksam in Mikrophone und Kameras blökt, überrascht jeden, der noch alle Snapsen in Funktion hat. Es ist ja durchaus richtig, wenn Politiker sich klar äußern, ihre Standpunkte vertreten und Staatssanktionen als Druckmittel für die schnelle Beendigung eines menschenverachtenden Krieges einsetzen. Ob man nun den Ukrainern schwere Waffen und Panzer liefern soll oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein, solange man die eigene Bevölkerung damit nicht in den Schlamassel reißt. Vor allem, wenn die Retourkutsche Atomkrieg in Europa heißen könnte.

In der Ukraine-Rettungs-Euphorie dürfen solche Petitessen wie Atomkrieg auf deutschem Boden keine Rolle spielen, solange man mit Sensationsnachrichten, Feuer, Tod, Blut und Leid im Gespräch bleiben kann und gutes Geld verdient. Ob nun ein Herr Vettel erklärt, mit seinem Formel Eins-Boliden keine Runden mehr in Sotschi drehen zu wollen, ist so Banane wie ein Plattfuß. Deshalb fällt keine Bombe weniger. Nun ja, er könnte aber auch die Klappe halten

Vielleicht sollte man diesen ach so solidarischen Menschen in Erinnerung bringen: Nicht Bürger sind für Kriege verantwortlich, sondern ausschließlich Politiker. Sie sind es auch, die für Ausgrenzungen werben und Sündenböcke stilisieren. Damit es auch klappt - das mit dem Ausgrenzen! 

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